“Jetzt wird es ernst – jetzt kann ich nicht mehr spielen”

Vorarlberg / 13.09.2021 • 20:00 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
"Jetzt wird es ernst - jetzt kann ich nicht mehr spielen"
Für Laurie hat am Montag der Ernst des Lebens begonnen. Einerseits freut sie sich aufs Lernen, andererseits befürchtet sie, dass sie als Schülerin nicht mehr spielen kann. VN/Paulitsch

Schulbeginn an der Dornbirner Volksschule Edlach. Die VN waren vor Ort und trafen auf viele aufgeregte Schüler.

Dornbirn Nhieu (7) und Pia (7) halten sich fest umfangen und sind gerade ein Herz und eine Seele. Die Klassenkameradinnen haben sich neun Wochen nicht gesehen. Die Mädchen freuen sich über den Schulbeginn, „weil man wieder die Freunde sieht“. Die angehenden Zweitklässlerinnen wollen in der Schule brav mitlernen. Denn beide haben ein großes Ziel. „Wenn ich groß bin, möchte ich Tierärztin werden“, sagt Pia mit einer bemerkenswerten Bestimmtheit. Als Tierarzt, so glaubt sie zu Recht, „kann man Tieren helfen“. Und das ist ihr Herzenswunsch. Zu Hause ist Pia auf Tuchfühlung mit Tieren. Zu ihrer Freude halten ihre Eltern zehn Hühner, einen Hahn und eine Katze. Auch ihre Schulfreundin Nhieu weiß schon genau, was sie einmal werden möchte. „Ich werde Polizistin.“ Diesen Beruf findet sie spannend, „weil man Diebe ins Gefängnis bringen kann“.

Jonas möchte Verbrecher fangen

Dieser Berufswunsch geistert noch in anderen Kinderköpfen herum. Auch Jonas (9), der heute mit seiner Mutter Evelyn zur Schule gekommen ist, möchte sich später einmal zum Polizisten ausbilden lassen. „Dann kann ich mit einem Gewehr herumlaufen und Verbrecher fangen.“ Er würde dann aber auch Jagd auf Verkehrssünder machen. „Wenn ein Autofahrer zu schnell fährt, stoppe ich ihn. Dann mache ich die Motorhaube auf und reiße den Schlauch heraus, damit er nicht mehr fahren kann.“ Seine Vorliebe für den Polizeiberuf kam auch im vergangenen Fasching zum Vorschein. „Jonas hat sich als Polizist verkleidet“, verrät seine Mutter lächelnd. Vor einiger Zeit besuchte sie mit ihrem Sohn eine öffentliche Veranstaltung der Exekutive. Dort wurden Jonas zwei Ausweise ausgestellt, die ihn als Gesetzeshüter ausweisen. „Ich bin also schon Polizist“, sagt der Viertklässler in spe stolz.

Jonas mit seiner Mutter Evelyn. Der Neunjährige möchte einmal Polizist werden.
Jonas mit seiner Mutter Evelyn. Der Neunjährige möchte einmal Polizist werden.

Der Schulhof der Volksschule Edlach in Dornbirn füllt sich jetzt mit immer mehr Menschen. Mit großen Augen und etwas eingeschüchtert beobachtet die sechsjährige Laurie das rege Treiben um sie herum. Die ABC-Schützin mit der schönen Schultüte weicht nicht von der Seite ihrer Mutter Livia und klammert sich fest an deren Hand. Laurie hat nur vage Vorstellungen davon, was sie in der Schule erwartet. Von ihrem großen Bruder weiß sie aber, dass man in der Schule Rechnen, Schreiben und Lesen lernt und dass das Fräulein Jäger sehr nett ist. „Auf diese Lehrerin freue ich mich und aufs Turnen,“ sagt die Taferlklasslerin, die darin geübt ist, auf einem Pferd zu turnen. An ihrem Hals baumelt eine Plakette mit der Aufschrift „Hurra, ich bin ein Schulkind“. Es macht Laurie stolz, dass sie sich nun zu den Schülern zählen darf und für sie der Ernst des Lebens beginnt. „Jetzt wird es ernst. Jetzt kann ich nicht mehr spielen“, meint sie. Insgeheim hofft sie aber, dass sie hin und wieder schon noch mit ihrem Playmobil-Spielzeug spielen kann.

Unweit von Laurie wartet Lina (6) mit ihrem Vater Daniel aufgeregt auf den Unterrichtsbeginn. Die angehende Erstklässlerin freut sich zwar aufs Lernen und den neuen Lebensabschnitt, gleichzeitig bedauert sie aber, dass die Kindergartenzeit vorbei ist. „Am liebsten wäre Lina auch am Wochenende in den Kindergarten gegangen“, berichtet ihr Vater. Kein Wunder, dass seine Tochter am letzten Kindergarten-Tag weinte. Lina glaubt, dass Englisch ihr Lieblingsfach wird. Denn darin ist sie jetzt schon gut, weil sie sich im Kindergarten mit einem englischsprachigen Kind angefreundet hatte.

Der erste Schultag war nicht nur für Lina, sondern auch für ihren Vater Daniel ein aufregender Tag.
Der erste Schultag war nicht nur für Lina, sondern auch für ihren Vater Daniel ein aufregender Tag.

Als ein Mädchen in einem adretten Dirndl dicht an ihr vorbeigeht, schaut Lina ihm bewundernd nach. Sabrina (9) hat sich für den Schulbeginn fein herausgeputzt. Für sie ist es ein Festtag. Denn: „Heute sehe ich meine Freunde und Klassenkameraden wieder.“ Sie ist froh, dass die Ferien vorbei sind – obwohl sie abwechslungsreich waren. „Ich durfte mit meinem Vater im Lkw mitfahren. Wir haben mehrere Baustellen angefahren“, erzählt sie, „außerdem bin ich öfters ausgeritten und baden gegangen.“ Aber nun ist wieder Lernen angesagt. Das Fach Religion mag sie besonders, „weil wir da viel über Gott lernen und Geschichten über ihn hören“. Sie selbst spricht jeden Tag mit ihm. „Abends bitte ich den lieben Gott, dass er mich segnet und beschützt.“   

Sabrina (9) hat sich für den Schulbeginn fein herausgeputzt.
Sabrina (9) hat sich für den Schulbeginn fein herausgeputzt.