“Ma hilft” und Caritas springen bei Familienbeihilfe ein

Vorarlberg / 31.07.2021 • 16:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Seit März warten viele Familien auf ihre Beihilfe. <span class="copyright"> APA</span>
Seit März warten viele Familien auf ihre Beihilfe. APA

Hilfe für besonders gefährdete Familien nach Auszahlungsverzögerung.

Schwarzach Was an der Familienbeihilfe hängt, merkt man erst, wenn es sie nicht gibt. Wie die VN berichteten, warten Hunderte Vorarlberger Familien seit Monaten auf einen Bescheid für die Familienbeihilfe. Für manche ist es ein Zubrot, anderen fehlt dadurch das Kinderbetreuungsgeld. Und wieder andere geraten in existenzielle Nöte. Die VN-Sozialaktion “Ma hilft” und die Caritas greifen nun besonders gefährdeten Familien unter die Arme.

Eine junge Dornbirner Familie hat im März Zuwachs bekommen, wie sie den VN erzählt. Bis heute fehlt die Familienbeihilfe, was für die junge Familie Konsequenzen hat: Nach acht Wochen Mutterschutzgeld gab es kein Kinderbetreuungsgeld mehr, dafür braucht es nämlich einen gültigen Familienbeihilfebescheid. Besonders für Grenzgänger kann das teuer werden, wie ein anderer Fall zeigt. Ohne Kinderbetreuungsgeld entfällt die Versicherung. Ein Mann schildert den VN: Seine Freundin muss 114 Euro für die Selbstversicherung bezahlen, weil sie sich nicht mitversichern kann. Verheiratet wäre es noch wesentlich mehr. Aus der ÖGK wird bestätigt: “Bei verheirateten Paaren wird als Basis für die Beitragsberechnung ein Drittel des Nettoeinkommens als Grundlage herangezogen.” Die Krankenkassa hat aber gute Nachrichten: Sobald das Kinderbetreuungsgeld ausgezahlt wird, gilt die Versicherung rückwirkend. Das Geld kann zurückgefordert werden.

Wer sich bei den Vorarlberger Sozialinstitutionen umhört, bekommt ganz andere Fälle berichtet. Sie erzählen von einer Familie mit zwei Kindern in einem Caritas-Quartier. Die Situation ist so prekär, dass die Familie 300 Euro Überbrückungshilfe vom Unterstützungsfonds Armutskinder brauchte, um Windeln und Essen kaufen zu können. Eine andere alleinerziehende Mutter kann ohne Familienbeihilfe Lebensmittel, offene Rechnungen und anderes nicht bezahlen. Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch berichtet: “Die fehlende Auszahlung erzeugt nicht nur Stress und Unsicherheit, sondern massive finanzielle Engpässe, die teilweise durch Überbrückungsmittel wie Spenden oder Mindestsicherung ausgeglichen werden müssen.”

Große Schwierigkeiten

Caritas-Direktor Walter Schmolly, Vorsitzender des Arbeitgebervereins für private Sozial- und Gesundheitsorganisationen (AGV), ist überzeugt: “Dahinter steckt keine Bösartigkeit des Finanzamts, sondern eine selbst verschuldete Überlastung. Aber es geht nicht, dass man so eine Situation auf die Familien abwälzt.” Auch er kennt Familien, in denen das Haushaltsbudget mit Familienbeihilfe besonders knapp ist und die nun in große Schwierigkeiten kommen. “Manche sind nicht einmal mehr in der Lage, die Grundbedürfnisse für ihre Kinder zu decken, also Wohnen, Essen und Kleidung. Diese Abwälzung darf nicht sein.”

Organisationen wie das Kinderdorf, Caritas, IfS und andere helfen den Familien bei der Überbrückung. “Ma hilft” und Caritas haben nun für Familien, die durch die verzögerte Auszahlung die Grundbedürfnisse ihrer Kinder nicht mehr abdecken können, eine rasche und unkomplizierte Überbrückungshilfe eingerichtet.

Bedürftige Familien können sich direkt bei der Caritas melden: beratung@caritas.at oder 05522/200-1700.