Zwischen Konfuzius und Körperkult

„Grenzgänger“ im gnadenlosen kabarettistischen Duell.
Feldkirch Treffender als „Grenzgänger“ hätte der Titel des neuen Kabarettprogramms von Bandi Romeo Koeck und Thomas Anton Rauch nicht sein können. Fast vier Jahre nach ihrem Debut im Theater am Saumarkt meldete sich das ungleiche Duett just dort zurück, um mit Lachsalven und Seitenhieben das neue Programm einzuläuten.

Männlichkeit und Philosophie
Im Kabarett stranden der Ostschweizer Hans-Ueli und der Süddeutsche Heinz-Rüdiger nach einem Flugzeugunfall auf einer einsamen Insel. Während der Schweizer Bergbauer seine Männlichkeit durch rasanten Haarwuchs, ein angeborenes Talent zur Jagd und zum Hornschlittenfahren sowie seine Auszeichnung zum Schwingerkönig schon unter Beweis gestellt sieht, will der deutsche Handelsvertreter ständig an seinem Körperkult feilen. Selbstdisziplin und „Kein Bier vor vier“ duelliert mit Schweizer Bauernschläue, Philosophie aus Fernost und konfuzianischer Gelassenheit. „Wenn du in beiden Händen etwas Schweres trägst, juckt dich die Nase“, zitiert Hans-Ueli den Konfuzius. Oder wenn dich das Schicksal ereilt, kannst du nicht an Altem festhalten. Während der Deutsche unentwegt die Eieruhr stellt, vertraut der Schweizer auf die Beobachtung der Natur. Als es darauf ankommt, betritt er als Erstes die Insel, wo schon bald ein heftiger Streit entflammt, der auch das Bier einschließt. Der Schweizer bedient sich dabei der listreichen asiatischen Technik des „Teak one do“ („Nimm dir dort eins“), während der Deutsche Aerobic dem „Lungenyoga“ vorzieht. Der Deutsche sieht sich durch sein Talent als Hausmann auch den Herausforderungen der Wildnis gewachsen („Der Haushaltsprinz is back“, genial getextet von Lydia Gassner). Der Schweizer vertraut dagegen aufs Alphorn, um eins mit der Natur zu werden. Streng verteidigt er sein Territorium. Derweil macht der Deutsche um seine Gesundheit und seinen Körper allerlei Brimborium.

Aktuelle Bezüge kommen auch nicht zu kurz. So huschen Strache und Gudenus vorbei und machen verächtliche Kommentare über das „Flüchtlingszelt“. Nach der Welle ist vor der Welle. Der „Wintergarten“ wird als nicht klimafit beerdigt.
Weitere Aufführung am Donnerstag, 15. September, 19.30 Uhr im Theater am Saumarkt. HE

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