Oma zur sterbenden Tochter: “Ich sorge für die Kinder”

Regina Fabing (63) versprach ihrer sterbenden Tochter, dass sie für ihre zwei Kinder sorgt. Sie hielt ihr Versprechen. “Die Kinder bereichern mein Leben”, sagt die Großmutter.
Bludenz Karola musste mit 21 Jahren gehen. Ihre Mutter Regina Fabing (63) war bei ihr, als sie ihren letzten Atemzug tat. „Karola bat mich, ihre zwei Kinder in Obhut zu nehmen. Als ich ihr versprach, dass ich für sie sorgen werde, schied sie mit einem Lächeln dahin.“ Regina hielt das Versprechen, das sie ihrer Tochter am Sterbebett gegeben hatte. So wurde die Frau, die bereits vier Kinder großgezogen hatte, mit über 50 nochmals Mutter von zwei Kindern im Alter von 4 und 5 Jahren.
Die Bludenzerin musste um ihre zwei Enkel kämpfen. „Zunächst wollte das Jugendamt Zoe und David trennen und in Pflegefamilien geben. Glücklicherweise konnte ich mich vor Gericht durchsetzen.“ Die Kinder wurden ihr zugesprochen. Völlig zu Recht, findet sie. Denn: „Sie sind mein Fleisch und Blut. Sie gehören zu mir.“ Zoe und David halfen ihr über den Verlust ihrer Tochter hinweg. Die Kinder lenkten sie vom Schmerz und vom Grübeln ab. „Zoe und David sind eine Bereicherung für mein Leben. Ich bereue es keine Sekunde, dass ich sie zu mir geholt habe.“
Das lange Leiden der Mutter
Um ganz für sie da sein zu können, kündigte sie ihren Job bei Suchard. „Oma, schau mal, was ich gemalt habe.“ Zoe (11) zeigt Regina das Bild. „Das hast du aber schön gemacht“, sagt die 63-Jährige anerkennend und wendet sich dann wieder dem Kochen zu. Heute gibt es Spaghetti. David (10), der sich gerade am Computer verweilt, freut das besonders. Denn Spaghetti sind sein Lieblingsgericht.
Von der Wand blickt seine Mutter auf ihn herab. Sie war eine bildhübsche junge Frau. David hat keine Erinnerungen an seine Mama, Zoe eine einzige. „Mama und ich haben zusammen eine Schultüte gebastelt.“ Sie wissen nichts über das lange Leiden ihrer Mutter. Karola konnte weder (unbeschwert) Kind sein noch Mama. Sie erkrankte mit acht Jahren an Lymphdrüsenkrebs und musste sich einer Chemo- und Strahlentherapie unterziehen. „Ich war mit Karola acht Monate im Spital“, zeigt Regina auf, dass das Ringen um das Leben ihrer Tochter hart war. Karola überlebte und hatte noch ein paar schöne Lebensjahre. Im Alter von 17 Jahren ging es mit ihr gesundheitlich bergab. „Der Krebs war zurückgekommen. Auch die Lunge machte meiner Tochter Probleme. Die Strahlentherapie hatte sie beschädigt.“ Nachdem Karola zum zweiten Mal Mutter geworden war, verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand stetig. „Eine Lungentransplantation stand im Raum. Aber dazu kam es nicht mehr. Karola starb am 9. April 2014 an einer Lungenentzündung.“

Ihren Tod hat Regina bis heute nicht verwunden. „Als Mutter trauert man ewig ums Kind. Der Schmerz geht nie ganz weg. Aber mit der Zeit wird es leichter“, sagt sie und ruft ihre zwei Enkel zum Mittagessen. Zoe und David sind in bester Laune. Das liegt nicht nur an den Spaghetti, sondern auch daran, dass ihr Papa heute Nachmittag kommt und mit ihnen eine Radtour macht.
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