Einzigartig im ganzen Land

Ein Spottname, der sich bis heute gehalten hat.
Bludenz Wohl kein anderer Straßenname in Bludenz wurde lokalhistorisch bereits so genau untersucht wie die Sturnengasse. Dies liegt vor allem auch daran, dass die Bedeutung des Namens noch immer nicht restlos geklärt werden kann.
Historisch haltbar sind weder eine veränderte Schreibweise als Sturmgasse, die sich auch in der zeitweise verwendeten Form Kreiengasse (abgeleitet von „krey“, „Sturm schlagen“) niederschlug, noch eine Ableitung vom Familiennamen „Sturn“, da zu dieser Zeit wohl kaum ein ganzer Stadtteil nach einer wenig bedeutenden Familie benannt worden wäre.
Narren- oder Säufergasse
Dennoch bietet der Familienname „Sturn“ möglicherweise eine Erklärung: Wenn sich aus dem romanischen Begriff „stuorn“ (bedeutet so viel wie „verrückt, verwirrt, betrunken“) ein Familienname entwickeln konnte, wäre es denkbar, dass man damit auch die Bewohner eines ganzen Straßenzuges, wenig schmeichelhaft, so bezeichnete. Auf einen Spottnamen weisen auch weitere verwendete Bezeichnungen (Narrengasse oder Säufergasse) hin.

Dass sich der Name Sturnengasse halten konnte – es ist ja nicht auszuschließen, dass auch andere Straßen ähnliche Übernamen hatten –, hat möglicherweise auch einen sozialgeschichtlichen Hintergrund. In dieser Gasse lebte seit dem 17. Jahrhundert die ärmere Bevölkerungsschicht und bis ins 19. Jahrhundert blieb es das am stärksten bäuerlich geprägte Stadtviertel. Unbegünstigt war das Altstadtviertel durch den Straßenverlauf abseits des Durchzugsverkehrs und abseits des Geschäftslebens. Das geht aus den steuerlichen Abgaben sowie aus einem Vergleich frühester Aufnahmen der Innenstadt hervor.
Inzwischen hat sich der Name Sturnengasse längst eingebürgert.Zumindest in Bludenz, denn ihre Einzigartigkeit kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass es die einzige Gasse mit einer solchen Bezeichnung in ganz Vorarlberg ist. SES
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