Hanno Loewy

Kommentar

Hanno Loewy

Kalt und Heiß

Vorarlberg / 01.07.2021 • 09:00 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

Beim Morgenkaffee bringen die Radionachrichten einen wieder auf den Boden zurück. Hatten wir uns nicht gestern noch darüber geärgert, dass die Wetteraussichten der nächsten Tage Regen und Abkühlung verheißen?
Davon ist im Westen Kanadas keine Rede. Dort nähern sich die Temperaturen einem Wert von 50 Grad Celsius. In einem Dorf in den Bergen nicht weit von Vancouver wurden 49,6 Grad gemessen und es soll so noch eine Weile weitergehen. Klimaanlagen und Ventilatoren sind ausverkauft. Täglich sterben nun Dutzende an der Hitze, in einem der reichsten Länder der Erde. Oder suchen Schutz in Tiefgaragen oder in ihren klimatisierten Autos.

Die Intensität der Hitzekuppel sei statistisch so selten, dass sie nur „alle paar Tausend Jahre“ einmal vorkommen würde, schreibt die Washington Post. Man ist versucht zu sagen: bisher.
Denn überall mehren sich solche Wetterereignisse, die nur „alle paar Tausend Jahre“ vorkommen. Ein Tornado in der Nähe von Wien. Waldbrände, die Gebiete von der Größe Vorarlbergs verwüsten. Trockenheiten, die manche dicht bewohnten Landstriche der USA in Dust Bowls zu verwandeln drohen, in staubige Wüsten.
Was machen wir? Wir freuen aus auf die nächste Fußballweltmeisterschaft in Katar. Dort ist immerhin schon Wüste – in die gerade acht gigantische Stadien gebaut werden, mit Hunderten von Hitzetoten auf den Baustellen. Geplant waren zwölf Stadien, aber man hat die Zahl dann bescheiden reduziert. Vielleicht wird man eines der Stadien hinterher sogar brauchen können. Die Besucher jedenfalls werden mehr oder weniger ausschließlich mit dem Flugzeug anreisen. Und wir werden wieder gebannt dabei zuschauen.

„Nicht einmal Österreich mit seiner eher kleinräumigen Landwirtschaft ist bereit dazu, eine echte Reform der EU-Förderungen mitzutragen.“

Die europäische Kommission versucht sich unterdessen an einem Green Deal und verheddert sich in den Fallstricken der nationalen Populisten. Nicht einmal Österreich mit seiner eher kleinräumigen Landwirtschaft ist bereit dazu, eine echte Reform der EU-Förderungen mitzutragen. Nun wird ein Anteil von 25% der Agrarförderungen, die vor allem Großbetrieben zugutekommen, an lauwarme Umweltauflagen gebunden. Frau Köstinger verkauft das als Erfolg. Und so warten wir weiter darauf, dass es eben heißer wird.

Und die Stadien in Katar? Man wird sie vielleicht hinterher zu Ski-Arenen umbauen. Österreich bietet sicher seine Hilfe an. Das ist nicht wirklich verrückter als der Plan, dort eine Fußballweltmeisterschaft durchzuführen. Bis jetzt gibt es ja nur beim schärfsten Konkurrenten Katars, in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten, eine 85 Meter hohe, künstlich beschneite Skihalle am Jumeirah Beach, mit drei Liften. Gebaut von Poma-Leitner, der größten Konkurrenz unseres heimischen Produzenten.

Hanno Loewy ist Direktor des ­Jüdischen Museums in Hohenems.