Studienautor sieht Jahrhundertvision alternativlos

Experte: Bahntrasse zwischen Lauterach und Lochau könnte in nur drei Jahren Bauzeit in den Untergrund verlegt werden.
Bregenz Die Vision einer unter der Erdoberfläche geführten Bahntrasse in Bregenz rückt näher. Während sich eine Expertengruppe um einen Masterplan für Bregenz-Mitte im Hochbau kümmert, wird eine Machbarkeitsstudie einer Unterflurtrasse der Bahn aus dem Jahr 2002 aktualisiert. Studienautor war der renommierte Ziviltechniker Gunther Zierl (65), der weltweit viele hundert Kilometer Bahnstrecken geplant hat und etwa auch für die U-Bahn in Athen verantwortlich zeichnet.

Mit seinem Unternehmen beschäftigt sich der Bludenzer seit den 70er-Jahren um mögliche Eisenbahntrassen im Großraum Bregenz. Im Auftrag von Bund, Land und Bahn hatte Zierl Anfang 2000 rund 150 Kilometer unterschiedlicher Varianten von Eisenbahnumfahrungen der Landeshauptstadt untersucht, um am Ende eine Unterflurlösung zu favorisieren. Bis heute hält er eine solche nicht nur für machbar, sondern auch für alternativlos. “Für mich steht außer Frage, dass sie kommen muss”, so Zierl im Gespräch mit den VN.
Geänderte Rahmenbedingungen
In den aktuellen Überlegungen der Stadtverantwortlichen wird eine Trassenführung verfolgt, die in der Studie nur als zweitbeste Variante hervorgegangen war. Allerdings hätten sich die Rahmenbedingungen in den letzten 20 Jahren etwas geändert, sagt der Autor. Ursprünglich wurde eine Variante favorisiert, die eine Tieferlegung der Trasse von Lauterach bis zum Bahnhof Bregenz vorsah und dort als Tunneltrasse unter dem Landhaus durch in den Pfänderhang und zurück zum See geführt werden sollte.

Ziel der Machbarkeitsstudie sei es gewesen, entsprechende Korridore für eine zukünftige Planung freizuhalten, so Zierl. Allerdings habe man sich in Bregenz nicht daran gehalten, ein Hotel (Anm.: Ibis) und die Bezirkshauptmannschaft wurden zwischenzeitlich in diesem Bereich realisiert. Diese Tatsache und Pläne, den Bahnhof weiter in Richtung Kaiserstraße zu verlegen, würden jetzt klar für eine Unterflurvariante auf der Bestandstrasse sprechen, die auf rund zehn Kilometer Länge größtenteils auf Bahngrund und Boden der öffentlichen Hand verläuft. “Was den Korridor betrifft, tun wir uns heute mit der Ufertrasse leichter”, so der Experte.

Bis 20 Meter unter der Oberfläche
Studienautor Gunther Zierl beschreibt, wie eine solche Trasse von Lindau her- kommend verlaufen würde. “Nach der Brücke der Leiblach in Lochau senkt sich die zweigleisige Trasse rund 10 Meter in die Tieflage, verläuft dann am tiefsten Punkt gut 20 Meter unter der Bregenzer Ache bis zur Überführung der L190 in Lauterach, wo sie wieder in den Bestand zurückkehrt.”

Das Bauvorhaben selbst beschreibt Zierl aufgrund der speziellen bodenmechanischen Verhältnisse schon als herausfordernd, allerdings technisch jedenfalls durchführbar. “Bei der Bauzeit würde ich glauben, dass das in drei Jahren abgeschlossen ist”, so der Experte weiter. Eine grobe Kostenschätzung lag Anfang 2000 noch bei 800 bis 900 Millionen Euro. Bei einer letzten Aktualisierung 2019 wurde sie mit rund 1,5 Milliarden Euro beziffert.
Keine leistungsfähige Anbindung
Für Gunther Zierl ist die Unterflurtrasse machbar und alternativlos, wie er sagt. “Wir haben einen leistungsfähigen Güterbahnhof, aber keine entsprechende Anbindung. Wolfurt ist wie ein Herz ohne Leitungen”, beschreibt er aus verkehrsplanerischer Sicht eine Art “Herzinfarktsituation”.

Die Hoffnung, dass aus einer Jahrhundertvision doch noch Realität werden könnte, hat er jedenfalls nicht aufgegeben. Vorarlberg brauche diese Lösung, um sich als erfolgreicher Standort entsprechend weiterentwickeln zu können.

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