Hochzeiten mit Pannen und Kuriositäten

Beim Schrunser Standesbeamten Werner Ganahl haben in 32 Jahren 2592 Paare Ja gesagt.
Schruns Nach 44 Jahren im Gemeindeamt Schruns ist Schluss: Der allseits beliebte Standesbeamter Werner Ganahl geht ab 1. August in den Ruhestand. „Es war schon mein Traumberuf“, denkt Werner Ganahl an seine Zeit als Standesbeamter zurück. „In den 32 Jahren, die ich als Standesbeamter tätig war, durfte ich 2592 Ehen schließen“, sagt Ganahl stolz, der selbst seit 36 Jahren glücklich mit seiner Frau Judith, die zugleich auch seine Bekleidungsministerin ist, verheiratet ist. „Ich sehe die Ehe als sinnvoll an“, betont er.
Zuständig für ganz Montafon
Werner Ganahl begann seinen beruflichen Werdegang am
11. Juli 1977 bei der Marktgemeinde Schruns im Verkehrsamt. Bereits nach zwei Monaten wechselte er zur Gemeindekasse. 1986 bis 1987 besuchte er den Beamtenlehrgang mit Ablegung der Dienstprüfung beim Amt der Vorarlberger Landesregierung. Nach der Ausbildung zum Standesbeamten mit der Dienstprüfung beim Amt der Salzburger Landesregierung übernahm er am 1. August 1989 von seinem Vorgänger Anton Raunicher das Standesamt in Schruns, welches für acht Montafoner Gemeinden mit rund 17.000 Einwohnern zuständig ist. Neben vielen anderen Tätigkeiten gehört die Beurkundung von Geburten, Trauungen und Sterbefällen zu seinen Aufgaben.
„Bei der ersten Eheschließung war ich sehr nervös und habe fast mehr als das Brautpaar gezittert. Ich dachte, das kann nur besser werden“, blickt er zurück. In seiner Anfangszeit war die Technik einfacher; es gab nur eine Schreibmaschine und keinen Computer. Die Trauungen im Büro wurden kurz gehalten und haben nur wenige Minuten gedauert. Anschließend ging es vor den kirchlichen Traualtar. Heute gibt es im Gemeindeamt einen großzügigen Trauungsraum mit genügend Sitzplätzen und auch Sonderwünsche werden berücksichtigt.
Mit 90 Jahren noch geheiratet
Im Laufe der Jahre hatte der Standesbeamte mit etlichen Familien aus dem Tal Kontakt und durfte viele von ihnen bei Geburten, Hochzeiten und Sterbefällen begleiten. Oft wird er in seiner Freizeit auf seinen Beruf angesprochen. „Die älteste Braut wurde am Tag ihrer Hochzeit 90 Jahre alt. Damals erkundigte sich noch die Austria Statistik, ob das wirklich ihre erste Ehe war“, erinnert sich Ganahl. „Die kürzeste Ehe dauerte insgesamt 48 Stunden. Ich freue mich aber immer, wenn sich zwei Menschen gefunden haben, um den Bund fürs Leben zu schließen. Hinter jedem Ja-Wort steckt eine Geschichte“, weiß der bald 62-Jährige. „Ich habe immer versucht, jede Trauung persönlich zu gestalten.“
Der Standesbeamte hat in seiner Amtszeit viele aufregende Momente erlebt, wie einen Kreislaufzusammenbruch, einen Notarzteinsatz und Handyklingeln beim Bräutigam oder bei der Braut beim feierlichen Ja-Wort-Moment. „Die Braut, die sich nicht traut“, war erfreulicher Weise nie dabei und der Standesbeamte musste auch nur bei kleinen Pannen einspringen. Einmal trug die Tochter der Braut ein „Schäppeli“ und beim Gratulieren verfing sich die Krone in den Haaren der Braut und Werner musste sie mit der Schere befreien. Tränen der Freude flossen nahezu immer – auch beim Bräutigam.
Ungewöhnliche Absage
Manche Paare besiegelten ihre Liebe auch mehrfach. An einen Herrn, der zum dritten Mal heiratete, kann sich der Standesbeamte noch gut erinnern. „Werner, jetzt komme ich wirklich nicht mehr“, hat er dem Standesbeamten versprochen. Eine Hochzeit musste zwei Tage vorher abgesagt werden. Es kam ein Anruf vom Gefängnis, dass die Braut noch in Haft sei.
„Manche Paare haben sich auch Halsketten oder Uhren statt Eheringe geschenkt“, erzählt Werner Ganahl von ungewöhnlichen Ritualen. Aus 69 Nationen kamen Paare zur Trauung, unter anderem aus China, Japan und Äthiopien. In Schruns wird das ganze Jahr über geheiratet. Die meisten Hochzeiten finden jedoch in den Sommermonaten statt, einzelne auch zum Jahreswechsel. Auch Urlaubsgäste wählen das Schrunser Standesamt zum Heiraten.
Nachfolgerin schon fix
Am 1. August übernimmt seine Stellvertreterin Angela Vonier die Nachfolge. Andrea Hartmann verstärkt das Standesamt-Team als Vertreterin. „Es ist Zeit, zu gehen. Die Weichen sind gut gestellt, meine Nachfolgerin ist bestens eingearbeitet“, sagt Ganahl.
In der Pension wird es Werner Ganahl nicht langweilig. Er ist weiterhin als Legalisator für Schruns tätig, engagiert sich im Pfarrkirchenrat und bei der Ortsfeuerwehr. „Ich nehme mir viel Zeit für meine Familie und für unsere zwei Enkel. Mein Maiensäß am Kristberg und die Heuernte liegen mir am Herzen. Ich freue mich auf Bergtouren und auf das Skifahren mit Judith“, weiß der scheidende Standesbeamte seine Freizeit zu nutzen. EST