Suspendierte Kulturamtsleiterin werkt im Hintergrund weiter

Vorarlberg / 22.01.2022 • 05:30 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Suspendierte Kulturamtsleiterin werkt im Hintergrund weiter
Eine von Michael Ritsch weitergeleitete E-Mail der suspendierten Kulturamtsleiterin Judith Reichart sorgt hinter den Kulissen für Aufregung. SPÖ/Rainer

Bürgermeister Michael Ritsch verschickt eine Reichart-Mail mit Programmanhang an Kulturausschuss.

Bregenz Das Ausstellungsprogramm 2022 der Landeshauptstadt Bregenz sorgt hinter den Kulissen für Aufregung. Eine E-Mail, die Judith Reichart (51) am 13. Jänner an Bürgermeister Michael Ritsch (53, SPÖ) schickte, könnte den Eindruck erwecken, dass die Kulturamtsleiterin trotz Suspendierung im Hintergrund weiter werkt. Sie sorge sich wegen der bereits festgelegten Ausstellungen, schreibt sie. In der E-Mail, die den VN vorliegt, formuliert Reichart die Dringlichkeit eines Programm-Beschlusses im Kulturausschuss. Ihre Nachricht an den Bürgermeister hat ihr Ziel offensichtlich nicht verfehlt. Ritsch leitete die Mail mit Programmanhang zeitgerecht an die Ausschussmitglieder weiter, damit eine entsprechende Entscheidung getroffen werden könne, wie es darin heißt.

Suspendierte Kulturamtsleiterin werkt im Hintergrund weiter
Kulturstadtrat Michael Rauth (ÖVP): “Irgendwie schaut das so aus, als ob das eine vorsichtige Form der Umgehung ist.”

Im Rathaus jedenfalls scheint es unterschiedliche Auffassungen zu geben, was eine suspendierte leitende Mitarbeiterin darf, und was nicht. „Für mein Verständnis bedeutet das, vom Dienst enthoben zu sein und nicht arbeiten zu dürfen“, so VP-Kulturstadtrat Michael Rauth (68). Irgendwie schaue das jetzt mit dem Weiterleiten der Mail wie eine vorsichtige Form einer Art Umgehung der Suspendierung aus. „Der Bürgermeister unterstützt im Prinzip ihr Vorgehen“, so der Stadtrat weiter.

Vorgänge schon länger suspekt

Rauth sind die Vorgänge schon länger suspekt. Auch er hatte von Reichart, obwohl sie bereits im Oktober des Vorjahres mittels eines Amtsantrages vom Dienst enthoben wurde, digitale Post erhalten. Das war am 10. Jänner. Er habe daraufhin umgehend mit dem Stadtamtsleiter und dem Bürgermeister Kontakt aufgenommen. Was die Erstellung des Programms betrifft, habe man ihm mitgeteilt, dass dies wohl in die Zeit vor der Suspendierung gefallen sei. Nachprüfen könne er das freilich nicht. Zudem sei der Standpunkt des Bürgermeisterbüros, dass es völlig okay sei, wenn ein Mitarbeiter, der vom Dienst enthoben ist, sich Gedanken über die Arbeit mache. Ein Graubereich, wie Kritiker befinden. Unklar scheint, wo die Gedanken aufhören und das Arbeiten beginnt. Was das Ausstellungsprogramm 2022 der Stadt Bregenz betrifft, ist im Übrigen die Arbeit nicht abgeschlossen. Es würden die Aufstellungen zu den Detailfinanzierungen fehlen, so Rauth zu den VN.

Mit mehreren Vorwürfen konfrontiert

In Bregenz scheint so schnell keine Ruhe einzukehren. Die Causa Reichart dürfte noch länger Thema bleiben. Die Kulturamtsleiterin ist gleich mit mehreren Vorwürfen konfrontiert. So soll sie zum Beispiel als Präsidentin des Magazin 4 Geld für ein Buch erhalten haben, das nie erschienen ist. ÖVP, Grüne und Neos orteten zudem den Verdacht auf Förderbetrug und Schattenwirtschaft und haben die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Das Verfahren läuft. Reichart hat die Vorwürfe stets bestritten. Es gilt die Unschuldsvermutung.