Ein ganz besonderes Lebenswerk: Was Klaus Thaler mit Tetrapack verbindet

Klaus Thaler hat die Geschichte der Verpackungen dokumentiert.
Dornbirn Unlängst rief ein ehemaliger Außendienstmitarbeiter der Firma Tetrapack bei Klaus Thaler (89) an. „Er wollte wissen, ob es den Thaler noch gibt“, erzählt dieser mit einem Schmunzeln. Und wie es ihn gibt. Der langjährige Molkereimeister hat trotz seines fortgeschrittenen Alters nichts von seinem Elan und Eifer verloren. Nach wie vor hängt das Herz von Klaus Thaler an dem, was ihn sein ganzes Berufsleben begleitete: an umweltfreundlichen Verpackungen. In seinem kleinen Büro im Keller des schmucken Einfamilienhauses in Dornbirn stehen Verpackungen, welche eindrucksvoll die Entwicklung dieses Industriezweigs darstellen.
Ab ins Museum
Das älteste Modell datiert aus dem Jahre 1931 und ist damit so alt wie Klaus Thaler. Ein Original hat er nicht mehr aufgetrieben. Deshalb macht er sich die Mühe, die Verpackung so, wie sie damals aussah, zu rekonstruieren. Daneben trug der gebürtige Tiroler Kartonverpackungen aus allen Epochen zusammen. Demnächst wird Klaus Thaler die ganze Sammlung dem Stadtmuseum Dornbirn übergeben. Er sieht den Akt als Schlusspunkt eines langen Kapitels, in das der rüstige Pensionist auch nach dem Ende seiner Tätigkeit viel Energie investierte.
Klaus Thaler, der in Tirol eine Molkereifachschule besuchte, kam Anfang der 1950er-Jahre als technischer Leiter zur Großmolkerei Dornbirn, besser bekannt als GROMO. Es gab viel zu tun, denn Erweiterungen und technische Neuerungen waren an der Tagesordnung. 1957 absolvierte Klaus Thaler zusätzlich die Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Milchwirtschaft in Niederösterreich und schloss diese mit der Meisterprüfung ab. Immer im Fokus hatte Thaler den Umweltschutz sowie die Produktqualität. Vor allem der 8. Dezember 1983 hat sich fest in sein Gedächtnis gebrannt. Nach vielen Aufklärungsversammlungen erreichte der damalige GROMO-Betriebsleiter nämlich, dass sich alle Milchlieferanten zur Durchführung von Sicherheitsproben verpflichteten.
Proben als Standard
Drei Jahre später wurde die Bedeutung dieser Maßnahme mit der Aufnahme in das Marktordnungsgesetz durch den Österreichischen Milchwirtschaftsfonds unterstrichen. Es ging darum, Penicillin, das in den 1970er-Jahren sehr häufig zur Behandlung von Eutererkrankungen bei Kühen eingesetzt wurde, aus der Milch und aus Milchprodukten zu verbannen. Heute zählen die Sicherheitsproben zum Standard. Von dieser „Pionierleistung für die Volksgesundheit“ erzählt Klaus Thaler immer noch gerne. 2018 erhielt er dafür das Landesverdienstzeichen überreicht.

Es blieb nicht die einzige Großtat. Revolutionär war auch das Recycling-System für Joghurtbecher, das Klaus Thaler entwarf. Dafür gewann er 1994 den Vorarlberger Umweltpreis. Seine liebe Not hatte er mit der Einführung von Milchflaschen, die für ihn Litfaßsäulen gleichkamen, so zugekleistert wie sie mit Etiketten waren. „Natürlich konnten auch wir uns der Entwicklung nicht verschließen“, erinnert sich Thaler. Um jedoch wenigstens den Reinigungsvorgang so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten, entwickelte er ein Verfahren, das die Waschlauge nur minimal belastete und dadurch zigfach wiederverwendet werden konnte. Am liebsten wären ihm aber ohnehin Milchflaschen gänzlich ohne Klebeetiketten.

Ungebleichte Weltneuheit
Besonders stolz ist der „Milchmann“ jedoch auf seine Sammlung an Verpackungen. Inmitten der Vielzahl verschiedener Farben und Formen prangt unübersehbar eine ungebleichte braune Tetrapackung mit dem Schriftzug der GROMO. Der Molkereimeister persönlich hatte sie durchgesetzt. „Als weltweite Ausnahme“, wie er schmunzelnd anmerkt. Viel ist seitdem auf dem Verpackungssektor passiert. Von einer Vielzahl an Unternehmen, die Verpackungen herstellten, sind nur drei geblieben: „Tetrapack, Purepack und Plockpack“, zählt Klaus Thaler auf. Er hat nicht nur die Packungen gesammelt, sondern auch deren Geschichte in einem Ordner fein säuberlich festgehalten. Alles wandert demnächst ins Museum. Es ist ein Lebenswerk der besonderen Art.
Klaus Thaler
Pensionist
Alter: 89
Familie: verheiratet, ein erwachsener Sohn

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