Kinderbetreuung bleibt Frauensache
Warum Vollzeitjobs besonders für Mütter in Vorarlberg nicht in Frage kommen.
SCHWARZACH Vieles hat sich in den vergangenen Jahren geändert, auch die Geschlechterrollen zu Hause oder auf dem Arbeitsmarkt. Es ist einfacher geworden, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Gerade in Vorarlberg sind Kinderbetreuungseinrichtungen ausgebaut worden. Der Anteil der unter Dreijährigen, die eine solche besuchen, hat sich seit 2000 auf 29,2 Prozent verzehnfacht. Bei den Drei- bis Fünfjährigen ist es laut Statistik Austria zu einem Anstieg von rund 70 auf ganze 95,6 Prozent gekommen. Beides sind überdurchschnittliche Werte im Bundesländervergleich.
Immerhin durchschnittlich ist mittlerweile der Anteil der Vorarlberger Frauen mit Kindern unter 15, die erwerbstätig sind (77 Prozent). Auffallend ist jedoch, dass sie nur selten Vollzeit tätig sind. 84,8 Prozent der unselbstständig Beschäftigten haben einen Teilzeitjob. Das sind so viel wie sonst nirgends im übrigen Österreich (siehe Grafik rechts). Eine Spurensuche führt zum Schluss, dass dies eher nicht auf Wahlfreiheit beruht: „Wir beobachten und hören von Frauen immer wieder, dass es zwar Betreuungseinrichtungen und -angebote gibt und sie auch genützt werden“, berichtet die Geschäftsführerin des Fraueninformationszentrums „femail“, Sarah Bard. Allerdings würden es diese Angebote den Müttern zeitlich oft nicht ermöglichen, voll erwerbstätig zu sein.
Christine Mayrhuber vom Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO kann dies nur bestätigten. Sie hat sich die Kinderbetreuungsangebote genauer angeschaut. Ergebnis: In Vorarlberg gibt es zwar viele Plätze, die Öffnungszeiten sind alles in allem aber kürzer als in Österreich insgesamt.
„Damit ist die Erwerbsmöglichkeit für Frauen zeitlich beschränkt“, so Christine Mayrhuber: „Wenn dann auch noch Fahrzeiten, mangelnde Verkehrsanbindungen oder ein fehlender Pkw dazukommen, ist die hohe Teilzeitquote erklärbar.“
„Traditionelle Arbeitsaufteilungen“
Abgesehen davon bestehen „traditionelle Arbeitsaufteilungen unter Eltern“, wie Sarah Bard betont: Während Väter, auch wegen besserer Bezahlung, meist voll im Beruf bleiben, würden Mütter ebendort zurückstecken und sich um die „Care-Arbeit“ zu Hause kümmern. Diesbezüglich fällt laut Mayrhuber ins Gewicht, dass es in Vorarlberg etwas mehr Kinder pro Frau gibt als bundesweit: „Das erhöht die Vereinbarkeitsproblematik.“ Im Übrigen würden nicht nur Kinder und ältere Angehörige, sondern auch Männer „Sorgearbeit“ benötigen, wie Mayrhuber ergänzt: „Von der Ernährung über die Wäsche bis zum gebügelten Hemd – das sollte nicht unterschätzt werden“. JOH
„Viele Angebote ermöglichen den Müttern zeitlich oft nicht, voll erwerbstätig zu sein.“