Warum der Bildungsminister noch gar kein Freund der Maturanten ist

Protest gegen mündliche Reifeprüfung bei klirrender Kälte in Bregenz. “Wir schreiben die Matura, nicht er.”
Bregenz An Originalität fehlte es den rund 100 Schülerinnen und Schülern der beiden Bregenzer Gymnasien im Park des Palais Thurn und Taxis in Bregenz nicht.
Kurz vor Ende ihrer Kundgebung gegen die ministerielle Ankündigung, dass die mündliche Matura heuer stattfinden werde, praktizierten sie ein Ritual: die Pinata. Ein Karton beschriftet mit “mündliche Matura” wurde an einem Ast fixiert und mit einem Stock heruntergeschlagen. Hiebe für das Böse und als Belohnung purzelten Müsli-Riegel aus der zertrümmerten Schachtel.
Nicht genehmigt
Eine Stärkung tat gut bei klirrender Kälte im Park , wo die Oberstufenschüler für ihre Sache und gegen den neuen Bildungsminister Martin Polaschek Position bezogen hatten. Das machten sie auch mittels pfiffiger Transparente. “Wir sind hier laut”, “Das POLA-Check ich nicht” oder “Mündliche Matura? Nein Danke” hieß es da auf den bunt gestalteten Plakaten.

Dabei war die Freistellung für die Protestveranstaltung nicht einmal von den Direktionen abgesegnet. “Eigentlich gab’s dafür keine Erlaubnis von unserem Direktor”, ließ Siebtklässlerin Lea Klimmer wissen. “Aber wir haben uns dann darauf geeinigt, diese Stunde nachzuholen”, verwies sie auf die letztlich versöhnliche Koordination mit der Schulleitung.

Gesundheit vor Bildung
Einig waren sich die Protestierer darin, dass die mündliche Matura auch heuer unangebracht sei. “Der diesjährige Maturajahrgang wurde von den durch Covid ausgefallenen Präsenzstunden am härtesten getroffen”, führte Klimmer ins Treffen. “Auch uns sollte man im nächsten Jahr die mündliche Prüfung erlassen”, machte Klimmer deutlich.
Die Haltung von 1,2 Millionen Schüler würde einfach ignoriert. Aber die müssten die Matura schreiben und zur Mündlichen antreten und nicht Polaschek, betonten die Jugendlichen. “Wir müssen dem Minister zeigen, dass man so nicht mit uns umgehen kann”, sagte Klimmer in ihrer Rede. Mentale und physische Gesundheit gehe vor Bildung.

Sonst nichts los
Die Veranstaltung wurde von der Aktion (AKS) kritischer Schüler organisiert. Dass, wie von der AKS gewünscht, Protestaktivitäten zur selben Zeit an anderen Schulen stattfinden, passierte nicht. Ein VN.at-Rundruf an mehreren höheren Schulen in Vorarlberg ergab: Nirgends gab es in der dritten Schulstunde eine Protestkundgebung oder einen Unterrichtsboykott.
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