Künstlerischer Ausdruck der Gesellschaftskritik

Vorarlberg / 05.07.2021 • 10:38 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Ausstellungseröffnung in der Villa Claudia: Smartphonepandemie. <span class="copyright">Uysal</span>
Ausstellungseröffnung in der Villa Claudia: Smartphonepandemie. Uysal

Ausstellung „Smartphonepandemie“ in der Feldkircher Villa Claudia.

feldkirch In absehbarer Zeit wird die Zahl der Handys weltweit die Vier-Milliarden-Grenze erreichen. Dies lässt ohne Weiters einen Vergleich mit einer Pandemie zu – ein Grund für Rainer Wolf (79), sich künstlerisch mit dem Thema zu beschäftigten. Bei der Vernissage am Donnerstag gab der Künstler selbst Führungen durch die Räumlichkeiten der Villa Claudia.

Künstler Rainer Wolf mit Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink.
Künstler Rainer Wolf mit Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink.

„In einer eigenen Welt“

Alles begann in Barcelona. Als Wolf die Sagrada Família, die berühmte römisch-katholische Basilika, besichtigte. Dort drehten sich die Besucher um ihre eigene Achse, um jeden Winkel abzufotografieren. Es ähnelte einem Tanz. So auch das zentrale Werk der Ausstellung. Und das „Handy“ – wie es in Deutschland oder Österreich genannt wird – hat weltweit unterschiedliche Namen, lässt der Künstler wissen. Einige davon sind auf einer Leinwand in der jeweiligen Landessprache beschrieben. Der „treue Begleiter“ zieht sich durch alle Altersschichten. Mit besonderer Kritik werden jüngere Nutzer in Wolfs Werken bedacht. Teils stumm und isoliert von der Außenwelt nimmt er Kinder und Jugendliche wahr, die in ihre eigene Welt abtauchen. Als Beispiel dient eine Trüffel-Versteigerung im Piemont: „Ein reges Treiben fand statt, nur ein Bub saß da inmitten der Menge auf dem Boden am Handy und ließ sich in keinster Weise ablenken“, so Wolf.

Der Künstler hinterfragt mit seinen Werken ...
Der Künstler hinterfragt mit seinen Werken ...
... den "treuen Begleiter" Handy und seine Nutzung.
... den "treuen Begleiter" Handy und seine Nutzung.

Hinterfragt wird auch, ob die Entwicklung des Handys tatsächlich eine geniale Erfindung war: „Es trägt zur Steigerung des gewaltigen Energiebedarfs der Kommunikationstechnologie bei, auch der begrenzten Ressourcen auf unserer Erde und es macht uns immer durchschaubarer (‚der gläserne Mensch‘)“, führt der 79-Jährige aus. „Metaphorisch für diesen Zustand sind die lebensgroßen Figuren aus verzinktem Hennengitter.“ In einem Video wird auf die skrupellose Ausbeutung bei der Kobalt-Gewinnung für Batterien hingewiesen – der Begriff Neo-Kolonialisierung wird nahegelegt. Sämtliche Werke sind noch bis 31. Juli in der Villa Claudia ausgestellt. ETU