Österreich zählt immer mehr Pensionisten

Vorarlberg / 13.07.2021 • 18:18 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Österreich zählt immer mehr Pensionisten

Das Antrittsalter stagniert, die Kosten nehmen zu.

Wien 112.961 Menschen gingen im Vorjahr in Pension: Knapp 55.000 Männer und rund 58.000 Frauen. Das sind zwölf Prozent mehr als 2019. Die Kosten steigen, wie eine Analyse des Budgetdiensts zeigt. Gleichzeitig stagniert das Antrittsalter. Dieses lag bei den Pensionsneuzugängen 2020 bei 60,3, teilt Sozialminister Wolfgang Mückstein in Folge einer Anfrage von Neos-Mandatar Gerald Loacker mit. Für Loacker sind die Entwicklungen ein Warnsignal. „Das Pensionssystem wird immer unfinanzierbarer. Eine Reform ist unumgänglich.“ Stattdessen würden aber weiterhin Pensionsgeschenke verteilt. Die Rücknahme der abschlagsfreien Frühpension reiche nicht aus. „Die Ersatzregelung, der Frühstarterbonus, ist ähnlich teuer, wenn nicht sogar teurer.“ 

Derzeit sind rund ein Viertel aller Auszahlungen des Bundes pensionsrelevant. Im Bereich der gesetzlichen Pensionsversicherung waren es 2020 10,7 Milliarden Euro, bei den Beamtenpensionen 10,2 Milliarden. Das sind 710 beziehungsweise 470 Millionen mehr als 2019.

Einige im Nationalrat gefassten Beschlüsse sind für den Anstieg mitverantwortlich. Die Erhöhung der Ausgleichszulage und der 2020 eingeführte Pensionsbonus kostete im vergangenen Jahr knapp 150 Millionen Euro zusätzlich. Die abschlagsfreie Alterspension nach 45 Beitragsjahren machte weitere 115 Millionen aus, 43 Millionen Euro kommen hinzu, da es keine Wartefrist mehr für die erste Pensionserhöhung gibt.

Die Frühpension, die mit 62 Jahren nach 45 Beitragsjahren ohne Abschläge möglich ist, läuft heuer aus. Damit gelten ab 2022 wieder Abschläge bei der „Hacklerregelung“. Stattdessen wird ein „Frühstarterbonus“ eingeführt, mit dem sich die Pension um bis zu 60 Euro monatlich erhöhen könnte.

Die abschlagsfreie Frühpension fand bislang regen Zulauf. 13.370 Männer und sechs Frauen nahmen sie im vergangenen Jahr in Anspruch. Die Neos sahen die Regelung schon immer kritisch. Die Wirkung zeige sich nun deutlich. Vor allem die Männerpensionen seien gestiegen, nämlich um durchschnittlich 14 Prozent, erklärt Loacker. Profitiert hätten besonders jene mit hoher Pension. Sie betrug bei der abschlagsfreien Regel durchschnittlich 2873 Euro, schreibt Mückstein in der Anfragebeantwortung. Ihr Abschlag hätte rund 288 Euro betragen.

Werden alle neuen Pensionistinnen und Pensionisten berücksichtigt, macht die Durchschnittspension 1612 Euro aus. Mit 1230 Euro erhalten Frauen 60 Prozent der durchschnittlichen Männerpension (2023 Euro). Ihr durchschnittliches Antrittsalter liegt bei 59,3 Jahren, jenes der Männer bei 61,4. Letztere gehen nach 39 Beitragsjahren in Pension, Frauen nach rund 31, wobei sie deutlich höhere Ersatzzeiten aufweisen.

„Das Pensionssystem wird immer unfinanzierbarer. Eine Reform ist unumgänglich.“

Pensionen in Zahlen

414 Beitragsmonate werden durchschnittlich vor Pensionsantritt geleistet, bei Männern sind es 465, bei Frauen 366. Die Ersatzzeiten betragen durchschnittlich 22 (Männer) bzw. 60 (Frauen) Monate.

 

60 Prozent der Männerpension beträgt die durchschnittliche Frauenpension, also 1230 Euro. Bei der normalen Alterspension ist der Unterschied mit 75 Prozent geringer, bei Langzeitversicherten mit 67 Prozent ebenso.