Auslandseinsatz im Kosovo: „Es wird immer schlimmer, zu gehen“

Michael Köck, Kommandant des JgB 23, spricht über seine Auslandseinsätze und wie er damit umgeht.
Bludesch Drei Monate können eine lange Zeit sein. Vor allem, wenn man eine Familie hat, die man in der Zeit nicht sieht, die daheim auf einen wartet. Oberstleutnant Michael Köck, Kommandant des Hochgebirgs-Jägerbataillons (JgB) 23, kam vor Kurzem von seinem Auslandseinsatz im Kosovo wieder. Er war dort bei der KFOR (Kosovo Force) als stellvertretender Kontingentskommandant tätig.
Er war somit für die gesamte Koordinierung der nationalen Einsatzunterstützung in personeller und materieller Sicht verantwortlich. Von den 350 österreichischen Soldaten stammen allein 130 aus dem JgB 23, das die gesamte Infanteriekompanie stellt sowie Stabsfunktionen im Kontingentskommando innehat. Neben der Infanteriekompanie überwacht eine Aufklärungskompanie sensible Grenzübertrittsstellen und eine Transportkompanie unterstützt bei logistischen Aufgaben. Das ganze Jahr über sind 350 Soldaten aus dem gesamten Bundesheer im Kosovo im Einsatz, wobei immer rotierend eine der vier Landbrigaden für das jeweilige Kontingent formierungs- und ausbildungsverantwortlich ist.

Im Kosovo herrscht kein Krieg. Die politische Lage dort ist stabil. Damit das aber auch so bleibt, leisten die Soldaten dort Aufklärungsarbeit. Ziel ist es, die politische Lage am Westbalkan weiter zu stabilisieren, im weiteren Verlauf ein politisches Lagebild zu kreieren, Frieden zu bewahren und die Bevölkerung aufzuklären. Dabei unterstützen die Soldaten die dortigen Sicherheitskräfte der Kosovo Security Force und der Kosovo Police als sogenannter „Third Responder“. Die letzten politischen Unruhen waren 2003.
Auslandseinsätze werden Routine
Ein Auslandseinsatz dauert normalerweise sechs Monate, da Michael Köck aber als Kommandant des JgB 23 noch anderweitige Verpflichtungen hat, kann er den Auslandsaufenthalt auf drei Monate verkürzen. Doch auch die sind lang. Für Michael Köck war das sein sechster Auslandseinsatz. „Mittlerweile ist es Routine geworden“, sagt er. „Das bringt der Beruf als Berufssoldat eben mit sich.“ Seine Tochter ist acht Jahre alt. Sie entwickelt immer mehr ein Zeitgefühl, sodass es ihr schwerer fällt, ihren Vater gehen zu lassen. Daher telefoniert Köck während seines Einsatzes täglich mit seiner Familie. „Der Abschied fällt auch mir immer schwerer. Es wird immer schlimmer, zu gehen“, sagt Köck, der schon viele Monate nicht bei seiner Familie verbringen konnte.

Als seine Tochter zur Welt kam, musste er für sechs Monate als Bataillonskommandant zur EUFOR. Danach war er dreieinhalb Monate in Afghanistan, in einem Land, in dem „permanente Gefahr“ herrscht. Dort hat er zusammen mit anderen Soldaten die afghanische Armee für den Gebirgskampf ausgebildet. Jedoch sei die Gefahr dort höher, „zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein“. Hinzu kommen Fort- und Weiterbildungskurse sowie Übungen, die ebenfalls mehrere Tage dauern.

„Das Berufsbild eines Berufsoffiziers ist geprägt durch Abwesenheit der Familie.“ Seine Frau trägt die Hauptlast zu Hause. Es sei eine Zusatzbelastung für die ganze Familie. „Aber sie macht mir auch keine Vorwürfe, denn sie ist meine Abwesenheit gewohnt. Sie schmeißt den Laden daheim und dafür bin ich ihr sehr dankbar.“
Belastungsprobe für Beziehung
Auch die jungen Offiziere müssen erst noch lernen, wie man während eines Auslandseinsatzes mit der Familie umgeht. „Am Telefon kann man keine Probleme lösen“, weiß Köck, der mit seiner Familie im Ötztal lebt. „Für eine Beziehung ist ein Auslandseinsatz eine große Belastungsprobe. Manche Paare zerbrechen auch daran.“
Wenn Köck nach Monaten der Abstinenz nach Hause kommt, dauert es erst einmal zwei bis drei Wochen, bis sich der jeweilige Partner an die Anwesenheit des anderen gewöhnt hat. Der 46-Jährige muss die Erlebnisse des Einsatzes erst gedanklich aufarbeiten, wie die Armut, das Leid und die Perspektivlosigkeit der Kinder im Kosovo. Trotz allem mag er seinen Beruf: „Ich habe den Beruf gewählt, um meinen Teil am Frieden in Europa beizutragen. Für mich kam nie infrage, den Beruf zu wechseln.“