„Auch in Vorarlberg gibt es großes Leid“

Vorarlberg / 16.07.2021 • 17:06 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Im Laufe der Jahre hat Sulzer ein eigenes kleines Archiv mit Presseberichten ihrer Arbeit eingerichtet.bvs
Im Laufe der Jahre hat Sulzer ein eigenes kleines Archiv mit Presseberichten ihrer Arbeit eingerichtet.bvs

Inge Sulzer (74) kämpft für Menschen in finanzieller Notlage.

Lustenau, Bregenz Das Konzept von Inge Sulzer ist so einfach wie überzeugend. Sie hilft jenen Menschen, die durch einen Unfall, eine Krankheit oder einen anderen Schicksalsschlag in finanzielle Schieflage geraten sind. „Oftmals entsteht großes Leid, wenn zusätzliche und nicht geplante Ausgaben anstehen“, erklärt Sulzer. In ihrer Zeit als Familienbund-Obfrau hat die gebürtige Lustenauerin traurige Schicksale erlebt und gelernt, mit dem Leid anderer umzugehen.

Sulzer hat vor genau 30 Jahren den Landesvorsitz des Familienbundes in Vorarlberg übernommen. Nun feiert sie ihr rundes Jubiläum und denkt nicht daran, die Hände in den Schoß zu legen und aufzuhören. „Ich habe damals ziemlich schnell gemerkt, dass mir diese Arbeit gut liegt. Ich helfe gerne anderen Menschen und sie vertrauen mir“, so Sulzer. Das ist auch heute noch so, weshalb sie nicht ans Aufhören denkt.

Zu Beginn ihrer Arbeit habe sie drei Frauen durch die Scheidung begleitet, mit der Zeit kamen immer mehr Menschen auf sie zu. In der Zeit als Familienbundobfrau hat sie vielen Menschen ein Stück Leid nehmen können. Kamen früher eher Familien, bei denen der Vater als Alleinverdiener die Familie ernährte, so sind es heute vorwiegend Pensionisten und alleinerziehende Mütter. „Auch in Vorarlberg gibt es großes Leid“, fügt sie hinzu. Deshalb hat sie 2015 die Notfallhilfe ins Leben gerufen. Damit kann sie schnell und unkompliziert jenen helfen, die momentan ihre Hilfe benötigen.

Sulzer wurde in ihrer Arbeit immer wieder mit sexuellem Missbrauch an Kindern konfrontiert. „Gerade für diese kleinsten Opfer habe ich mich stark gemacht, um die rechtlichen Rahmenbedingungen für sie zu verbessern.“ Jahrelang habe sie sich für den Opferschutz eingesetzt und große Erfolge darin verbuchen können.

Als Belastung empfindet sie ihre Auseinandersetzung mit Notfällen nicht: „Ich lasse Emotionen schon zu, aber die positiven Gefühle, etwa die Freude, wenn ich helfen konnte, überwiegen bei Weitem.“ Und wenn das Negative einmal überhand nimmt, hat sie eine Möglichkeit gefunden, damit umzugehen. „Ich setze mich ins Auto und drehe das Radio ganz laut auf. Die traurigen Gedanken werden wie weggeblasen.“

Gönner unterstützen Notfallhilfe

Das Netzwerk von Sulzer ist groß. Das Vertrauen in sie und ihre Arbeit noch größer. Deshalb unterstützen sie viele größere Firmen finanziell. „Ich überzeuge mich persönlich, ob das Geld wirklich gebraucht wird und bei den Bedürftigen ankommt“, bringt Sulzer ihre ehrenamtliche Tätigkeit auf den Punkt.

Schon zu ihren aktiven Zeiten in der Gemeinde- und Landespolitik waren es vor allem soziale Anliegen und Probleme, die Sulzer beschäftigten. „Mein soziales Weltbild wurde im Familienbund geprägt. Der Kontakt mit Familien, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, ist seit fast 30 Jahren mein Alltag.“ Sulzer stellt für viele eine wichtige Stütze dar und bringt ein bisschen Hoffnung durch ihr großes Engagement. Bvs

„Ich habe, gemerkt, dass mir diese Arbeit gut liegt. Ich helfe gerne anderen Menschen.“

Zur Person

Inge Sulzer

Heimatort Lustenau, wohnt in Bregenz

Geboren 1947

Familie Verheiratet, zwei Kinder und Enkelkinder

Laufbahn Gründung der Notfallhilfe und Leihoma-Service; 1991-2012 Obfrau Familienbund Vorarlberg;

1994-2012 Vizepräsidentin Österreichischer Familienbund; 2006-2014 Landesleiterin Katastrophenhilfe österr. Frauen; seit 2015 Leitung und alleinige Führung der Notfallhilfe; zahlreiche Ehrungen für ehrenamtliches Engagement von Bund und Land