Ein Cowboy aus Vorarlberg

Lothar Stroppa hat sich ganz und gar dem Westernreiten verschrieben.
Stallehr Lothar Stroppa kommt aus seinem Pferdestall. Soeben hat er die morgendliche Stallarbeit gemacht und sein Pferd Yuma zum Morgenritt gesattelt. Wie er so daherkommt, das Wetter ist heute nicht besonders, denkt man unwillkürlich an John Wayne. Groß gewachsen, breitkrempiger Hut, der gegen Sonne und Regen schützt, der lange Mantel und hochhackige Cowboystiefel, zieht der Westernreiter Stroppa sein Pferd aus dem Stall heraus, nur steht der Stall nicht in Texas, sondern in Stallehr und Lothar betreibt das Westernreiten als Hobby.
Wendige Pferde
Im Gegensatz zur englischen oder europäischen Reitweise, so erzählt der begeisterte Reiter, sollten die Pferde beim Western auf Gewichtshilfen reagieren und selbstständig mitarbeiten. Die Cowboys haben eine einhändige Zügelführung entwickelt – das sogenannte Neck-Reining. Die Cowboys mussten ihre Pferde mit einer Hand lenken können und haben 16 Stunden und mehr im Sattel verbracht. Bedingungen waren ein bequemer Sattel, wendige Pferde mit Mut und Gelassenheit. Es war irgendwann schlicht und einfach eine Arbeitsreitweise für das harte Leben auf den Rinderfarmen.
Was aber macht das Westernpferd aus? „Westernpferde sind in aller Regel Quarterhorses, Apaloosas, Paints oder Palominos“, erzählt Stroppa. „Es sind Pferde mit einer Widerristhöhe von bis zu 160 Zentimetern. Es können aber auch alle anderen Pferde- und Ponyrassen im Westernstil ausgebildet und geritten werden“, fügt er hinzu. In Europa haben sich vor allem die Haflinger als „Alpenquarter“ (liebevolle Bezeichnung unter Westernreitern) und die Freiberger einen guten Namen gemacht.
Aber nicht nur für Geländeritte ist das Westernpferd gut, es gibt, auch in Europa, Wettkämpfe, bei denen die Qualität des Reiters und des Pferdes geprüft werden. Lothar berichtet von Disziplinen wie Reining, Western Pleasure und vielen mehr, bei denen Ross und Reiter geprüft werden. Hierbei ist es wichtig, dass sich das Pferd ruhig, selbstständig und geschmeidig, ohne große Einwirkungen des Reiters, durch die Hindernisse bewegt, sich aber trotzdem jederzeit zentimetergenau dirigieren lässt.
Die Disziplin, in der mit Rindern gearbeitet wird, ist das Cutting, das ist der an Preisgeldern gemessen am dritthöchsten dotierte Sport weltweit (nach Tennis und Golf). Die Westernpferderassen haben aufgrund ihrer jahrzehntelangen Zucht als Rancharbeitspferde einen natürlichen Instinkt zur Rinderarbeit, den sogenannten Cow Sense. Das Pferd arbeitet vollkommen selbstständig am Rind. „Fast katzenartig gehen die Pferde mit den Bewegungen des Rindes mit, um zu verhindern, dass es zur Herde zurückläuft“, beschreibt der Pferdeliebhaber.
Probleme auf Feld- und Waldwegen
Auf die Frage, ob es viele Westernreiter in Vorarlberg gibt, sagt Stroppa: „Es gibt schon viele, die vom Englischen auf das Westernreiten umgestiegen sind. Es ist für Pferd und Reiter angenehmer. Allerdings gibt es Probleme mit dem Reiten auf Feld- und Waldwegen. Bei uns im Oberland sind die Talschaften sehr eng und daher gibt es sehr wenige Wege, die wir benutzen können“, bedauert Stroppa. Dazu komme, dass viele dieser Wege für Biker offen, aber für Reiter gesperrt sind. „Ich bin der Meinung, dass ein Miteinander durchaus möglich ist“, so der Pensionist, der abschließend noch eine eindringliche Aufforderung an alle Freizeitreiter richtet: „Nehmt die Hinterlassenschaften eurer Pferde immer mit und lasst sie nicht auf den Wander- und Bikerwegen liegen! Nur so kann es zu einem Umdenken kommen!“ HAB
Wo kann man Westernreiten lernen?
Stroppa Es gibt in Vorarlberg mehrere Reitschulen, unter www.awa.at kann man sich sämtliche Informationen holen.
Wenn man ein eigenes Pferd hat, ist man das ganze Jahr „angehängt“?
Stroppa Wenn man selber ein Pferd besitzen will, muss einem schon klar sein, dass man eigentlich das ganze Jahr „angehängt“ ist. Pferde können nicht wie ein Auto einfach abgestellt werden.
Was kostet ein Pferd im Ankauf und im Jahr?
Stroppa Pferde kosten von 1000 Euro aufwärts. Zugerittene können schon bis zu 30.000 Euro kosten. Im Schnitt muss man mit monatlichen Kosten von etwa 250 Euro rechnen.
Zur Person
Lothar Stroppa
Geboren 1. Jänner 1956
Familie Lebt in einer Beziehung, zwei Kinder und zwei Enkel
Beruf Partieführer bei der WLV, jetzt in Pension
Hobbys Reiten, Wandern, Radfahren, Schwimmen und die Pension genießen mit Countrymusik und Relaxen