Annelies: „Das Leben hört mit dem Tod nicht auf“

Annelies Kaltenegger (74) ist seit ihrer Erstkommunion eng mit Gott verbunden. Damals kam er am Altar als „Gefühl“ zu ihr.
Klösterle Annelies Kaltenegger (74) war schon als Jugendliche davon überzeugt, dass es keinen Tod gibt und alle Menschen überleben, die physisch sterben. Sie war 14 als ihr Vater Karl seinen Körper ablegte. Annelies liebte ihn so sehr, „dass ich für ihn die ganze Familie hergegeben hätte“. Nach seinem Tod kam er im Traum zu ihr. „Er saß an meinem Bett. Ich sagte zu ihm: ‚Papa, jetzt darfst du nicht mehr fortgehen.‘ Er antwortete: ‚Ich muss gehen und kann nicht mehr bei euch bleiben.‘ Dann ging er zur Tür hinaus.“ Seine Tochter schloss daraus, dass das Leben mit dem Tod nicht aufhört, dass es ein Weiterleben nach dem physischen Tod gibt und ihr Vater lediglich in die göttliche Heimat zurückgekehrt war.
„Es war ein Gefühl, als ob ich zu Hause wäre und Gott bei mir ist.“
Annelies Kaltenegger, Witwe
Seit ihrer Erstkommunion ist Annelies mit Gott eng verbunden. Die damals Achtjährige stand am Altar, als sich plötzlich ein wohliges Gefühl in ihr ausbreitete. „Es war, als ob ich zu Hause wäre und Gott bei mir ist.“ Dieses Gefühl hat sie bis heute nicht verlassen. „Selbst in düsteren Zeiten ist es immer da gewesen.“ Das Leben schonte Annelies nicht.
Ihre Ehe mit Hans war überschattet von seiner tiefen Traurigkeit. „Er war ein Pflegekind und hatte eine schwierige Kindheit.“ Der Glaube half ihr, die Tiefen des Lebens zu meistern. „Der Herrgott gab mir immer Halt und Trost. Ich bin mit ihm so verbunden, wie ich mit meiner Familie verbunden bin.“
Das Leben schenkte Annelies auch Freuden. Kinder waren ihr größtes Glück. „Sie waren meine Welt.“ Mit Liebe und Freude zog die Klostertalerin die drei Töchter groß. Annelies nahm auch Kinder von Gastwirten auf. „Sie waren meistens an den Wochenenden bei mir.“ Auch ein Nachbarkind betreute sie mehrere Monate. Die Nähe zu Kindern tat ihr gut. „Wenn man in ihre Augen schaut, sieht man den Himmel. Kinder wissen noch um ihre wahre Heimat, die bei Gott ist. Diese Geborgenheit umgibt sie noch.“
Großes Gottvertrauen
Wer Kinder hat, sorgt sich um sie, vor allem wenn sie anfangen, ihre eigenen Wege zu gehen. „Ich habe abends immer alles dem Herrgott übergeben und ihn darum gebeten, mir die Mädchen gesund heimzubringen.“ Annelies hat immer auf Gott vertraut, in jeder Lebenslage und bei jedem Problem. „Oft kommt es anders als wir es uns vorstellen. Manchmal staunen wir, weil es besser kommt als wir gedacht haben.“ Aber auch sie kann die Tatsache nicht wegerklären, dass im Leben schlimme Dinge geschehen, Kinder zum Beispiel von ihren Eltern wegsterben. Sie ortet aber einen Sinn hinter den Tragödien des Lebens: „Gold kommt in den Ofen, damit es schmilzt und rein wird. Auch wir kommen in den Ofen, damit unser Charakter beziehungsweise unsere Seele schöner wird.“
Sie selbst versank nie in ihrem Leid und ihrer Trauer. „Der Himmelvater will, dass wir fröhlich sind und Freude am Leben haben, auch wenn es nicht immer ein Honiglecken ist.“ Selbst nach dem Tod ihres Mannes im vergangenen November war Annelies nicht traurig. „Ich weiß ja, dass er dort, wo er jetzt ist, gut aufgehoben und in Gott geborgen ist“. Sein schöner „Heimgang“ beruhigte sie: „Hans hob noch einmal kurz den Kopf und lächelte. Dann machte er zwei Atemzüge und war fort.“ Annelies und Hans hatten sich alles gesagt, was zu sagen war. „Ein paar Tage vor seinem Tod küsste er mir in einem klaren Moment die Hände und sagte zu mir: ‚Bin ich froh, dass du da bist.‘“ Annelies verpackte ihre Liebe zu dem Mann, mit dem sie mehr als 50 Jahre das Leben geteilt und den sie drei Jahre zu Hause gepflegt hatte, in einen Satz: „Ich habe dich gern“, entgegnete sie ihm schlicht. Sein Tod wurde ihr 14 Tage vorher angekündigt. „Meine verstorbene Mama kam im Traum zu mir und sagte: ‚Jetzt geht es nicht mehr lange.‘“