Gleiche Pension wohl in 152 Jahren

Vorarlberg / 30.07.2021 • 22:26 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Gleiche Pension wohl in 152 Jahren

1. August ist jener Tag, an dem Männer so viel Pension erhalten haben, wie Frauen bis Jahresende.

Wien, Schwarzach Männer haben bereits so viel Pension erhalten, wie sie Frauen bis Jahresende bekommen werden. Der 1. August markiert heuer diesen Tag der Ungleichheit. Pensionistinnen verbuchen demnach im Monat durchschnittlich 851 Euro weniger als Männer. Das entspricht einer Differenz von 41,6 Prozent. Seit 2015 hat sich der „Equal Pension Day“ zwar um sechs Tage nach hinten verschoben, also um durchschnittlich einen Tag pro Jahr verbessert. Geht es in dieser Geschwindigkeit weiter, dauert es allerdings noch 152 Jahre bis zur Gleichstellung.

Starke Unterschiede

In den Bundesländern gibt es starke Unterschiede. Während Wien als einziges Bundesland den „Equal Pension Day“ erst im September begeht, findet er in Vorarlberg bereits am 8. Juli statt. Das heißt, dass die Pensionistinnen im Land um nahezu die Hälfte weniger als die Pensionisten erhalten.

„Die Pension hängt mit dem Einkommen im Erwerbsleben zusammen. Bei Frauen ist das viel niedriger“, erklärt Mattias Muckenhuber, Ökonom beim Momentum Institut. Einer der Gründe sei hier auch die Teilzeitarbeit, „oft aufgrund von Kinderbetreuungspflichten, die vor allem von Frauen geschultert werden“. Außerdem würden viele Berufe, die hauptsächlich von Frauen ausgeübt werden, schlechter bezahlt.

Frauen schlechter bezahlt

Dieser Analyse stimmt Heike Lehner, Ökonomin bei Agenda Austria, zu. In den Bereichen Beherbergung und Tourismus oder Erziehung und Unterricht würden etwa mehrheitlich Frauen arbeiten. Zudem seien 79 Prozent der Teilzeitstellen von Frauen besetzt.

Lehners Kollege Dénes Kucsera sieht einen weiteren Grund für die Unterschiede im früheren Pensionsantritt von Frauen. „Sie sammeln weniger Versicherungsjahre.“ Etwa 63 Prozent würden keine 40 Versicherungsjahre zusammenbringen, hingegen nur rund 45 Prozent der Männer weniger als 45 Jahre. 

Reform wirkt sich aus

Muckenhuber erinnert außerdem daran, dass sich Teilzeitarbeit seit der schwarz-blauen Reform 2003 deutlich stärker auf die Pension auswirke. “Früher wurden die besten 15 Jahre hergenommen, da waren ein paar Jahre Teilzeit egal. Im jetzigen Zeitraum von 40 Jahren sind sie fix dabei.“ Dass der Unterschied zwischen Männer- und Frauenpension in Vorarlberg am größten ist, überrascht ihn nicht. „Die Teilzeitquote ist sehr hoch, vor allem bei Frauen mit Kindern.“ Fast 80 Prozent seien in Vorarlberg in Teilzeit, österreichweit rund 70 Prozent. „Das könnte in Vorarlberg mit den Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen zusammenhängen.“ Wo es keine Betreuungseinrichtungen gebe, sei es schwieriger, Vollzeit zu arbeiten. „Da wäre der Staat in der Pflicht“, sagt Muckenhuber.

Auch die Ökonomen von Agenda Austria empfehlen, die ganztägige Kinderbetreuung auszubauen. Diesbezüglich bestehe besonders in Vorarlberg Nachholbedarf, erklärt Lehner. Sie empfiehlt Betreuungsgutscheine einzuführen. Das Geld solle dem Kind folgen, egal ob in öffentlicher oder privater Betreuung. Ein weiterer Baustein könnte das Pensionssplitting sein, zudem müssten mehr Frauen in männerdominierte Branchen gebracht werden. Am wichtigsten sei am Ende allerdings, dass es Auswahlmöglichkeiten gebe. VN-ram, ebi

„Die Teilzeitquote ist in Vorarlberg sehr hoch, vor allem bei Frauen mit Kindern.“