Gekonnt in Szene gesetzt

Vorarlberg / 14.04.2021 • 14:57 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Die Aufregung um die Zukunft der Bludenzer Südtiroler Siedlung reißt nicht ab.<span class="copyright">VN/JS</span>
Die Aufregung um die Zukunft der Bludenzer Südtiroler Siedlung reißt nicht ab.VN/JS

Südtiroler Siedlung: Team Mario Leiter kritisiert jüngste PR-Aktion.

Bludenz Nachdem Bürgermeister Simon Tschann die Bewohner der Südtiroler Siedlung zur offenen Bürgersprechstunde ins Café Meran eingeladen hatte, kam nun scharfe Kritik vonseiten des Team Mario Leiter. Von einer reinen „PR-Aktion“ ist die Rede. Wie berichtet, schrieb die Alpenländische vor einem knappen Monat den rund 700 Mietern der Südtiroler Siedlung, dass leerstehende Wohnungen nicht mehr oder nur noch kurzzeitig vergeben werden und sich „die Lebensdauer der Gebäude dem Ende zuneigt“. Diese Nachricht schlug bei den Mietern hohe Wellen und sorgte für Unruhe. „Aus diesem Grund habe ich gemeinsam mit den zuständigen städtischen Mitarbeitern einen Sprechtag in der Südtiroler Siedlung abgehalten“, erklärt Tschann.

Verunsicherung spürbar gewesen

Personen von mehr als 20 Haushalten nahmen die Möglichkeit wahr, um mit dem Bürgermeister über ihre prekäre Situation zu sprechen. Die Verunsicherung sei spürbar gewesen. Zahlreiche Fragen zu den Mietverträgen, zum Zeitplan oder zum Ablauf der Sanierung seien vorgebracht worden. „Viele Menschen in der Siedlung wünschen sich Sanierungsmaßnahmen. Es wurde aber auch mehrfach betont, dass die günstigen Mieten ein wichtiges Argument für das Leben in diesem Stadtteil sind“, fasst der Stadtchef die Ergebnisse der Bürgersprechstunde zusammen.

SP-Stadtrat kritisiert vorgehensweise von VP-Bürgermeister Simon Tschann.
SP-Stadtrat kritisiert vorgehensweise von VP-Bürgermeister Simon Tschann.

„Sehr befremdlich“, findet dagegen SPÖ-Fraktionsobmann Bernhard Corn „die jüngste PR-Aktion“ des Bürgermeisters. „Wie kommen die Bewohner dazu, dass sie wie Bittsteller in ein öffentliches Lokal pilgern müssen, um dem Bürgermeister vor dem Wirt und einem Kameramann ihre Probleme zu schildern?“ Wenn nur etwa fünf Prozent der 397 Haushalte auftauchen, spreche das ohnehin Bände. Die Aktion sei „ein trauriger Abklatsch einer Bürgerbeteiligung“. Währenddessen bleibe die eigentliche Strategie des Bürgermeisters im Unklaren. „Wir würden uns von Herrn Tschann erwarten, dass er endlich Farbe bekennt und sich klar gegen den Abriss der Siedlung ausspricht“, fordert der Fraktionsobmann des Team Mario Leiter.

Siedlungssprecher als Lösung?

Man müsse laut Corn mit Struktur an die Sache herangehen und nicht mit dem PR-Revolver leeres Pulver verschießen. Anstatt eine Minderheit von Bewohnern für einen Fototermin ins Gasthaus vorzuladen, solle der Bürgermeister lieber dafür Sorge tragen, dass die Interessen aller Mieter gehört werden, ist Corn überzeugt. Dazu wäre die von Vizebürgermeister Mario Leiter vorgeschlagene Wahl eines Siedlungssprechers die gangbarste Lösung. Dies würde sicherstellen, dass alle Bewohner die Möglichkeit erhalten, ihre Sicht der Dinge einzubringen. Es gehe nun darum, ein ordentliches Bürgerbeteiligungsverfahren in Gang zu setzen. „Viele Mieter wohnen schon seit Jahrzehnten in der Siedlung. Sie ist nicht nur ihr Zuhause, sondern auch ihre Heimat“, bringt sich auch Vizebürgermeister Mario Leiter ein.

Der Schock sitzt tief

Hinzu komme, dass nicht nur die Alpenländische Heimstätte in den vergangenen 20 Jahren 7,8 Millionen Euro in die Sanierung der Anlage gesteckt habe, sondern auch die Bewohner im Vertrauen auf ihre unbefristeten Mietverträge teilweise viel Geld in die Hand genommen hätten, um ihre Wohnungen herzurichten. „Für sie kommt die Ankündigung, dass ein Abriss der Siedlung im Raum steht, wie ein Schock“, zeigt sich Leiter besorgt. Angesichts der historischen Bedeutung der Siedlung habe Leiter bereits mit dem Bundesdenkmalamt Kontakt aufgenommen. Und nicht nur das: „Wir haben uns dafür eingesetzt, dass in der nächsten Sitzung des Wohnungsausschusses Ende April eine Aussprache mit der Alpenländischen stattfindet“, verkündet Leiter.