Für Hochwasserschutz wird Auwald gerodet

Vorarlberg / 22.09.2021 • 16:28 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Das gesamte Baustellengebiet ist aus Sicherheitsgründen für Fußgänger und Radler gesperrt.<span class="copyright">ajk/3</span>
Das gesamte Baustellengebiet ist aus Sicherheitsgründen für Fußgänger und Radler gesperrt.ajk/3

Wanderwege am Harder Achufer wegen gefährlicher Forstarbeiten gesperrt, Arbeiten bis Mitte November im Gange.

HARD Die Arbeiten für einen verbesserten Hochwasserschutz am Unterlauf der Bregenzerach sind Anfang der Woche wieder angelaufen. Für die notwendige Verlegung des Schutzdamms muss in diesem Bereich der Auwald teilweise gerodet werden. Deshalb ist der Durchgang gesperrt und wegen Lebensgefahr verboten. Die Radbrücke bleibt hingegen ungehindert befahrbar.

Bis Mitte November

„Die Rodungsarbeiten dauern etwa zwei Monate bis Mitte November“, berichtet Simon Fink von der Firma Forst-Konzept, Wolfurt. Zwischen der Straßenbrücke Hard-Bregenz und der Fahrradbrücke über die Ach muss ein Auwaldstreifen von 30 bis 35 Metern Breite vollständig gerodet werden. Der Achdamm wird entsprechend verlegt und etwas höher errichtet.

Dazu gibt es eine stufenförmige Gestaltung. Dr. Bernhard Fink, Leiter der Abteilung Planung und Bau bei der Stadt Bregenz: „Die Abflusskapazität der Bregenzerach wird um etwa 30 Prozent erweitert. Das bedeutet besseren Hochwasserschutz für die Siedlungsgebiete in Hard in der Nähe der Bregenzerach.“ Der neue Achdamm wird mit heimischem Gehölz bepflanzt, der Mündungsbereich unterhalb der Fahrradbrücke bleibt naturbelassen. Sohlstellen kommen dort der Fischbrut zugute. Wichtig ist auch der Schutz des Harder Trinkwassers, wie Dr. Fink betont. Mit den Bohrungen für entsprechende Brunnen neben dem Achbett ist bereits begonnen worden.

Die Ach war früher breiter

Auch DI Dr. Walter Fitz vom Grünen Hard, Obmann Ausschuss für Klima & Umwelt, nimmt zu den Baumaßnahmen Stellung: „Niemand möchte eine Hochwasserkatastrophe mit Hunderten Todesopfern, wie sie diesen Sommer an der Ahr in Deutschland geschehen ist, verantworten müssen. Die Bregenzerach zwischen Kennelbach und der Mündung in den Bodensee war vor ihrer Regulierung ca. zwei- bis dreimal so breit wie heute. Durch die Maßnahmen wird dem Fluss wieder Raum zurückgegeben. Dass dafür Bäume gefällt werden müssen, ist aus Sicht des Hochwasserschutzes leider alternativlos wie Fitz erläutert.

„Der wertvollste, natürlichste Teil des Auwaldes an der Harder Seite befindet sich unterhalb der Fahrradbrücke und ist von den Maßnahmen nicht betroffen. Aus ökologischer Sicht wird ein Teil der sekundären Au (vom Menschen teilweise mit standortfremden Kiefern aufgeforstet) in Überflutungsflächen mit Weichholzau-Charakter übergeführt. Aus fluss- und fischökologischer Sicht sind die Maßnahmen deshalb als Aufwertung zu sehen. Wir sollten uns deshalb nicht von dem Bild gefällter Bäume leiten lassen, sondern von der aufgeweiteten Ach, nachdem sie wieder ergrünt ist.“

Arbeiter hoffen auf Verständnis

Die Forstarbeiter der Firma Forst-Konzept hoffen, dass sie nicht Wutausbrüchen von zu wenig informierten Naturfreunden ausgesetzt sein werden. Firmenchef Simon Fitz: „Bei unserem Einsatz am Bregenzer Achufer mussten wir uns allerhand Beschimpfungen anhören. Der Hochwasserschutz ist leider ohne diese Rodungsarbeiten nicht möglich. Wir hoffen auf das erforderliche Verständnis.“

Ebenso hoffen die Forstarbeiter, dass sich alle Spaziergänger an die Sperre halten. Es werden zahlreich auch höhere Bäume gefällt, weshalb für das gesamte Gelände striktes Betretungsverbot erlassen wurde.

Das gilt selbstverständlich auch für die Bauarbeiten am neuen Achdamm. Damit wurde die Baufirma Tomaselli beauftragt. AJK

Simon Fink (l.) mit Arbeitskollegen von Forst-Konzept: „Hoffentlich zeigen Spaziergänger Verständnis.“
Simon Fink (l.) mit Arbeitskollegen von Forst-Konzept: „Hoffentlich zeigen Spaziergänger Verständnis.“
Simon Fink (l.) mit Arbeitskollegen von Forst-Konzept: „Hoffentlich zeigen Spaziergänger Verständnis.“
Simon Fink (l.) mit Arbeitskollegen von Forst-Konzept: „Hoffentlich zeigen Spaziergänger Verständnis.“