“Ein zentralistisches Verwaltungsmonster”

Sommerschule sorgt weiter für Kritik am Ministerium.
Bregenz Die Sommerschule bleibt in Vorarlberg eine heiße Kartoffel. Während man in der heimischen Bildungsdirektion weiter intensiv nach Lehrpersonal sucht, wird die Kritik am Bildungsministerium in Wien immer heftiger. So habe das Ministerium sogar die Zuweisung der Schüler zu den 56 Vorarlberger Standorten aus Wien bestimmen wollen, ohne auf individuelle Umstände Rücksicht zu nehmen.
BRG-Dornbirn-Schoren-Direktor Reinhard Sepp (58) bestätigt überdies den schon zuvor geäußerten Vorwurf, wonach sich Lehrer für die gesamten zwei Wochen für den Unterricht verpflichten mussten. „Auf der zentralen Anmeldeplattform war das nur so möglich. Von der Bildungsdirektion bekamen wir dann zugesagt, dass wir diese Verpflichtung auf mehrere Lehrer aufteilen dürfen“, berichtet der AHS-Direktor.
Vier von sechs
Bildungsministeriumssprecherin Debora Knob hatte diese Anmeldepraxis gegenüber den VN dementiert. Reinhard Sepp bezeichnet die Organisation der Sommerschule als „zentralistisches Verwaltungsmonster“. Die Bildungsdirektion Vorarlberg nimmt der Schulleiter ausdrücklich in Schutz. „Die haben alles gegeben, um Lehrkräfte zu finden. Da wurden Lehrpersonen angerufen, um sie für die Sommerschule zu gewinnen.“ Sepp selber hat für den Standort BRG Dornbirn Schoren die Zusage von vier der sechs benötigten Lehrer für die angemeldeten Schüler. „Wobei nicht alle der angemeldeten Schülerinnen und Schüler den Förderunterricht wirklich brauchen würden. Da wollten einige Eltern mehr eine Betreuung.“
Pusnik kritisiert Bildungsdirektion
Diese Ansicht teilt Gerhard Pusnik (62), Sprecher der Vorarlberger AHS-Lehrer. „Viele Schüler würden eher Unterstützung im sozialen Bereich benötigen“, glaubt Pusnik. Er übt ebenfalls scharfe Kritik am Ministerium. „Die haben nichts Besseres zu tun, als einfach eine Sommerschule anzuordnen, ohne sich vorher zu informieren, wie das gehen soll.“ Im Gegensatz zu Sepp vertritt Pusnik die Meinung, dass die Bildungsdirektion an der jetzigen Situation nicht ganz unschuldig ist. „Die Verantwortlichen dort hätten sich mehr zur Wehr setzen müssen und nicht einfach nur als Befehlsempfänger von Wien agieren dürfen.“ Laut Pusnik werde der dramatische Lehrermangel im Land gerade durch dieses Projekt deutlich sichtbar.
Suche geht weiter
Die Bildungsdirektion ist weiterhin intensiv auf der Suche nach Lehrpersonal für die Sommerschule. „Von den 30 noch benötigten Lehrpersonen konnten wir mittlerweile zehn rekrutieren“, berichtet Elisabeth Mettauer-Stubler (39), Sprecherin der Bildungsdirektion Vorarlberg. Sie spricht von einer großen Herausforderung für die heimische Schulverwaltung. „Wir können nicht auf so viele Studierende zurückgreifen wie andere Bundesländer, da wir keine Universität haben.“ Man habe im Bundesvergleich überdurchschnittlich viele Anmeldungen für die Sommerschule und trotzdem, auch in absoluten Zahlen, bereits mehr Lehrpersonal für das Projekt rekrutieren können als etwa die Bundesländer Tirol, Salzburg und Kärnten. VN-HK
„Wir haben überdurchschnittlich viele Anmeldungen für die Sommerschule erhalten.“

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