Den Vergessenen einen Namen geben

Segnung der Gedenktafel zum Gedächtnis an Zwangsarbeiter in Fraxern.
Fraxern Im Jahr 1934 wurde Fraxern von einem verheerenden Feuer zu einem Großteil zerstört. Nur wenige Jahre später – 1940 – brach eine Wasserkatastrophe über die Gemeinde herein. Zwei Hauptgründe, warum Fraxern nur wenige Monate später im Rahmen des Förderprogramms „Gemeinschaftsaufbau im Bergland“ zu einer sogenannten „Aufbaugemeinde“ durch die NS-Herrschaft auserkoren und mit Investitionen von rund fünf Millionen Reichsmark zur „Mustergemeinde“ weiterentwickelt wurde. Bis zum Kriegsende wurden so knapp 300 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus Serbien, Russland und der Ukraine nach Fraxern zum Arbeitsdienst verbracht.

Was im Nachhinein zum Glücksfall für die Berggemeinde wurde – Wiederaufbau, zusätzliche Infrastruktur und Straßen wären sonst niemals in dieser Form entstanden –, bedeutete für die verschleppten Menschen genau das Gegenteil. Tägliche harte Arbeit unter unmenschlichen Bedingungen, keine zweckmäßige Kleidung und mangelhafte Versorgung. Umstände, die aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbar sind. Untergebracht waren die Menschen in einem Lager am oberen Dorfrand, welches nach Kriegsende vollständig abgetragen wurde. Auch sonst war das Leben der Dorfbevölkerung und das der Gefangenen strikt getrennt. Einigen wenigen Dorfbewohnern, die ihre Verbundenheit und Menschlichkeit zeigten, wurde seitens der Gestapo mit Haft oder sogar einem KZ-Aufenthalt gedroht.

Zeichen setzen
Auf Initiative des Forums Eschelbach setzte sich im Zuge der Sanierung des Kugelwegs und der seitlichen Stützmauern im vergangenen Jahr – beides Bauprojekte, die von den Menschen während ihres Zwangsaufenthalts in Fraxern umgesetzt wurden – die Idee zur Installierung eines Andenkens an die damalige Zeit durch. Entstanden ist nun eine Tafel aus Granit, gefertigt von Stefan Summer aus Koblach, den Text auf dem Stein erdachte sich der Vorstand des Forums Eschelbach rund um Obmann und Historiker Albert Summer, die Gemeinde übernahm die Kosten für die Realisierung. „Die konkrete Bedeutung der damaligen Zeit wurde durch die Aufarbeitung des Gemeindearchivs durch Albert Summer erst richtig bewusst. Fraxern hat auf Kosten der Menschen damals enorm profitiert, ihnen wollen wir zumindest ein Zeichen der Erinnerung setzen“, fasst Bürgermeister Steve Mayer die Beweggründe zusammen.
Die Granittafel wird am kommenden Samstag, 6. November, um 17 Uhr im Rahmen einer interkonfessionellen Gedenkfeier in der Pfarrkirche St. Jakobus von Generalvikar Hubert Lenz, dem serbisch-orthodoxe Pfarrer Nikola Balovic sowie Pfarrer Pio Reinprecht gesegnet. Die Veranstaltung ist öffentlich und Teil der Carl-Lampert-Woche 2021. CEG
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