So wird die Testregion wissenschaftlich begleitet

Vorarlberg / 28.04.2021 • 05:04 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
So wird die Testregion wissenschaftlich begleitet
Seit 15. März dürfen Vorarlberger wieder essen gehen. VOL/MAYER

Große Umfrage startet in einer Woche

Bregenz, Wien Am 15. März kehrte ein Stück öffentliches Leben in Vorarlbeg ein. Die Gastronomie öffnete, Kultur- und Freizeitaktivitäten waren wieder möglich. Alles sehr eingeschränkt und unter strengen Auflagen, sowie dem Vorhaben, die Lockerungen wissenschaftlich zu begleiten. Sechs Wochen später hat sich die Lage verändert: Die Kurve der Neuinfektionen wandert ungebremst nach oben. Hotspot folgt auf Hotspot. Verantwortliche im Landhaus sehen hier keinen Zusammenhang mit den Öffnungen. Die wissenschaftliche Begleitung zeige das. Das Gesundheitsministerium nun Befund des Landes; mit einem großen Aber. Manche Experten sehen die Art der Begleitung kritisch.

Der Gesundheitsökonom Martin Halla hat sich bereits im Dezember der Vorarlberger Landesregierung angeboten. Er würde mit seinen Kollegen der Uni Linz das Infektionsgeschehen professionell untersuchen. “Und das ohne kommerzielles Interesse”, betont er auf VN-Anfrage. Dennoch habe Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher abgesagt. “Wir dachten, dass man fortschrittlicher denkt als in anderen Bundesländern. Aber dem war nicht so”, sagt Halla. Auch der Epidemiologe Gerald Gartlehner von der Uni Krems kritisiert die Vorarlberger Politiker. Man hätte von Beginn an die Modellregion untersuchen sollen. Im Landhaus bewertet man diese Kritik hinter vorgehaltener Hand anders. Gartlehner habe eine wissenschaftliche Begleitung angeboten, dafür aber Geld verlangt. Land und Bund hätten das abgelehnt. Nun spielt jedoch die Meduni Graz bald eine Rolle.

Die Gesundheitsagentor Ages erklärt den VN: “Es gibt eine intensivierte epidemiologische Begleitung von uns.” Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums präzisiert: “Die Ages ist dazu beauftragt, die Öffnungen wissenschaftlich zu begleiten. Berichte erfolgen in der Corona Kommission, insbesondere was das Contact Tracing betrifft. Darüber hinaus wurde die Meduni Graz beauftragt, mit einer KAP-Survey, entwickelt mit der Ages, Befragungen durchzuführen. Ergebnisse sind Ende Mai zu erwarten.” Eine KAP-Survey ist eine detaillierte Umfrage.

Drei Untersuchungsschritte

Die Beobachtung mit der Ages sind für den Modellversuch essenziell, erläutert Gesundheitsexperte Armin Fidler. “Dort sind spezielle Mitarbeiter für Vorarlberg abgestellt. Es gibt eine tägliche vertiefte Clusteranalyse, die uns sehr guten Aufschluss gibt.” So habe man höhere Clusteraufkommen in Klein- und Mittelbetrieben entdeckt und sofort ein Testangebot geschaffen. Außerdem könne die Umfrage nächste Woche starten. “Wir wollen herausfinden, ob es noch irgendetwas gibt, das wir nicht wissen.” Anschließend sollen Fokusgruppen, an denen Repräsentanten verschiedener Gruppen teilnehmen, weitere Erkenntnisse bringen.

Die Analysen der Ages hätten jedenfalls ergeben, dass die Gastronomie kaum etwas zum Infektionsgeschehen beiträgt, sagt Fidler. Dieser Befund wird im Gesundheitsministerium bestätigt: “Es hat sich gezeigt, dass neue, große Cluster kaum auf die aktuellen Öffnungen zurückzuführen sind.” Allerdings sei die Mobilität gestiegen und ein Gefühl der Normalität zurückgekehrt. “Dies hatte zur Folge, dass es zu mehr Kontakten kommt und teils zu weniger strikter Einhaltung mancher Schutzmaßnahmen, vor allem im privaten Bereich.” Deshalb gelte der Appell, weiter vorsichtig zu sein.

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