Disput um mögliche Maskenfreiheit

Gesundheitsexperte Armin Fidler warnt vor schnellen Entschlüssen.
Bregenz Das war wohl zu früh für die gute Nachricht. Diese Meinung vertritt jedenfalls Gesundheitsexperte Armin Fidler im Zusammenhang mit der Ankündigung von Bundeskanzler Sebastian Kurz, wonach die Maskenpflicht bald fallen könnte. „Zu sagen, wir diskutieren das mit Experten, heißt für 80 Prozent der Bevölkerung, dass die Maske nicht mehr wichtig ist“, kommentiert Fidler die am Donnerstag lancierten Spekulationen. Besser wäre es seiner Ansicht nach gewesen, bis zu einer Beschlussfassung zu warten. Gleichzeitig hofft er, dass es zumindest vorerst nicht dazu kommt. „Wenn diese Experten gute Experten sind, werden sie den Bundeskanzler vor vorschnellen Entschlüssen warnen“, findet er klare Worte zu dessen Ansinnen.
Er plädiert für ein Zuwarten. „Ich würde bis 1. Juli gar nichts ändern. Bis dahin sehen wir, was in Österreich mit der Öffnung passiert.“ Bleiben die Infektionszahlen im niedrigen zweistelligen Bereich, könne über eine Abschaffung der Maskenpflicht in gewissen Bereichen nachgedacht werden. Eine Erleichterung dieser Art würde für Armin Fidler aber nur bei Geimpften infrage kommen. Leute, die nicht geimpft sind, sollten trotzdem eine Maske tragen. „Sonst macht es keinen Sinn.“
Zum Fenster hinausgeworfen
Auch Fidler verweist, wie andere schon vor ihm, auf den vergangenen Sommer: „Enthusiasmus bei den Menschen, sinkende Zahlen, alles super. Das haben wir zum Fenster hinausgeworfen und im Herbst dann die Rechnung dafür bezahlt.“ Er räumt ein, dass es heuer besser sein wird, weil eine Impfung und ein gutes Testregime zur Verfügung stehen, aber: „Die Menschen sind jetzt glücklich und zufrieden mit den Öffnungen, und sie haben sich an die Masken gewöhnt.“ Laut Fidler sollten sich alle ein bisschen etwas von den asiatischen Ländern abpausen, bei deren Bevölkerung „aus Selbstschutz und Rücksichtnahme auf andere“ überall dort, wo viele Menschen auf engem Raum zusammen sind, Masken selbstverständlich seien. Er hält es unter anderem für gerechtfertigt, in öffentlichen Verkehrsmitteln weiterhin Masken zu tragen und erinnert daran, dass die Influenza nicht zuletzt aufgrund der Maskenpflicht heuer kein Thema war. „Wir reden immer nur von Covid, aber das Maskentragen hat auch andere Benefits.“
Impfdruck
Die Meinung, dass ausschließlich Geimpfte in den Genuss der Maskenfreiheit kommen sollen, vertritt der Gesundheitsexperte mit Vehemenz. „Es wäre mir absolut recht, würde damit ein Impfdruck aufgebaut“, sagt er ohne Zögern. Er stehe auch zur Forderung, für Menschen in pflegenden und erzieherischen Berufen eine Impfpflicht einzuführen. „Wir tun ja auch andere Dinge zum Schutz der Gemeinschaft“, fügt Fidler erklärend an. Unterdessen steigt die Impfrate in Vorarlberg immer weiter. In der aktuell laufenden Impfrunde werden wieder über 20.900 Personen erst- oder zweitimmunisiert. Damit könnte Vorarlberg an diesem Wochenende die 50-Prozent-Marke knacken, derzeit liegt man bei 48,1. Bei der Konferenz der Landesgesundheitsreferenten in Graz sprachen sich die Länder dafür aus, Schutzimpfungen, insbesondere jene gegen Covid und Influenza, als Pflichtleistung der Sozialversicherungen zu verankern.