Gericht: Brutalen Ehemann geschützt und dafür verurteilt

27-jähriges Opfer stand unter Druck der Familie, log deshalb und wurde nun bestraft.
Feldkirch Der Druck, der auf der jungen Mutter lastet, ist enorm groß. Sie stammt aus Ex-Jugoslawien, ob sie in Österreich bleiben darf, ist noch nicht sicher. Zurzeit macht sie einen Deutschkurs, eine Anstellung hat sie in Aussicht. Bei der Verhandlung am Landesgericht Feldkirch ist die Frau verzweifelt, sie weint und bringt kaum einen Satz heraus.
Blaue Flecken ist sie mittlerweile gewohnt, grobe Worte ihres Mannes auch, doch offenbar sieht sie momentan keine Chance, dieser Ehe zu entkommen. Ihr Mann wurde wegen der körperlichen Übergriffe bereits verurteilt. Und das, obwohl die Frau im letzten Moment im Prozess versuchte, ihm die Stange zu halten, und die von ihr zunächst erhobenen Vorwürfe schön redete.
Zur Anzeige ermuntert
Ein Nachbar hörte das Geschrei in der Familie, sah die Verletzungen der Frau und ermunterte sie, endlich Anzeige zu erstatten. Im Verfahren sagte sie dann plötzlich aus, sie habe gelogen, ihr Mann habe sie nie geschlagen. Die Idee zur Anzeige sei vom Nachbarn gekommen, der habe ihr geraten, den Gatten zu belasten. Falsche Beweisaussage und Verleumdung sind keine leichten Sachen und das ist der Frau heute auch klar.
Verteidiger Hubert Kinz betont, wie problematisch die Situation der Angeklagten ist. Die Familie, die Kultur, gewohnte Verhaltensmuster, dazu der Umstand, dass zurzeit die Frauennotwohnungen voll seien und der Mann dem Alkohol ziemlich zuspreche. Außerdem sei die Frau psychisch derzeit nicht in der Verfassung, ihren Mann zu verlassen, weil sie auch finanziell von ihm abhängig sei. Ein Teufelskreis mit wiederkehrenden Wegweisungen des Mannes, danach wieder ein erzwungenes gemeinsames Leben auf engstem Raum. „Meine Mandantin hat damals gelogen, weil sie den Ernährer der Familie ‚retten‘ wollte, sie selbst ist ja völlig mittellos. Sie hat wirklich Druck von allen Seiten“, erklärt Kinz.
Unschuldig verdächtigt
„Wir haben Verständnis für die schwierige Situation, doch hier wurde ein Unschuldiger, der die Angeklagte schützen wollte, mit hineingezogen“, macht die Staatsanwältin klar, dass es ohne Strafe nicht geht. „Das ist mir klar, es tut mir auch sehr leid“, stammelt die Frau in jenem Deutsch, das sie sich bereits angeeignet hat. Mildernd sind das Geständnis, die bisherige Unbescholtenheit und die schwierige Situation, in der sich die Frau befindet. 600 Euro muss sie bezahlen, weitere 600 Euro gibt es auf Bewährung. Die Strafe kann sie in zwölf Raten zu je 50 Euro abstottern. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.