Omikron ist im Abwasser nur schaumgebremst erkennbar

Vorarlberg / 21.01.2022 • 22:43 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Das Umweltinstitut bearbeitet das Abwasser aus sechs Kläranlagen. VN/MIP
Das Umweltinstitut bearbeitet das Abwasser aus sechs Kläranlagen. VN/MIP

Bisher folgte die Inzidenz dem Level des Coronavirus im Abwasser.

Bregenz Was international bereits mehrfach bewiesen wurde, zeigte sich ebenfalls bei der Auswertung von Vorarlberger Abwasserproben seit dem Sommer 2020. Bisher ließen sich die Neuinfektionszahlen der kommenden Woche in den Kläranlagenanalysen der Vorwoche fast punktgenau vorhersehen.

Doch die dominante SARS-CoV2-Variante Omikron hat nun andere Auswirkungen auf die Ergebnisse der Abwasseranalysen. Denn der von Omikron verursachte große Infektionsanstieg schlägt sich nur abgeschwächt im Abwassermonitoring nieder. Die Viren-Levels gehen aktuell vielerorts nicht genau so stark durch die Decke, wie es zuletzt die Inzidenzen taten.

Geringere Virenlast

Auch in Vorarlberg beobachtet man bei den aktuellen Abwasserdaten diese Veränderung „Der steile Anstieg der Sieben-Tages-Inzidenz Anfang dieses Jahres im Einzugsgebiet der Kläranlage Bregenz bildet sich in der Virenlast des Abwassers im Vergleich zur vierten Welle im November deutlich weniger ab“, erklärt Christoph Scheffknecht anhand eines Beispiels. Dieser Trend sei in Vorarlberg am deutlichsten ausgeprägt, weiß der Leiter der Umweltanalytik im Umweltinstitut.

Woher die relativ schaumgebremsten Werte in den Proben rühren, lässt die Wissenschaftler noch rätseln. „Wir wissen noch nicht, warum das Abwassersignal nicht mehr so deutlich ist wie früher“, so Scheffknecht. Eine Hypothese sei, dass die durch Omikron ausgelösten Erkrankungssymptome nun hauptsächlich im Rachenraum auftreten – mit höherer Virenkonzentrationen. Dadurch würden sich mildere Krankheitsverläufe, aber auch eine höhere Ansteckungsgefahr ergeben. „Eine weitere Konsequenz dürfte ein verändertes Ausscheidungsverhalten der Viren sein, das einen geringeren Eintrag von Virenpartikeln ins Abwasser bedingt“, erklärt der Leiter der Umweltanalytik.

Weiterhin wichtiges Instrument

Das Covid19-Abwassermonitoring verliert deshalb aber nicht an Bedeutung. Scheffknecht ist überzeugt, dass die Abwasser­überwachung vor allem nach dem Abklingen der Omikron-Welle und dem zu erwartenden Rückgang bei den Testungen ein wichtiges zusätzliches Instrument bleibt. „Ob dann tatsächlich nur noch ein geringes Infektionsgeschehen besteht, sollte sich durch eine sehr geringe oder gar nicht mehr messbare Virenlast im Abwasser abbilden“, erläutert Christoph Scheffknecht. Zudem könne ein neuerlicher Anstieg des Infektionsgeschehens durch die Rückkehr der Delta-Variante oder einer neuen Variante auch bei deutlich reduziertem Testumfang erkannt werden. „Wenn nur einer von 30.000 Menschen mit Corona infiziert ist, so sehen wir das im Abwasser.“ Derzeit werden die Kläranlagen Bregenz, Dornbirn, Hofsteig, Hohenems, Meiningen und Ludesch mehrmals pro Woche überprüft. Die bearbeiteten Proben kommen nach Innsbruck ans Institut für Mikrobiologie. Am nächsten Tag steht das Ergebnis fest. Rund 75 Prozent der Vorarlberger sind in dieses Screening involviert.

„Wenn nur einer von 30.000 mit Corona infiziert ist, sehen wir das im Abwasser.“