Über die Abgründe des menschlichen Daseins

Vortrag und Gespräch mit Konrad Paul Liessmann im TaS.
feldkirch Ein sehr würdiger und stimmiger musikalischer Auftakt wurde von drei Organisatoren der Tangenten-Veranstaltungsreihe im Theater am Saumarkt – Regina Zink, Peter Bilger und Walter Müller – mit dem „Mitternachtslied“ von Gustav Mahler anlässlich des Vortrags und Gesprächs mit Konrad Paul Liessmann am vergangenen Dienstag gewählt. An diesem Abend präsentierte der Philosoph und Kulturpublizist sein neuestes Werk „Alle Lust will Ewigkeit. Mitternächtliche Versuchungen“.
Walter Müller betonte in seiner sehr prägnant gehaltenen Einleitung, dass kein Gedicht öfter vertont worden sei als Nietzsches „Oh Mensch! Gib acht!“. In den elf Versen von Nietzsches Werk „Also sprach Zarathustra“ seien die Knotenpunkte des menschlichen Lebens fixiert worden. „Heute Abend wird ein hermeneutischer Rundgang zu diesem Text geboten. Die Andockstelle findet im Hier und Jetzt statt und macht den Blick frei in die Abgründe des Menschseins“, führte Müller aus.
Philosophischer Exkurs zum Schlaf
Konrad Paul Liessmann erklärte, dass ihn das Gedicht immer schon als singulärer Text fasziniert habe: „Die zentralen Themen des Menscheins werden thematisiert.“ Er erlaube sich, über die elf Verse nachzudenken, die etwa die Themen Schmerz, Ekstase, Endlichkeit, Leid, Lust und Freude beinhalten. Es gehe in diesem Werk um ein inneres Zwiegespräch, über ein allegorisiertes Leben, das vor allem auch Gedanken über einen Suizid beinhalte. Zarathustra sei eine Kunstfigur Nietzsches, die sich die Frage stelle: Wozu noch leben? In seinem Buch versuche er, sich jedem einzelnen Vers zu nähern.
Die Faszinationskraft dieser Verse sei bis heute ungebrochen, es folgen stets neue Vertonungen, selbst in den Genres von Techno und Rap. Mit
der Textstelle „Ich schlief, ich schlief“ folgte ein philosophischer Exkurs zum Thema Schlaf: „Der Schlaf ist die andere Seite unseres Ichs. Schlaf ist ein Gewesensein, das ohne Erinnerung belastet ist“, so Liessmann. BI
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