Schüler-Nein zu Praxismatura

Vorarlberg / 29.03.2021 • 18:56 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Menüplanung, Kochen und Servieren sind wesentliche Bestandteile einer Matura an HLW und Tourismusschulen. Den SchülerInnen fehlt heuer die Praxis.VN/Hartinger
Menüplanung, Kochen und Servieren sind wesentliche Bestandteile einer Matura an HLW und Tourismusschulen. Den SchülerInnen fehlt heuer die Praxis.VN/Hartinger

Landesschulsprecherin Annika Wakolbinger ortet Unfairness durch Prüfung.

Bregenz Zum zweiten Mal nacheinander müssen Matura und andere Abschlussprüfungen unter besonderen Umständen stattfinden. Eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Konflikte sind vorprogrammiert.

Jetzt regt sich Widerstand bei Schülern berufsbildender höherer Schulen und Berufsschulen (BHS). Im Zentrum des Unmuts stehen die praktischen Abschlussprüfungen an höheren Lehranstalten für wirtschaftliche Berufe sowie an Tourismusschulen. Diese werden gewöhnlich am Ende der vierten Klasse noch vor dem eigentlichen Maturajahr abgelegt und sind Teil der Reifeprüfung.

Prüfungen nur freiwillig

„Man sollte diese praktischen Prüfungen so wie im letzten Jahr aussetzen und nur auf Basis von Freiwilligkeit durchführen“, fordert BHS-Landesschulsprecherin Annika Wakolbinger (19). „Wir sind durch den monatelangen Ausfall des Präsenzunterrichtes einfach ungenügend auf diese Prüfung vorbereitet. Wir mussten viel zu Hause kochen, zum Teil alles abfotografieren und zu unseren Lehrern schicken. Das ist nicht fair. Zumal es für die Schüler unterschiedliche Rahmenbedingungen gegeben hat“, argumentiert die Landesschulsprecherin.

Gerade die Schülerinnen und Schüler von HLW und Tourismusschulen hätten den Präsenzunterricht dringend notwendig gehabt, ihn aber nur unzureichend erhalten. „Die Schulen kommen uns im Hinblick auf die Abschlussprüfung zwar entgegen, reduzieren die Aufgabengebiete. Und trotzdem: Man hätte es so machen sollen wie im Vorjahr“, bleibt Wakolbinger kompromisslos.

Berufsschüler ignoriert

Roni Hoti (23), Sprecher der Vorarlberger Berufsschüler, schlägt in dieselbe Kerbe. „Uns Berufsschüler hat man überhaupt bei allen Überlegungen bezüglich Abschlussprüfungen wieder außen vor gelassen“, ist er überzeugt. „Da hat es überhaupt kein Bemühen gegeben, ein den Umständen Rechnung tragendes Konzept zu erstellen. Für uns gilt auch jetzt: Die Prüfungen finden in standardisierter Form wie immer statt“, beschwert sich Hoti. Für die Lehrlinge hätte es branchenbezogen völlig unterschiedliche Voraussetzungen gegeben. „Ich bin Elektriker. Da ist es ja noch gegangen. Aber was bitte machen Kolleginnen und Kollegen in der Gastronomie? Die konnten über Monate in der Praxis überhaupt nichts lernen“, führt der Berufsschülersprecher an.

Zumutbar

Andreas Kappaurer (59), pädagogischer Leiter der Bildungsdirektion Vorarlberg, hält die Durchführung von praktischen Prüfungen für HLW-, Tourismus- und Berufsschüler für zumutbar.

„Mir ist klar, dass die Schüler in Bezug auf ihre praktische Ausbildung unterschiedliche Voraussetzungen hatten. Eine Abschlussprüfung in abgespeckter Form ist dennoch möglich. Gerade im Bereich Praxis gibt es meiner Meinung nach genug Spielraum für die Lehrer, um auf die speziellen Umstände Rücksicht zu nehmen. Es war ja auch nicht so, dass für Praxisübungen die Schulen während der ganzen Zeit des Lockdowns geschlossen waren. Da gab es Möglichkeiten für Unterricht in praktischen Übungen.“ Kappaurer sieht die praktischen Fächer als Schwerpunktbereiche von HLW und Tourismusschulen. Die Entscheidung des Bildungsministeriums zur Durchführung der Prüfungen unter Berücksichtigung der besonderen Rahmenbedingungen ist für ihn nachvollziehbar.

„Durch monatelangen Ausfall des Praxisunterrichts sind wir ungenügend vorbereitet.“

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