Privat gegen Staat

Solarbranche fordert Ausstieg von Illwerke-VKW aus dem Fotovoltaik-Markt.
Schwarzach Das Regierungsprogramm der Landesregierung besagt: Der Fotovoltaik (PV)-Anteil auf Vorarlbergs Dächern soll verdreifacht werden. Auch die Bundesregierung möchte die Technologie forcieren. Von Goldgräberstimmung ist in der Branche jedoch keine Spur. Im Gegenteil: Die Aufregung ist groß. Zahlreiche Vorarlberger Unternehmer richten einen offenen Brief an den Eigentümer der Illwerke-VKW, also an die Landesregierung. Sie fordern, dass sich der landeseigene Kraftwerksbetreiber aus dem PV-Markt zurückzieht und sich stattdessen dem Stromnetz stärker widmet. Sie orten Wettbewerbsverzerrung. Die Illwerke-VKW sind von der heftigen Kritik überrascht.
Mitbewerber und Netzbetreiber
Einer der Unterzeichner ist Andreas Müller von der Firma Hansesun. Er ärgert sich: „Wir haben immer super Arbeit geleistet. Trotzdem wird uns nicht zugetraut, das von der Landesregierung gesetzte Ziel zu erreichen. Das ist beschämend.“ Nun beackere das landeseigene Institut den Markt. „Wir würden auch eine Vervierfachung schaffen. Aber uns hat man ja nicht gefragt.“ Das sei deshalb auch kritisch, weil das Landesunternehmen über eine Monopolstellung verfüge. Müller meint das Stromnetz in der Hand der Illwerke-VKW-Gruppe. Marco Rusch von Aerocompact hat den Brief ebenfalls unterschrieben. Er erläutert: „Es ist paradox. Da Illwerke-VKW sowohl Netzbetreiber als auch PV-Anbieter ist, müssen die Privatunternehmer beim Mitbewerber einen Netzantrag stellen.“
Bei Illwerke-VKW zeigt man sich über die Heftigkeit und der Vorgehensweise der Vertreter überrascht. „Die Vorarlberger Energienetze GmbH ist aufgrund gesetzlicher Bestimmungen zur vollständigen Entflechtung und Gleichbehandlung aller Kunden verpflichtet“, betont Unternehmenssprecher Christof Burtscher auf VN-Anfrage. Das werde intern und von der Regulierungsbehörde E-Control kontrolliert. „Dazu gab es weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart Beanstandungen.“
Zwar sind Netzbetreiber und PV-Anbieter unterschiedliche Unternehmen innerhalb der Illwerke-VKW-Gruppe, sie seien allerdings stark vernetzt, ist Andreas Müller überzeugt. „Bei dem Firmengeflecht kommt es unweigerlich zu einem Datenmissbrauch.“ Es war jedoch der Einstieg bei einer Privatfirma, der den Streit zwischen Privatwirtschaft und öffentlichem Unternehmen eskalieren ließ. Illwerke-VKW kaufte sich beim Solarenergie-Anbieter Doma ein. Die Firma mit Sitz in Satteins gehört einem Schweizer Unternehmen und bietet sowohl PV-Anlagen als auch Solarthermie an. Müller ist erbost: „Ein Schweizer Unternehmen möchte mithilfe der Illwerke-VKW den Vorarlberger Markt aufmischen. Das ist unverschämt.“ Rusch ist überzeugt: „Sie legen die Rutsche für einen Mitbewerber.“
Illwerke-VKW entgegnen: Doma war bis 2013 ein Vorarlberger Unternehmen. Mit dem Einstieg gebe es wieder einen Vorarlberger Eigentümer. Der PV-Markt wachse stark, fährt Unternehmenssprecher Burtscher fort. „Es ist weniger mit einem Verdrängungswettbewerb, sondern eher mit Engpässen im Bereich Fachpersonal und Systemlieferung zu rechnen.“ Außerdem müsse man die Marktchancen nutzen. „Auch unsere Mitbewerber in den übrigen Bundesländern steigen in die PV-Branche ein.“ Landeshautpmann Markus Wallner erklärt auf VN-Anfrage, dass ein Eigentümer den Aufsichtsratsbeschluss zum Anteilskauf zur Kenntnis nehmen müsse. Aber: „Die Anliegen der Vorarlberger Fotovoltaik-Branche werden selbstverständlich ernst genommen und es wird ein klärendes Gespräch geben müssen.“
Heute, Mittwoch, ist eine Pressekonferenz zum Thema angesetzt. „In der Szene herrscht eine große Unruhe“, sagt Marco Rusch. „Das ist damit noch lange nicht fertig.“
„Wir würden auch eine Vervierfachung schaffen. Aber uns hat man ja nicht gefragt.“