Der Coronaeinsatz zehrt am Bundesheer

Das Bundesheer ist durch den ewigen Assistenzeinsatz am Rande seiner Kräfte angelangt.
Bregenz Vor der Pandemie hatte der Assistenzeinsatz vor allem zwei Bedeutungen: zeitlich befristete Großeinsätze bei Katastrophen und der jahrzehntelange Grenzschutz entlang der Ostgrenze. Mit Corona kam eine neue Art des Assistenzeinsatzes hinzu: der flächendeckende Coronaeinsatz in der ganzen Republik.

Das Besondere am Coronaeinsatz: Er ist ähnlich personalintensiv wie ein Katastropheneinsatz, dauert aber nun bereits seit Monaten an. Allein in Vorarlberg sind bis heute täglich, außer Sonntag, 70 Soldaten im Einsatz. 14 Soldaten der Militärmusik unterstützen derzeit noch die Ausreisekontrollen im Bregenzerwald, eine eher klassische Hoheitsaufgabe des Heeres. In ganz Österreich übernimmt das Bundesheer die Lagerung und Verteilung der Test-Kits, diese Aufgabe wird dem Bundesheer ebenfalls erhalten bleiben. Doch damit nicht genug: 15 Soldaten im Schichtbetrieb im Contact Tracing, im Verlauf des letzten Jahres waren dies teilweise bis zu 40. Und derzeit betreibt das Bundesheer mit den Gemeinden sieben Teststationen. Die jüngste davon ist eine halbtägig geöffnete Station in Lustenau.

Das Problem: Dem Bundesheer gingen mit März die Soldaten aus. Vorarlbergs Rekruten rücken traditionell im Oktober ein – und rüsten damit im März ab. Zwar rücken im Mai neue Rekruten aus Tirol und Kärnten in Vorarlberg ein. Diese sind jedoch zur Ausbildung hier und binden damit eher Ausbilder, als dass sie in den Stationen eingesetzt werden könnten. Dem Heer gehen die Personalreserven aus. „Wir müssen mit dem Personal haushalten“, bestätigt Bundesheersprecher Oberst Michael Kerschat.
In anderen Bundesländern ist die Situation ähnlich. Das Bundesheer hat 15.000 Berufssoldaten in ganz Österreich, davon sind derzeit 4000 im Corona-Einsatz. Nur vier der neun Bundesländer organisieren das Contact Tracing und den Betrieb der Teststationen ohne Assistenz des Bundesheeres. Die anderen fünf freuen sich über die kostenlose Unterstützungsleistung durch den Assistenzeinsatz. Entsprechend laut wird in den letzten Wochen der Ruf aus dem Bundesheer, dass Contact Tracing und Teststationen langsam auch ohne das Bundesheer funktionieren müssen. Schließlich ist dies keine Aufgabe, für die das Bundesheer aufgrund seiner Fähigkeiten notwendig wäre.
In den Vorarlberger Teststationen wurde die Beteiligung des Bundesheeres bereits zurückgefahren. So überwachen die Soldaten nur noch die Selbsttests, Mitarbeiter der Gemeinden übernehmen die Anmeldung. Mitte Mai soll sich zeigen, ob das Bundesheer hier noch weitere Aufgaben abgeben kann. Die Kontrollen im Bregenzerwald dauern nach dem derzeitigen Planungsstand immerhin nur noch bis zum 4. Mai an.
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