Sachverständiger Jussel: “Das Seil darf nie reißen”

Gegen Risse von Tragseilen helfen nur Kontrollen und der Austausch bei Schäden, erklärt der Vorarlberger Sachverständige.
Dornbirn Eine Ferndiagnose zum Unglück in Italien möchte der gerichtlich zertifizierte Sachverständige Wolf Dieter Jussel (gbd) nicht wagen. Grundsätzlich seien Seilrisse, eine der diskutierten möglichen Ursachen, in der heutigen Seilbahn-Welt nicht denkbar. “Grob gesprochen kann man sagen, ein Schiff darf nicht voll Wasser laufen, ein Zug nicht entgleisen und eine Seilbahn nicht reißen”, fasst der Dornbirner zusammen. Dies wären die Katastrophen, die in Konstruktion und Betrieb der Verkehrsmittel immer unter allen Umständen zu vermeiden sind.

“Die Seile werden periodisch geprüft und ausgetauscht, wenn Schäden erkennbar sind”, erklärt Jussel. Die Seile einer Seilbahn seien entsprechend dimensioniert, um auch mit Schäden noch sicher zu sein. So wären Schäden bei den Kontrollen zu erkennen und können gewechselt werden, bevor es kritisch werde.
Es kommt auch darauf an, welches Seil reißt: Bei einer Pendelbahn gibt es Trag- und Zugseile, bei Umlaufbahnen kommt es auf die Bauweise an. So gibt es Einseilumlaufbahnen, bei denen das Zug- auch das Tragseil ist. Beim Zerreißen eines Zugseiles könnten Fangbremsen dann das Schlimmste verhindern, da die Kabine mithilfe des Tragseils aufgefangen werden kann. Beim Zerreißen eines Tragseiles funktioniere dies jedoch nicht. Hier helfe nur die regelmäßige Kontrolle und der Austausch beschädigter Seile. “Die Seile sind die zentralen Trag-, Führ- und Förderelemente, die müssen funktionieren”, betont Jussel. Ansonsten wäre man ähnlich hilflos, wie wenn eine Stütze von einer Lawine umgerissen werde.
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