Vor dem Schulgipfel geht es rund: Lehrerstreit um Impfung

Vorarlberg / 25.08.2021 • 19:20 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Vor dem Schulgipfel geht es rund: Lehrerstreit um Impfung
Der Gestaltung des neuen Schuljahrs sorgt für Diskussionen. VN/Rauch

Testpflicht für ungeimpfte Lehrer bringt Lehrergewerkschaft zum Toben.

Bregenz Eigentlich sollte heute, Donnerstag, mit Lehrern und der Gesundheitsbehörde besprochen werden, wie die Regeln des Bundes anzuwenden sind. Quarantäne, Maskenpflicht, Testpflicht und deren Kontrolle … Es gibt einiges durchzukauen. Einen Tag vor dem Schulgipfel gehen allerdings die Lehrer auf die Barrikaden. Sie wehren sich gegen die PCR-Testpflicht. Ein Volksschuldirektor droht sogar offen mit der Kündigung. Es soll weitere Drohungen dieser Art geben. Fast 200 Lehrer haben sich bei der Gewerkschaft gemeldet.

Am Mittwoch stellte Bildungsminister Heinz Faßmann die Regeln für das neue Schuljahr vor. Wer sich nicht impfen lässt, wird mit einer Testpflicht bedacht. Für ungeimpfte Schüler gilt sie ab Risikostufe zwei, für Lehrer schon bei Stufe eins. Sie müssen sich dreimal pro Woche testen lassen, einmal mittels externen PCR-Tests.

Einem Vorarlberger Volksschuldirektor wird es nun zu bunt. Er droht offen mit Kündigung, wie aus einer Nachricht hervorgeht, die im Messengerdienst Telegram die Runde macht. “Die Coronaimpfung lehne ich aus vielerlei Gründen ab und auch ein wöchentlicher PCR Test mit Nasen-Rachen-Abstrich kommt für mich nicht in Frage.” Einen kostenlosen Gurgeltest könne er sich vorstellen, wenn ihn auch geimpfte Lehrer absolvieren müssten. Er habe deshalb mit Willi Witzemann telefoniert und ihm erklärt, dass er eine Kündigung in Betracht ziehe. Auch der Bildungsdirektion habe er seinen Unmut kundgetan.

So wie dem Direktor geht es vielen Pädagogen. An die Kolleginnen und Kollegen hätten sich schon bei ihm gemeldet, Tendenz steigend, sagt Pflichtschullehrervertreter Witzemann. Die Betroffenen wehren sich gegen die Impfung, wollen aber auch keine Mund-Nasen-Abstriche durchführen lassen. Er habe angeboten, das Anliegen der Lehrer beim Bildungsgipfel vorzubringen, erklärt Witzemann. “Wir müssen schauen, dass wir aus dieser Angstsituation herauskommen.” Als Kompromiss will er einen PCR-Gurgeltest wie in Wien und Oberösterreich vorschlagen. “Das wäre für viele Kollegen noch akzeptabel.” 

Allerdings wird der Zeitpunkt kommen, an dem die PCR-Tests irgendwann nicht mehr von der Allgemeinheit übernommen, sondern für den Einzelnen kostenpflichtig werden. Sollte es so sein, müssen die Lehrer die Tests selbst bezahlen, heißt es auf VN-Anfrage aus dem Bildungsministerium. Lehrervertreterin Alexandra Loser spricht von einer Diskriminierung. “Wenn der Arbeitgeber etwas möchte, dann muss er auch dafür bezahlen.” 

Sorge um Lehrermangel

Ähnlich äußert sich Witzemann. “Es wäre doch kurios, wenn man auch noch dafür aufkommen müsste, zur Arbeit zu gehen. Dabei haben wir einen massiven Lehrermangel. Da muss man einfach aufeinander zugehen.” Ein Kollege habe ihm bereits mitgeteilt, dass er wegen der aktuellen Unsicherheit gekündigt habe. 

Aus dem Bildungsressort heißt es: “Solche Kündigungen hatten wir schon im vergangenen Jahr, sie halten sich aber in Grenzen.” Elisabeth Mettauer-Stubler von der Bildungsdirektion Vorarlberg bestätigt: “Natürlich gibt es Lehrer, die sich bei uns beschweren und eigentlich nicht damit einverstanden sind. Aktive Kündigungen hatten wir bisher nicht.” Allerdings kenne man die Regeln ja erst seit Mittwoch. Und besprochen werden sie erst heute. Zu diskutieren gibt es jedenfalls genug.

Text: Magdalena Raos & Michael Prock