Die Freiheit des Denkens als zentrales Anliegen

Peter Bilger ist für die Erstellung der Programmreihe Tangenten mitverantwortlich.
Feldkirch Das sehr erfolgreiche Format „Tangenten – Nachdenken über Fragen der Zeit“ im Theater am Saumarkt zieht regelmäßig sehr viele Besucher an. Im Fokus dieser Programmreihe werden aktuelle gesellschaftspolitische und philosophische Themen von namhaften Referenten präsentiert und zur Diskussion gestellt. Peter Bilger zeichnet für die Programmerstellung mitverantwortlich, zudem moderiert er in sehr prägnanter Weise die jeweiligen Veranstaltungen und Diskussionen.
Wann entstand die Programmreihe „Tangenten“?
BILGER Die Reihe entstand 2001 und begann mit einer Veranstaltung über das Glück. Die ersten Referenten waren Wilhelm Schmied und Annemarie Pieper. Die damaligen Gründungsmitglieder sind die Mitglieder des Teams von heute, nämlich Regina Zink, Buchhändlerin in Feldkirch, Walter Müller, Lehrer am Privatgymnasium Mehrerau in Bregenz, und ich.
Was ist das zentrale Anliegen dieses Formats?
BILGER Unser zentrales Anliegen ist es, Beiträge zu philosophischen und gesellschaftspolitischen Themen, die uns wichtig erscheinen, einem interessierten Publikum vorzustellen. Inhaltlich ist uns die Qualität des Beitrags und die Freiheit des Denkens wichtig, formal ist uns das gesprochene Wort und die freie Rede ein besonderes Anliegen. Wichtig ist uns auch, dass das Publikum in den Diskurs einbezogen wird. Das Theater am Saumarkt bietet dafür die idealen räumlichen und atmosphärischen Voraussetzungen.
Die „Tangenten“ zeichnen sich durch ein abwechslungsreiches Programm aus. Nach welchen Kriterien treffen Sie die Auswahl der Referenten?
BILGER Nach Themen, aktuellen Publikationen sowie dem Denkansatz oder -stil der Referenten. Wolfram Eilenberger, Konrad Paul Liessmann, Markus Gabriel, Jan und Aleida Assmann oder Svenja Flaßpöhler sind nur einige der klingenden Namen, die schon bei uns zu Gast waren. Ihre Auftritte waren ein intellektuelles Erlebnis. Ihre und viele andere Vorträge sind übrigens auf unserer Homepage nachzuhören.
Nahezu alle Referenten zeichnen sich durch einen zeitgenössischen Bezug in der Thematik der Fragestellung aus, auch wenn es um Autoren oder Philosophen geht, die schon lange verstorben sind. Inwieweit ist Ihnen der Bezug zur Gegenwart wichtig?
BILGER Dieser Bezug ist uns natürlich immer wichtig. Denn die Vergangenheit lebt fast immer in irgendeiner Form in uns weiter und wir verstehen die Gegenwart ja überhaupt nur, wenn wir auch die Vergangenheit kennen. Eine Tangenten-Veranstaltung unter dem Titel „Die Zukunft der Vergangenheit – die Vergangenheit der Zukunft“ mit Christian Meier, Jan und Aleida Assmann hat sich genau diesem Verhältnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gewidmet.
Es ist auffallend, dass auch immer mehr jüngere Leute zu den Vorträgen kommen. Täuscht der Eindruck – oder ist das tatsächlich der Fall?
BILGER Das ist erfreulicherweise tatsächlich so. Woran das liegt, kann ich nicht genau beantworten. Vielleicht spielt es eine Rolle, dass es in Vorarlberg keine Universität gibt und wir mit unserem Angebot ein klein wenig Ersatz für dieses Manko bieten. Wir haben aber auch gezielt tolle junge Referentinnen wie Maike Weißpflug oder Lisz Hirn eingeladen, um ein jüngeres Publikum anzusprechen.
Haben Sie sich schon früh, also in Ihrer Jugend, mit philosophischen Themen beschäftigt?
BILGER Ja, ich glaube, das tun wir ja alle. Die intensive Beschäftigung mit Philosophie habe ich erst in meiner Studentenzeit begonnen.
Welcher Denker hat Sie persönlich ganz besonders beeinflusst?
BILGER Vor allem Leute, die zwischen den Disziplinen oder zwischen Literatur und Philosophie stehen, wie Michel de Montaigne, Friedrich Nietzsche, Elias Canetti oder Hannah Arendt.
Welche Rolle spielt die Philosophie in Ihrem Leben?
BILGER Eine große. Philosophie besteht für mich aber eher in der Kunst, die richtigen Fragen zu stellen als darin, endgültige Antworten zu geben. BI
Zur Person
Peter Bilger
Geboren 5. November 1962
Beruflicher Werdegang Matura in der Mehrerau, Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, Richter am Bundesfinanzgericht Feldkirch
Hobbys Lesen, Wandern, Kunst, Reisen
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