Lange Haft für einen Opferstockdieb

Seine massive Vorstrafenbelastung bescherte Opferstockdieb eine überaus hohe Rechnung: ein Jahr Gefängnis
Feldkirch Der 54-jährige Litauer ist sehr reisefreudig. Zu seinen Zwischenstationen zählten nicht nur die Länder Deutschland, Luxemburg, Frankreich und die Schweiz, sondern auch deren Gerichte und Gefängnisse. So wie andere Souvenirs sammeln, hortet er Eintragungen in sein Strafregister.
Seine „Premiere“ in Österreich begann mit Diebstählen aus Kirchen. Genauer gesagt, er fischte Münzen aus Opferstöcken. Einmal in Landeck, ein zweites Mal in Götzis. Einmal 20 Euro, das andere Mal eine zwar nicht genau bestimmbare, doch ebenso wenig erhebliche Summe.
Was Richterin Sonja Hagen bei der Verhandlung gegen den Litauer am Landesgericht Feldkirch vor allem interessiert, ist die Frage nach dem Warum.
„Ich brauchte Geld für Essen und Medikamente“, lässt sich der Angeklagte von einer Dolmetscherin übersetzen. Er spreche ansonsten zwar fließend Deutsch, vor Gericht beherrsche er die Sprache „aber nicht mehr so sicher . . .“
„Angst vor dem Schwarzfahren“
Seine Schmerzen aufgrund einer Thrombose seien bisweilen schier unerträglich. Deshalb die Medikamente. Bisweilen aber auch Alkohol. „Ich glaubte, durch den Alkohol das Blut zu verdünnen und damit weniger Schmerzen erleiden zu müssen.“ Als konkreten Grund für den Diebstahl aus dem Opferstock der Kirche in Götzis gibt der 54-Jährige an, sich mit dem Geld ein Ticket für die Weiterreise nach Deutschland kaufen zu können. „Ich hatte Angst vor dem Schwarzfahren“, begründet er.
Richterin Hagen verurteilt den Litauer zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von einem Jahr. Wegen des Vergehens des schweren Diebstahls. Auch wenn die Beute von beinahe lächerlicher Höhe war, kommt das Gericht nicht an der Verhängung einer Gefängnisstrafe vorbei.
Als strafverschärfend werden die hohe Vorstrafenbelastung und der rasche Rückfall des Angeklagten genannt. VN-GS