Vom Wahlarzt zum Kassenarzt und wieder zurück

Vorarlberg / 12.08.2021 • 11:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Vom Wahlarzt zum Kassenarzt und wieder zurück
Robert Török ist als “Rückendoktor” bekannt. Jetzt praktiziert er als Wahlarzt. VN/Steurer

Überlastung und Gesundheitsprobleme veranlassten Robert Török zu diesem Schritt.

Dornbirn Der Ärztemangel speziell im niedergelassenen Bereich ist Fakt. Trotz neuer Möglichkeiten, einen Ordinationsbetrieb zu gestalten, lassen sich freigewordene Vertragsstellen immer schwerer oder nur nach langwieriger Suche nachbesetzen. Wie berichtet, geht eine Gemeindeärztin im Großen Walsertal, und in Feldkirch hat die einzige Kinderärztin mit Kassenvertrag die Reißleine gezogen. Sie wird Wahlärztin. Diesen Weg hat nach fast zehn Jahren als Kassenarzt auch Robert Török (51) eingeschlagen. Die Behandlung von 120 bis 140 Patienten täglich forderten ihren Tribut. Der Mediziner kämpfte mit schweren gesundheitlichen Problemen. „Die waren ausschlaggebend, dass ich den Kassenvertrag gekündigt habe“, sagt Török. Inzwischen geht es ihm, wie er bestätigt, wieder hervorragend. Gleichwohl übernimmt er aber weiterhin Nachtdienste im Sprengel Nord.

Genug Zeit für Gespräche

Die Medizin liegt den Töröks im Blut. Schon der Vater von Robert Török war Kassenarzt. „Zu seiner Zeit hat er 40 bis 45 Patienten pro Tag behandelt“, erzählt der Sohn, der seit 2004 als Allgemeinmediziner in der freien Praxis arbeitet. Er trat allerdings nicht in die Fußstapfen des Vaters, sondern eröffnete zuerst eine Wahlarztpraxis in Lustenau. Das Patientenaufkommen entsprach dem seines Vaters. Am Wahlarzt-Dasein schätzte Robert Török, dass es genug Zeit für Gespräche gab und er so besser auf die Patienten eingehen konnte.

Bis 2010 praktizierte er diese Form der ärztlichen Tätigkeit, dann entschied er sich doch, die als Kassenarzt die Nachfolge eines Kollegen in Dornbirn anzutreten. „Es hat mit 80 Patienten begonnen“, erinnert sich Török. Dabei blieb es aber nicht. Über die Jahre steigerte sich die Zahl auf durchschnittlich 120 bis 140 Patienten, die täglich seine Praxis frequentierten. Er habe sich beinhart an den Kassenvertrag gehalten, laut dem alle Personen, die versichert, auch zu behandeln sind. „Der Vertrag stammt aus 1956 und wurde nie geändert“, flicht Török ein. Die Patientenflut zeitigte Folgen. Es blieb kaum Zeit für die Menschen und ihre Anliegen. In seinem Fall nicht gut, weil er sich der Behandlung von Schmerzen am Bewegungsapparat verschrieben hat. Aber auch körperlich machte sich die Belastung bemerkbar.

Magengeschwüre und Herzprobleme

Robert Török spricht von Magengeschwüren und Herzrhythmusstörungen, die ihn immer öfter plagten und schließlich bewogen, die Konsequenzen zu ziehen. Das gedeckelte Honorarsystem sei nur ein Nebenaspekt gewesen, wobei es schwer verständlich sei, wenn die Behandlung von mehr Patienten weniger Geld bringe. In erster Linie wollte Török seine Gesundheit zurück. Also kündigte er den Kassenvertrag. Die Ärztekammer habe nicht, die ÖGK nur nach dem Grund gefragt. Robert Török ist froh, den Schritt gesetzt zu haben, obwohl nur die Hälfte seiner Patienten den Weg mit ihm weitergeht, aber: „Ich bin wieder gesund, und das Arbeiten passt.“ Auch als Wahlarzt entzieht er sich nicht der allgemeinen Verantwortung. Er schiebt 10 bis 12 kurative Nachtdienste pro Monat und ist bei der Gesundheitshotline 1450 im Einsatz.

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