“Vorarlberg hatte einfach nur Glück”

Warum unser Bundesland von den verheerenden Unwettern verschont blieb.
Schwarzach, Innsbruck Die Elemente tobten, wohin das Auge reicht. In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gab es durch sintflutartige Regenfälle schwerste Verwüstungen, ganze Dörfer wurden dem Erdboden gleichgemacht, 200 Menschen starben. Auch in den Nachbarländern Holland und Belgien sorgte die Sintflut für Überschwemmungen und enorme Sachschäden.
Von Österreich bleiben die Bilder aus Hallein unauslöschlich. Als ein kleiner Dorfbach zum reißenden Strom wurde und mitten durchs Dorf schoss. In anderen Teilen Salzburgs und Tirols kam es zu ähnlichen Ereignissen. Sintflutartige Regenfälle mit Muren und Überschwemmungen lösen überall Angst und Schrecken aus, verursachen massive Schäden und bringen Menschen in Lebensgefahr. Derzeit wird Norditalien, die Zentralschweiz sowie der Norden und der Süden Deutschlands von Unwettern mit beträchtlichen Folgen heimgesucht.
Gleichzeitig erlebt Südosteurpa eine gewaltige Hitzewelle, mit Temperaturen über 40 Grad.
Stellt sich die Frage: Warum ist in unseren Breiten nichts passiert? Warum dürfen wir nur über einen nicht wirklich schönen Sommer jammern, der fast mehr – harmlosen – Regen als Sonne bringt.
„Vorarlberg und der Großteil von Tirol haben einfach nur Glück“, reicht Meteorologe Josef Lang (44) von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) eine simple Erklärung. „Die Tiefdruckgebiete haben sich in Westeuropa ausgebildet und sind auf ein Hoch in Osteuropa getroffen. Entscheidend war: Bei uns konnte sich die Luft nicht mit derart gewitterfördernden Zellen aufladen wie in den Unwettergebieten in Deutschland, wo sich alle unheilvollen Faktoren vereint und diese Unwetter ausgelöst haben“, geht Lang ins Detail.
Fehlende Hitze
Wir waren für die vollumfängliche Ausbildung der Regenzellen dieses Mal schlicht und einfach am falschen Ort. Noch dazu fehlte es durch die ausbleibende Hitzebildung an einem weiteren unwetterfördernden Faktor. „Hätte sich das unheilbringende Tief ein bisschen weiter westlich im Atlantik ausgebildet, hätte es wohl uns getroffen“, folgert der Meteorologe. „So hat uns die noch erträgliche Regenmenge gutes Wachstum beschert, wenn auch andererseits keine idealen Bedingungen für Aktivitäten unter freiem Himmel.“
Die Chancen stehen gut, dass Vorarlberg heuer ohne sommerliche Unwetter durchkommt. „Die Prognosen bis zum 10. August deuten alle darauf hin, dass es mit dem instabilen Wetter weitergeht. Gewittrige Regenschauer wechseln sich mit Sonne. Mit großen Niederschlagsmengen ist nicht zu rechnen“, beruhigt der Experte. Für das Spiel auf dem See ist er wettertechnisch auch eher optimistisch. „Da die Aufführungen spät beginnen, dürfte es mit den Regenphasen bis dann immer schon vorbei sein. Ganz sicher ist das natürlich nicht“, betont Josef Lang. VN-HK
„Hätte sich das Tief weiter westlich im Atlantik gebildet, hätte es Vorarlberg treffen können.“
