Mehr Wölfe werden nach Vorarlberg kommen

Vorarlberg liegt in der Schnittstelle mehrerer Populationen. WWF fordert Akzeptanz für den Räuber.
Schwarzach, Wien In wenigen Wochen beginnt überall in Österreich die Alpsaison. Der World Wildlife Fund Österreich nimmt das zum Anlass, auf „das Problem“ Wolf aufmerksam zu machen. Kernaussage von WWF-Wolfsexperte Christian Pichler: „Die Wolfpopulation wird in nahezu allen österreichischen Bundesländern wachsen. Es muss verstärkt mit Übergriffen gerechnet werden.“
Vorarlberg gut für Rudelbildung
In Vorarlberg gibt es heuer bereits zwei Wolfsnachweise an den Grenzen zu Deutschland und der Schweiz. Bei diesen Wolfsnachweisen handelt es sich um Tiere aus zwei verschiedenen Populationen: einer aus Mittel-und Osteuropa und einer aus den Alpen. Vorarlberg besitze aufgrund seiner Lage als Drehscheibe zwischen mehreren Populationen gute Voraussetzungen für eine Wolfs-Rudelbildung, sagt Pichler. „Die Wölfe finden in Vorarlberg zudem genug Nahrung“, ergänzt der Experte.
Der World Wildlife Fund begrüßt die Anwesenheit des Wolfs in Österreich. Derzeit halten sich laut Pichlers Angaben rund 40 der Beutegreifer in der Republik auf. Zwischen einem und drei Rudel sorgen für Nachwuchs. Vor allem aber dringen Wölfe von den Populationen unserer Nachbarländer in unser Land herein.
Gesundheitspolizei
Warum der Wolf bei uns eine Bereicherung sein soll, begründet Pichler wie folgt: „Der Wolf fungiert in der Wildnis als Gesundheitspolizei, er leistet seinen Beitrag für gesunde und fitte Wälder und kann mithelfen, den zu hohen Wildbestand zu regulieren. Unser Problem ist: Wir haben verlernt, mit dem Wolf zu leben.“
Wie Pichler fordert auch der Vorarlberger Schafbauer Herbert Strolz wirkungsvolle Maßnahmen zum Schutz von Nutztieren in den Alpen. „Die Politik muss uns helfen, unsere Tiere vor den einwandernden Wölfen zu schützen“, sagt Pichler. Er habe sich wiederholt in der Schweiz informiert, wie man dort mit dem Problem umgehe. „Da wurde am Anfang nur gestritten, ehe man sich schließlich mit Lösungsmöglichkeiten beschäftigte“, erzählt der Bregenzerwälder, der auf der Alpe Schadona in Schröcken bis zu 1000 Schafe sömmert.
Die Politik muss uns helfen, unsere Nutztiere vor den einwandernden Wölfen zu schützen.
Herbert Strolz, Schafbauer
Herdenschutz
Die Maßnahmen zum Schutz gegen Wölfe beinhalten das Aufstellen von Zäunen sowie den Einsatz von Hirtenhunden und menschlichen Hirten. „Diesbezüglich braucht es Ausbildung und entsprechende finanzielle Ressourcen“, fordert der niederösterreichische Landwirt Stefan Knöpfer. Inwiefern das in Vorarlberg möglich ist, traut sich Strolz nicht zu beantworten. „Mir ist es grundsätzlich lieber, wenn sich keine Wölfe in der Nähe meiner Schafe aufhalten“, macht er deutlich.

Dass man sogenannte Problemwölfe entnehmen, sprich töten darf, befürwortet auch Christian Pichler. „Das bezieht sich aber nur auf Tiere, die keine Scheu mehr vor Menschen haben bzw. solche, welche alle Herdenschutzmaßnahmen zu überwinden wissen.“