Von Mund-Nasen- und Klimaschützern

Schutzlos Die Maskenpflicht in Innenräumen ist zumindest derzeit so gut wie Geschichte. Selbst wenn 1600 Menschen über eine Stunde Schulter an Schulter im Saal sitzen, wie bei der Festspieleröffnung in Bregenz. Die Politik appelliert an die Eigenverantwortung der Bürger, allen voran Kanzler Sebastian Kurz (34, VP). Eigenverantwortung bedeutet beispielsweise: Obwohl es keine Pflicht ist, könnte man die Maske in Extremsituationen aufsetzen. Die Politik könnte so als Vorbild vorangehen. Sie könnte, tut es aber vielfach nicht, wie die Eröffnung zeigte. Ob Kanzler, LH Markus Wallner (54, VP), Bundespräsident Alexander Van der Bellen (77) oder die Mitglieder der Landesregierung. Kaum jemand hatte mehr Lust auf den Mund-Nasen-Schutz. Mit einer Ausnahme: Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (48, VP) war sich offenbar ihrer Vorbildfunktion bewusst. Als eine der wenigen behielt sie die FFP2-Maske jedenfalls im Gesicht.
Gesprächsstoff Apropos Vorbildwirkung: Bundespräsident Alexander Van der Bellen ( 77) sorgte für viel Gesprächsstoff, vor allem in den Reihen der Spitzenpolitiker aus Bund und Land. Der Grund: Van der Bellen hatte bekanntlich in seiner Festrede zur Festspieleeröffnung den Klimaschutz in den Fokus gestellt und einen Appell an alle gerichtet, dass jeder einen Beitrag zum Klimaschutz leisten könne. Unmittelbar nach der Eröffnung bestiegen Bundespräsident und Ehefrau Doris Schmidauer (57) eine bereitstehende Luxuslimousine und ließen sich zum Mittagessen ins Hotel Fritsch am Berg in Lochau hoch über dem Bodensee fahren. Dass der Präsident dabei auch noch sieben (!) weitere Begleitfahrzeuge in seiner Entourage hatte, stieß bei manchem seiner prominenten Begleiter sauer auf. Van der Bellen würde als einstiger Grüner „Wasser predigen und Wein trinken“, hieß es hinter vorgehaltener Hand. Freilich waren offenbar auch die übrigen Gäste am festlichen Tisch, darunter Kanzler Sebastian Kurz (34, VP), die von den Grünen nominierte Staatssekretärin Andrea Mayer (59) oder der von der VP nominierte Arbeitsminister Martin Kocher (48), mit eigenen Staatskarossen angereist. Auch Landesrat Johannes Rauch (62, Grüne), der als einziges Mitglied der Landesregierung durch Abwesenheit glänzte, hatte am Rande der Feierlichkeiten für wenig lobende Worte gesorgt. Golfsportfan Rauch hatte nämlich Ferien in der Südsteiermark dem Gedränge auf dem roten Teppich vorzogen.
Familientreffen Außenminister Alexander Schallenberg (52) besuchte ebenfalls die Festspiele. Die VN trafen ihn davor zu einem Interview und sprachen mit ihm auch über seinen Cousin. Der heißt Ahmet Schäfer (40) und ist bekanntlich Investor bei Fußball-Zweitligist Austria Lustenau. Die VN fragten Schallenberg, ob er auch einmal zu einem Match kommen würde. Seine Antwort: „Sehr gerne! Wir haben ein bisschen den Kontakt verloren und ich habe ihn längere Zeit nicht mehr gesehen. Ich würde mich über ein Wiedersehen, zum Beispiel bei einem Match, wirklich freuen.“ Vielleicht kommt es im Reichshofstadion schon bald zu einem prominenten Familientreffen.