“Es wurde verboten, dass Securitys mit Maturantinnen schlafen”

Vorarlberg / 15.07.2021 • 20:18 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Maturant Clemens Hagleitner berichtet von „aggressiven Securitys“. privat
Maturant Clemens Hagleitner berichtet von „aggressiven Securitys“. privat

Auch Vorarlberger Maturanten berichten von übergriffigem Verhalten des Sicherheitspersonals bei X-Jam.

Schwarzach, Poreč, Wien Sonne, Strand, Meer und ausgelassene Partylaune: Bei den X-Jam-Partys in Kroatien feiern jedes Jahr Tausende Maturanten ihren Abschluss. Nun kommen jedoch erschreckende Berichte ans Licht: Durch Security-Mitarbeiter soll es zu sexuellen Übergriffen, Belästigungen und rassistischen Beleidigungen gekommen sein. Öffentlich gemacht hat die Vorkommnisse ein 18-jähriger Niederösterreicher, der über soziale Netzwerke dazu aufgerufen hat, derartige Vorfälle zu sammeln.

Auch Vorarlberger Maturanten berichten den Vorarlberger Nachrichten von übergriffigem Vorgehen des Sicherheitspersonals bei der X-Jam-Reise in den vergangenen Wochen. So war Clemens Hagleitner, Absolvent der Tourismusschule Bludenz, vor allem vom Verhalten der Mitarbeiter überrascht: „Bei den Einlässen waren die Securitys sehr aggressiv, haben wahllos Gäste aus Lokalen geschmissen.“ So sei kein Vertrauen zu ihnen vorhanden gewesen: „Wenn ich ein Problem gehabt hätte, hätte ich mich nicht an die Sicherheitsleute gewendet.“ Hagleitner war in der zweiten Woche der diesjährigen Reise zu Gast. Von den Organisatoren sei allen bereits zu Beginn klar gemacht worden, „dass es in dieser Woche wirklich verboten ist, dass Securitys mit Maturantinnen Sex haben.“

Außerdem sei es bezüglich der Coronarichtlinien zu fragwürdigen Situationen gekommen. Zum Beispiel seien die Ergebnisse der eigentlich verpflichtenden PCR-Tests nicht kontrolliert worden: „Wir hätten einen PCR-Gurgeltest machen sollen, das war aber komplett unübersichtlich. Ich weiß von einigen Kollegen, die ihr Testergebnis nicht einmal vorgelegt haben, weil das Bändchen schon bei Testabnahme, ohne vorhandenes Ergebnis, ausgegeben wurde.“

Auch ein Absolvent der HAK Bregenz, der nicht namentlich genannt werden will, stellt den Organisatoren kein gutes Zeugnis aus: „Es standen Hunderte Menschen ohne Abstand in der Schlange, um ihre Gurgel-Proben abzugeben. Die Ergebnisse hätten wir dann per Mail bekommen sollen – sie sind teilweise aber gar nie angekommen.“ Laut dem 19-jährigen Bregenzer hätte sich das Sicherheitspersonal äußerst aggressiv verhalten.

„Lückenlose Kontrolle“

Den VN bestätigt Thomas Kroupa, Geschäftsführer des Veranstalters DocLX, dass ein Security-Mitarbeiter, der in Kroatien zwei Wochen als Ordner im Einsatz war, entlassen und bei der Landespolizeidirektion Wien wegen sexueller Belästigung angezeigt wurde. „35 bis 40 Betroffene haben sich bisher bei der von X-Jam eingerichteten Beschwerdestelle gemeldet“, sagt Kroupa. Man nehme die Anschuldigungen sehr ernst. Weitere Betroffene seien eingeladen, sich beim Veranstalter zu melden.

Ob die Durchführung der X-Jam-Reise während der Coronakrise ein Fehler gewesen sei? „Vor Ort sind über 30.000 Tests durchgeführt worden, davon über 20.000 PCR-Tests. Die Ergebnisse wurden lückenlos kontrolliert. Dabei sind nur zwei Infektionen nachgewiesen worden“, betont Kroupa. Die Betroffenen seien sofort abgesondert und in Quarantäne gebracht worden. Das Präventionskonzept stamme vom Wiener Umweltmediziner Hans-Peter Hutter und wurde von den kroatischen Gesundheitsbehörden genehmigt. VN-MIH, MAX

„35 bis 40 Betroffene haben sich bisher bei der Beschwerdestelle gemeldet.“