Auch Grüne schlagen gerne Golfbälle

Vorarlberg / 09.07.2021 • 18:13 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Umweltlandesrat Rauch hat sich offenbar vom Kämpfer gegen Golfplätze zum Golfer gewandelt.VN
Umweltlandesrat Rauch hat sich offenbar vom Kämpfer gegen Golfplätze zum Golfer gewandelt.VN

Meinungsumschwung Dass die Grünen auch hierzulande mit dem Bau von Golfplätzen alles andere als ihre Freude hatten, ist sattsam bekannt. Von Lech über Braz bis Rankweil wurden Baupläne von den Grünen vehement bekämpft. Vor allem der Bodenverbrauch und die ihrer Meinung nach massiven Eingriffe in die Natur wurden von der Umweltpartei ins Treffen geführt. Immerhin werden für die Gesamtanlage eines 18-Loch-Platzes, wie jenem in Rankweil, mindestens 50 Hektar Fläche benötigt. Wobei natürlich viel davon naturbelassenes Rough ist. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Umweltlandesrat Johannes Rauch (62, Grüne) dürfte seine Haltung bereits vor Jahren radikal geändert haben und unter die Golffans gegangen sein. Der gebürtige Rankweiler und in Dornbirn lebende Landesrat gilt nämlich seit Langem im rund 70 Kilometer von der Messestadt entfernten Fürstlichen Golfclub Bad Waldsee in Oberschwaben im Landkreis Ravensburg als Clubmitglied. Die noble 45-Loch-Golfanlage liegt in Baden Württemberg bei Rauchs Parteifreund und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (73, Grüne). Hört man sich unter Golfern um, so lasse Rauchs Platzreife mit einem Handicap von 17 auf jahrelang praktiziertes Golfspiel schließen. So soll Rauch beim jüngsten Turnier am 14. Juni beim Rankweiler Golfclub Montfort bei Clubpräsident Richard Fischer (65) unter dem Titel „18 Loch für 18 Liter“ seine Abschläge professionell getätigt haben. Stichwort Rankweil: Dort soll sich der Landesrat, dessen Bruder Michael Rauch (60), seines Zeichens Kinder- und Jugendanwalt in Vorarlberg, auch als Golfer gilt, um eine Mitgliedschaft bemühen. Dies werde jedoch kritisch beäugt, zumal sich nicht wenige noch an den Kampf des Grünen gegen den Golfplatzbau erinnern können, heißt es in der Marktgemeinde.

Rochade Bei den Freiheitlichen tut sich personell wieder etwas. Zumindest im Landtagsklub ist es klammheimlich zu einer Personalrochade gekommen: Die langjährige Klubdirektorin Petra Mayer (50) trat in die zweite Reihe zurück. Sie habe ihren Arbeitsaufwand etwas reduziert, führt die neue stellvertretende Klubdirektorin als Grund an. An ihre Stelle rückt ihr bisheriger Stellvertreter Joachim Weixlbaumer (53). Der Bludenzer Stadtpolitiker war bis zur Landtagswahl 2020 Abgeordneter und schmeißt nun die Klubagenden. Auf einem anderen Parteiposten gibt es noch keine Gewissheit. Nachdem Landesgeschäftsführer Christian Klien (41) im Mai die Blauen verlassen hat, sucht Landesparteichef Christof Bitschi (30) einen Nachfolger. Als heißer Tipp gilt der bisherige Parteipressesprecher Dominik Hagen (40).

Rundumschlag Die von Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (43, Grüne) angekündigte Prüfung von großen Straßenbauprojekten auf deren Klimaauswirkungen sorgt auch hinter den Kulissen weiter für Unmut. Wie in den VN berichtet, will Gewessler zum Ärger von LH Markus Wallner (53, VP) und auch Gewesslers Staatssekretär Magnus Brunner (49, VP) auch die Pläne für die Entlastungsstraße S18 unter die Lupe nehmen. Adi Gross (59, Grüne), Altklubchef der Vorarlberger Grünen und nunmehriger Bundesrat, holte in sozialen Medien bereits zum Rundumschlag aus: „Einmal mehr zeigt sich, dass für viele Herren in der Volkspartei und vor allem in Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung Klimaschutz etwas für Sonntagslippenbekenntnisse ist. Die Prüfung ist legitim, entschieden ist nichts, aber man hüpft schon mal vorsorglich an die Decke“, lässt der streitbare Grüne kein gutes Haar an den Schwarzen wie WKV-Präsident Hans Peter Metzler (55) oder IV-Präsident Martin Ohneberg (50).