Einmal Eisenbahner – immer Eisenbahner

Heute feiert Alt-Nationalrat und Alt-LAbg. Günter Dietrich seinen Achtziger.
RANKWEIl Heute feiert der ehemalige SPÖ-Politiker und Bahnbeamte Günter Dietrich seinen 80. Geburtstag. Er wurde am 15. Juli 1941 in Rankweil geboren. Dietrich war von 1974 bis 1983 Abgeordneter zum Vorarlberger Landtag und von 1983 bis 1994 Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat.
Im Landtag lag der Schwerpunkt seiner politischen Tätigkeit im Bereich Wohnbau und er war damals als „Anwalt der Mieter“ bekannt. Auch im Nationalrat bildeten Wohnbau und Umweltschutz seine Schwerpunkte. Besonders engagierte er sich für den Schutz der tropischen Regenwälder. Später konzentrierte er sich auf den außenpolitischen Bereich, vor allem auf die Entwicklungshilfe, Menschenrechte und die internationale Solidarität.
Besonders intensiv setzte er sich mit der damaligen Freiheitsbewegung in Nicaragua und anderen Ländern Zentralamerikas auseinander. Bei seinen Reisen dorthin sah er, dass die Menschen dringend Unterstützung von uns benötigten und so gründete er mit Freunden das „Vorarlberger Nicaragua Komitee“. Dieses sammelte in Vorarlberg intensiv Spendengelder, mit denen zahlreiche Entwicklungshilfeprojekte realisiert wurden. Das größte Vorhaben war der Aufbau einer Textilschule in Managua. Acht nicaraguanische Textilschüler konnten auch für ein Jahr nach Dornbirn eingeladen werden, um an der dortigen Textilschule eine zusätzliche Ausbildung zu erhalten. Zu Beginn der Neunzigerjahre gründete Günter Dietrich in Wien das Österreichische Nord Süd Institut für Entwicklungszusammenarbeit. Zuerst war er dessen Vorsitzender, dann Geschäftsführer. Das Institut verwirklichte zahlreiche Entwicklungshilfeprojekte in Zentralamerika, Südafrika, Mosambik, Simbabwe sowie in Uganda, der Westsahara und in Palästina.
Begonnen hatte Dietrich seine politische Laufbahn als Mitglied der Sozialistischen Jugend, deren Vorarlberger Landesobmann er war. So lernte er schon im Alter von 18 Jahren die späteren Bundeskanzler Bruno Kreisky und Willy Brandt kennen. Für Kreisky, der sein großes politisches Vorbild werden sollte, organisierte Dietrich später zahlreiche Besuche in Vorarlberg. 1970 wurde er zum Gemeindevertreter in Rankweil gewählt und war auch Landesparteisekretär der SPÖ.
Dietrich führte in einem Gespräch mit mir vor einigen Jahren aus: „Ich bin im Rückblick mit meinem Leben zufrieden. Mein Leben war immer von drei Dingen bestimmt: der Eisenbahn, der Sozialdemokratischen Partei sowie der Entwicklungshilfe, den Menschenrechten und der internationalen Politik.“ Dietrich besuchte die Volksschule in Rankweil und die Hauptschule in Feldkirch, bevor er als Lehrling bei den ÖBB die Gewerbliche Berufsschule in Feldkirch absolvierte. Er trat 1955 als Maschinenschlosser in den Dienst der ÖBB und wurde Triebfahrzeugführer. Dietrich war mit 21 Jahren der jüngste Lokführer Österreichs. Etwas mehr als zehn Jahre führte er Züge zwischen Lindau und Innsbruck, auch unter extremen Wetterbedingungen im Winter über den Arlberg. Ab 1971 wurde er als technischer Verwaltungsbeamter eingesetzt.
„Einmal Eisenbahner – immer Eisenbahner“, so Dietrich heute. Er hat zahlreiche Eisenbahnreisen auf allen Kontinenten selbstständig und nie in Gruppen, absolviert. Dazu gehören auch viele Fahrten mit Nostalgiezügen. 2006 hat er eine über dreiwöchige Eisenbahnreise von Peking nach Rankweil unternommen. Sie führte ihn mit der Transmongolischen und der Transsibirischen Eisenbahn von der chinesischen Metropole über Irkutsk, Moskau, Weißrussland, Polen und Tschechien nach Österreich. In Australien fuhr er mit dem bekanntesten Zug des Kontinents, dem „The Ghan“. Günter Dietrich, der heute nach einem mehrmonatigen Krankenhausaufenthalt 2019 in seiner Bewegungsfreiheit deutlich eingeschränkt ist, lebt bestens von Helferinnen und Helfern betreut in einer behindertengerechten Wohnung in Rankweil. „Ich verfolge natürlich noch immer die Politik, die mich ein Leben lang beschäftigt hat. Vieles ist gegenüber meiner Zeit als aktiver Politiker anders geworden und ich erinnere mich noch immer oft und gerne an die früheren Zeiten“, so Dietrich abschließend. EE