Hohe Erwartungen an „Bregenz Mitte“

Vorarlberg / 18.04.2021 • 17:48 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Ein wichtiger Tag für die weitere Zukunft des Areals um den Bahnhof und Bregenz Mitte wird der 30. Juni.<span class="copyright">vn/Steurer</span>
Ein wichtiger Tag für die weitere Zukunft des Areals um den Bahnhof und Bregenz Mitte wird der 30. Juni.vn/Steurer

Bregenzer Parteien zur Zukunft des Bregenzer Bahnhofs. Stichtag wird wohl der 30. Juni.

BREGENZ Im Vorjahr wurde in Bregenz die „Mobilitätsdrehscheibe Bahnhof“ präsentiert. Doch nach der Bürgermeisterdirektwahl und dem Wechsel an der politischen Spitze der Stadt trat eine Nachdenkpause ein. Eine vollumfängliche und detaillierte Überarbeitung der Zierl-Studie wurde inzwischen von der Stadtvertretung beschlossen. Bis 30. Juni sollten erste Ergebnisse vorliegen.

Mit Michael Risch wählten die Bregenzer auch die Vision von „Bregenz Mitte“. Eine Vision, die sowohl die Straße wie auch die Bahn in den Untergrund verlegen würde. Die VN-Heimat hat zu diesem Thema die Meinungen der Bregenzer Parteien eingeholt.

Michael Ritsch: „Nachdem sich bei der ersten gemeinsamen Klausur alle wesentlichen Stakeholder zu einem neuen Denkansatz der Vision Bregenz Mitte bekannt haben und die Arbeitsgruppe unter der organisatorischen Leitung von Josef Valentini in den zuständigen Ausschüssen und im Stadtrat jeweils einstimmig beauftragt wurde, wird derzeit intensiv am Masterplan von der Architektengruppe ,Bregenz Mitte‘ gearbeitet“, so der Bregenzer Bürgermeister.

Unterflurstraße Citytunnel-Post

Involviert sind dabei auch international renommierte Architekten, Städteplaner und Fachleute. Parallel dazu wird die Möglichkeit einer Unterflurstraße zwischen Citytunnel und Post geprüft. Vorgesehen ist, dass der fertige Masterplan im Sommer diesen Jahres noch präsentiert wird. Die von der Stadt beauftragte Arbeitsgruppe „Bregenz Mitte“ arbeitet ehrenamtlich, weil sie an diese Vision glaubt, wie Bürgermeister Ritsch erläutert.

Beschluss für Bregenz Mitte

„Sollte dieses Projekt tatsächlich von der Mehrheit der Fraktionen in der Stadtvertretung abgelehnt werden, wäre diese große Chance endgültig vertan. Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass das im Spiel der freien Kräfte auch passieren kann. Das wäre wirklich schade, aber am Ende eine demokratische Entscheidung, die man so zur Kenntnis nehmen muss. Da muss man dann auch ehrlich zu den Menschen sein und ihnen erklären, warum dieses großartige Projekt verhindert wurde. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass die Vernunft in der Stadtvertretung über parteitaktisches Kalkül siegen wird und wir bald einen Beschluss für die Vision ,Bregenz Mitte‘ bekommen werden“, so Ritsch.

Verzögerung befürchtet

Die Bregenzer Volkspartei befürchtet, dass sich durch die Nachdenkphase der Neubau des Bregenzer Bahnhofes verzögern könnte. Veronika Marte: „Wir, die Bregenzer Volkspartei, haben nach der Wahl ganz klar signalisiert, dass wir dem neuen Bürgermeister einen gewissen Zeitraum einräumen werden, um das Projekt ,Bregenz Mitte‘ zu prüfen. Es gab bisher einige Abstimmungen zu diesem Thema, welche die Bregenzer Volkspartei unterstützt und mitgetragen hat, immer mit dem Anliegen, sich an das Datum 30. Juni 2021 zu halten. Unsere Forderung dabei ist, dass das Geld für das bisher ausfinanzierte Projekt auf keinen Fall verloren gehen darf und keiner der Partner aussteigt, vor allem die ÖBB nicht. Wir wissen, dass es in Bregenz einen neuen Bahnhof braucht und wir haben schon vor der Wahl gesagt, nur Projekte umsetzen zu wollen, die eine Unterflurlösung der Bahn auf keinen Fall verhindern werden.“

Arbeitsgruppe muss liefern

Auch die Bregenzer Vizebürgermeisterin Sandra Schoch (Grüne) möchte, dass der Bahnhof-Neubau nicht gefährdet wird: „Alle Fraktionen haben Bürgermeister Ritsch ein Zeitfenster zugestanden, um Gespräche mit den Stakeholdern zu führen, die daraus resultierende neue Arbeitsgruppe muss nun auch entsprechende Ergebnisse liefern. Dies gilt auch für die zugesagte Erhöhung des Frauenanteils in der Gruppe, bislang wurden auch hier nur Zusagen gemacht, aber keine Namen geliefert. Für uns Grüne ist zudem vor allem wichtig, dass es klare finanzielle Zusagen gibt und die wichtigsten Vertragspartner Land und ÖBB mit an Bord sind. Die ausverhandelte Finanzierung der früheren schwarz-grünen Stadtregierung von 80 Millionen muss erhalten bleiben. Denn ohne diese Finanzierung wird es keinen Bahnhofsneubau für Bregenz geben. Die ÖBB wird bis zum 30. Juni entscheiden, ob der Bahnhofsbau in Bregenz umgesetzt wird, sonst freut sich Götzis über einen Finanzierungsschub für seinen neuen Bahnhof.“

Projekt nachbessern

Die Entwicklung eines leistungsfähigen und funktionierenden Verkehrsknotenpunkts sieht auch Phi­lipp Kuner von der FPÖ für Bregenz wichtig. „Das vorliegende Projekt ist aus unserer Sicht einfach keine optimale Konzeption. Dies wurde ja auch im Wahlkampf ausführlich debattiert und dargelegt. Daher sind wir hoch erfreut und werden alle Hebel in Bewegung setzen, hier noch nachzubessern. Es ist noch vieles möglich und unser klares Ziel, hier ein zukunftsweisendes Bahnprojekt umzusetzen. Wir hoffen, dass auch die grüne Fraktion auf Landes- und städtischer Ebene endlich einsieht, dass Bregenz ein besseres Gesamtkonzept benötigt als das vorliegende. Eine nachhaltige und zukunftsfähige Bahnverbindung kann nur mehrgleisig zwischen der Schweiz, Österreich und Deutschland geführt werden. Eine öffentliche Verkehrsdrehscheibe muss lebendig sein und dazu braucht es keine monumentalen Glasdächer, sondern Gewerbe, Handel und Dienstleister vor Ort. Es muss auch eine attraktive und praktikable Verbindung zwischen Stadt und See sichergestellt sein. Auch Fahrrad- und Fußverkehr sind besser zu entflechten.“

Ungeahnte neue Möglichkeiten

„Die Neos plus Bregenz begrüßen den Beschluss, Bregenz Mitte als zentrale Agenda einer zukünftigen Entwicklung der Landeshauptstadt voranzutreiben. Die Schaffung einer leistungsfähigen mehrgleisigen Eisenbahnerschließung nach Norden wird nicht nur für Bregenz, sondern für ganz Vorarlberg lebenswichtig sein, sonst wird der Raum Vorarlberg langfristig abgehängt. Die Verlegung der Eisenbahn in den Untergrund wird ungeahnte neue Möglichkeiten für Bregenz bringen. Die Stadt kann zum See wachsen, zentrale Infrastruktur entwickeln, und sie gewinnt große Flächen für die Stadtentwicklung. Dazu hat Bregenz das Glück, über international höchst renommierte Architekten zu verfügen, die unentgeltlich für die große Aufgabe tätig sein werden“, so Stadtvertreter Dr. Wilfried Ludwig Weh. Fst