Masterplan für Bregenz „letzte Chance für große Veränderung“

Vorarlberg / 02.07.2021 • 22:38 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Masterplan für Bregenz „letzte Chance für große Veränderung“

Pläne sehen eine Tieferlegung der Landesstraße vor. In 20 Jahren könnte Wohnraum für 6000 Menschen geschaffen werden. Positive Reaktionen auf spektakuläre Studie.

Bregenz Bis zuletzt wurde unter Hochdruck an den Plänen gearbeitet. Eine prominent besetzte Architektengruppe beschäftigt sich seit Ende Jänner mit einem Masterplan für Bregenz-Mitte. Die Ergebnisse liegen jetzt vor. „Alles wird anders“, fasst der Sprecher der Gruppe, Andreas Stickel, in wenigen Worten zusammen. Man sei selbst verblüfft gewesen, welches Potenzial sich für die Stadt ergebe, wenn die Landesstraße entlang der Bahntrass unter der Erdoberfläche verschwindet. „Es ist dies die letzte Chance für eine echte Änderung“, sagt Architekt Erich Steinmayr im Gespräch mit den VN. Die wichtigste Stellschraube in den Überlegungen: ein unter Niveau geführter Straßentunnel von der Ausfahrt Citytunnel bis zum Kreisverkehr bei der HTL Bregenz. Der Plan sieht zu einem späteren Zeitpunkt optional auch eine Unterflurtrasse der Bahn vor. Voraussetzung für das Funktionieren des Plans sei dieses Vorhaben aber nicht. Erste Reaktionen auf die Studie fallen positiv aus. Das sind die wichtigsten Fakten:

Um diesen Bereich in Bregenz geht es.

Als Betrachtungsgebiet liegt der Fokus der Arbeitsgruppe auf einem Bereich von der HTL Bregenz bis zum ehemaligen Forum-Hochhaus sowie vom Weiherviertel bis zur Seekante (mit Abgrenzung Fußballstadion bzw. Schwimmbad). „Wir halten diesen Bereich für städtebaulich zusammenhängend und mit einem enormen Entwicklungspotenzial ausgestattet“, heißt es seitens der Architekten. Den aktuellen und bisherigen Plänen und Überlegungen zu den Baufeldern Bahnhof, Seequartier und Seestadt stehen die Experten skeptisch gegenüber. „Trotz der bestehenden vertraglichen Ausgangssituation halten wir diese für kurzsichtig und dem Potenzial dieser qualitativ hochwertigen Lage nicht entsprechend.“ Ebenso fehle eine Entwicklungsperspektive für die seeseitig der Bahn gelegenen Flächen, die derzeit hauptsächlich als Parkflächen genutzt würden.

Das soll mit dem Masterplan städtebaulich erreicht werden.

Bregenz soll von einer Autostadt zu einem öffentlichen Raum der Fußgänger, Radfahrer und des öffentlichen Nahverkehrs werden. Wachstum solle im Zentrum und nicht in den Randlagen stattfinden und die Bezirke im Westen besser an die Seeanlagen und den Festspielbezirk angebunden werden. Die Stadt soll näher an den See rücken.

So soll es gelingen.

Der Masterplan folgt einer Zeitschien von fünf, zehn und 20 Jahren. Schon in der ersten Phase ließen sich 14 Baufelder realisieren. Der Endausbau nach 20 Jahren mit dem Szenario einer Unterflurbahntrasse sähe 28 neue Baufelder mit einem hohen Wohnanteil vor. Die Nutzung solle neutral sein, durchgehende Raumhöhen von 4,5 Metern in der Erdgeschoßzone dafür sorgen, dass eine öffentliche und gewerbliche Nutzung sichergestellt ist. Die Gebäudehöhe ist mit 35 Metern limitiert. Ein Schwerpunkt liegt auf Sichtachsen zum See, sowohl historische wie auch neu zu definierende. Wobei der öffentliche Raum höchste Priorität genieße, wie die Architeckten sagen.

Darum soll die Lebensqualität steigen.

Das Gesicht der Innenstadt wäre ein anderes, ein grüneres. Verschwinden Straße und möglicherweise auch Bahngleise im Untergrund, könne der Park am See einschließlich des Festspielbezirkes direkt mit dem bebauten Stadtraum zu einem hochwertigen Landschaftsbereich vernetzt werden, formulieren die Architekten im Masterplan.

So wird Bregenz zur Stadt für Fußgänger und Radfahrer.

Der Durchzugsverkehr wird in einem sechs Meter tiefen Tunnel unter der Erdoberfläche geführt. Der oberirdische Bereich ist Fußgängern, Radfahrern, dem öffentlichen Nahverkehr und Anlieferung- und Einsatzverkehr vorbehalten. Die Maximalgeschwindigkeit liegt beim Durchzugsverkehr bei 30 km/h, in vielen Bereichen bei 20 km/h. Der Tunnel hat Anbindungen zur Reichsstraße, Montfortstraße sowie zum Weiherviertel, dem Citytunnel und in Richtung Vorkloster. „Die nach unten verlegte Straße wird überbaut. Die Erschließung in die zweigeschoßigen Tiefgaragen und Nebenblöcke wird über diese Straße erfolgen“, erklärt Architekt Erich Steinmayr.

Das soll der neue Bahnhof können.

Der Bahnhof selbst bleibt, wie die VN bereits berichteten, auch im Masterplan am bestehenden Standort. Dieser wird als richtig erachtet. Gleichzeitig weisen die Architekten aber darauf hin, dass die Konzeption eine Erweiterung sowie einen Umbau zu einer zukünftig unterirdischen Bahnstation gewährleisten müsse. „Aus städtebaulicher Sicht sollten die Bahnhofsfunktionen zudem in einem dominanteren und höheren Gebäude integriert sein, das aus der zukünftigen Stadtsilhouette entwickelt wird“, heißt es weiter. Die Pläne sehen sechs bis sieben Stockwerke vor.

„Bregenz wird ein geteilt genutzter Stadtraum mit Schwerpunkt auf Fußgänger und Fahrrad.“