Delta wird nicht die letzte Mutante gewesen sein

Vorarlberg / 09.07.2021 • 17:50 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Delta wird nicht die letzte Mutante gewesen sein
Der Zugang zur Corona-Schutzimpfung wird immer einfacher. VN

Wer zweimal geimpft ist, braucht sich kaum Sorgen zu machen.

feldkirch Auf sechs bis sieben wird der Reproduktionswert der Delta-Variante geschätzt. Das heißt, eine positiv getestete Person steckt durchschnittlich sechs bis sieben weitere Personen an. Zum Vergleich: Der ursprüngliche Sars-Cov-2-Erreger wies einen Reproduktionswert von 2,8 bis 3,5 auf. Damit ist die Delta-Variante um bis zu 60 Prozent ansteckender als die bisher aggressivste Alpha-Variante, besser bekannt als britische Mutante. In Vorarlberg sind inzwischen knapp 30 Prozent aller Neuinfektionen auf die Delta-Variante zurückzuführen. Es dürfte nicht die letzte Mutation sein, die das Coronavirus im Köcher hat. „Es ist typisch für Viren, dass immer neue Varianten auftauchen“, verweist Oberärztin Gabriele Hartmann, Leiterin der Abteilung für Infektionsvorsorge und Krankenhaushygiene am LKH Feldkirch, auf eine schon bestehende lange Liste.

Doppelt Geimpfte im Vorteil

Ob nach der Delta-Variante eine kommt, die noch fitter ist und sich noch schneller ausbreiten kann, lässt sich nicht sagen. „Varianten können immer für Überraschungen sorgen. Damit müssen wir leben.“ Sicher ist sich Hartmann in der Einschätzung, dass weniger Erkrankte auch weniger Mutationen bedeuten. Da sieht auch sie die vollständig Geimpften deutlich im Vorteil. Sie berichtet von aktuellen Studien aus dem Arbeits- und Gesundheitsbereich, laut denen es unter zweimal geimpften Personen nur geringe Infektionsraten gibt. Beim Delta-Virus handelt es sich laut Gabriele Hartmann um eine Fitnessvariante, die besser andocken, in die Zelle eindringen und auch der durch die Impfung erreichten Immunantwort entkommen kann, aber: „Das ist nur minimal. Die Impfungen wirken voll.“ Wichtig sei jedoch das zweimalige Impfen, vor allem für ältere Menschen, bei denen die Immunantwort unter Umständen weniger ausgeprägt ausfallen kann.

Geringere Sterblichkeit

Dass die Delta-Variante infektiöser ist und die Zahlen wieder steigen, zeigt sich in England, wobei es dort vor allem junge ungeimpfte Personen trifft. Bei Geimpften komme es kaum zu Infektionen, schon gar nicht zu schweren. Die Sterblichkeit im Zusammenhang mit der Delta-Variante wird zumindest derzeit noch als deutlich geringer eingestuft als bei den anderen Varianten. Weil jedoch hauptsächlich junge Leute betroffen sind, sei es schwierig, hier schon eine Einschätzung zu treffen. „Die zweimal Geimpften müssen sich aber, so wie es jetzt aussieht, keine großen Sorgen machen“, hat die Expertin eine gute Botschaft.

Präventionsmaßnahme

Auch die Coronakommission bezeichnet eine möglichst hohe Durchimpfung als die entscheidendste Präventionsmaßnahme. Gelinge eine Vollimmunisierung von 70 Prozent der Gesamtbevölkerung, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass die vierte Welle ein hohes Systemrisiko mit sich bringe, gering, aber nicht unmöglich. „Selbst bei einer Durchimpfungsrate von 70 Prozent oder höher ist davon auszugehen, dass es in Bevölkerungsgruppen mit geringer Durchimpfung zu größeren Clustern oder zur unkontrollierten Übertragung kommen kann“, heißt es im Kommissionsbericht.

In Österreich hat die deutlich ansteckendere Delta-Variante insgesamt bereits überhandgenommen, wie Daten aus dem aktuellen Bericht der Coronakommissionen ebenfalls zeigen. Lag ihr Anteil bei den Neuinfektionen Mitte Juni noch bei knapp 38 Prozent, ist dieser bis dato auf über 60 Prozent angewachsen. „Somit ist die Delta-Variante die dominante Virusvariante in Österreich“, schreiben die Fachleute. Die trotzdem sinkenden Fallzahlen führen sie in erster Linie auf saisonale Effekte und die derzeit generell gute Ausgangslage zurück.