Demonstranten statt Kunden in Bregenz

Vorarlberg / 20.01.2022 • 19:10 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Am Donnerstag zogen 700 Demonstranten durch Bregenz. Am Samstag ist bereits der nächste Protestzug geplant. <span class="copyright">VN/SAMS</span>
Am Donnerstag zogen 700 Demonstranten durch Bregenz. Am Samstag ist bereits der nächste Protestzug geplant. VN/SAMS

Die einen verurteilen die Proteste, andere haben Verständnis.

Bregenz Knapp 700 Gegner der Impfpflicht zogen am Donnerstag mit der Freien Bürgerpartei von der Bezirkshauptmannschaft über die Seestraße und die Anton-Schneider-Straße vors Landhaus. Masken waren dabei wie gewohnt eher ein seltener Anblick, ein T-Shirt verkündete stolz: “Ungeimpft, ungetestet, unbeugsam”.

Gerhard Schwörer betont, nur für die Organisation der drei Großdemos in Bregenz veranwortlich zu sein und kein Mitglied der FBP oder des Corona-Widerstands zu sein. In der Erstfassung des Artikels wurde der Coronawiderstand als Unterstützer der donnerstäglichen Demonstration geführt und Herr Schwörer als führendes Mitglied.

Bereits an der Kreuzung zur Montfortstraße kommt es zum ersten Zwischenfall: “Das ist doch Blödsinn”, schreit ein Mann den Demonstranten entgegen, geht aber im Glockengeläut und Megafonlärm unter. Er kenne zwei an Corona Verstorbene, aber auch solche, die bei den Demos mitgehen, erklärt er. “Sollen sie sich doch impfen lassen, statt hier alles zu blockieren”, verweist der Passant auf den verursachten Stau in der Montfortstraße.

Ausbleibende Kundschaft

“Sie gefähren unsere Erwerbstätigkeit, die ist schließlich auch ein Grundrecht”, hat Wolfgang Herzog vom 4D Outfitters am Ende des Kornmarktplatzes wenig Verständnis. An solchen Tagen habe er ab Beginn der Demo keinen Kunden mehr im Geschäft. “Bregenz ist tot, vielen kleinen Händlern fehlt jeder Euro”, betont Herzog die negativen Aspekte der Demos an der Werktagen. “Als kleiner Händler nimmst du das persönlich”, bestätigt sein Kollege Giovanni Vitale. Der Zusammenhang mit den Demonstrationen sei offensichtlich, verweisen sie auf die Samstage, als die Impfunwilligen noch sonntags durch Bregenz zogen.

Wolfgang Herzog und Giovanni Vitale klagen über ausbleibende Kunden. <span class="copyright">VN/RAuch</span>
Wolfgang Herzog und Giovanni Vitale klagen über ausbleibende Kunden. VN/RAuch

Sie selbst können an solchen Tagen zumindest auf den Webshop bauen. Dort gehen aber die Steuern an das Land des Kunden. “Online kaufen vor allem Deutsche bei uns.” Auf die Demos an den Werktagen könnten sie entsprechend verzichten, so auch auf den Protestzug am Samstagnachmittag durch Bregenz. “Schlussendlich gefährden sie so ja auch ihre eigenen Jobs”, warnt Herzog vor den Konsequenzen auf lange Sicht. “Sie zwingen den Handel in die Knie und versuchen, als Minderheit die geimpfte Mehrheit in die Knie zu zwingen”, kritisiert Herzog die Demonstrationen. “Das ist die wirkliche Spaltung in unserer Gesellschaft, was hier passiert.”

Verständnis

In der Anton-Schneider-Straße stehen drei Geschäftsfrauen zusammen, nachdem der Protestzug durch die enge Gasse zog. Kritisch sehen sie die regelmäßigen Demonstrationen nicht. “Das sind auch potenzielle Kunden, die da vorbeispazieren, die auch einkaufen gehen wollen”, verteidigt sie Martina Zimmermann vom Schauraum. “Der Lockdown für Ungeimpfte ist nur noch eine versuchte Nötigung zur Impfung.”

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VN/SAms

Auch die beiden bei ihr stehenden Unternehmerinnen sehen den Zwang zur Impfung kritisch, ungeachtet, ob nun selbst geimpft oder nicht. Dies ist aber nicht alles: “Österreich hat keine Ausweispflicht, vor allem nicht gegenüber Privatpersonen”, ist sich Zimmermann über ihre eigene rechtliche Stellung bei den 2G-Kontrollen unsicher. Sie gehe da lieber kein Risiko ein. “Nicht dass ich am Schluss noch geklagt werde.”