Anwalt der Natur

Vorarlberg / 23.01.2022 • 17:47 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Detlef Willand hat sich als Künstler im In- und Ausland einen Namen gemacht.
Detlef Willand hat sich als Künstler im In- und Ausland einen Namen gemacht.

Mit 86 Jahren starb der Holzschneider Detlef Willand.

Mittelberg In der Nacht zum 4. Jänner 2022 ist Detlef Willand im Alter von 86 Jahren verstorben. Mit ihm verliert das Kleinwalsertal eine herausragende Persönlichkeit. Der weit über das Tal hinaus bekannte Künstler hat sich als Holzschneider durch zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland einen Namen gemacht und dafür mehrfach hohe Auszeichnungen und Preise erhalten.

So wurde Detlef Willand im Jahre 2012 in Wien für seine ehrenamtlichen Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Walser Volks- und Heimatkunde ein Ehrenzeichen der Republik Österreich verliehen, von der Gemeindevertretung wurde er am 20. Oktober 2008 mit dem Goldenen Ehrenzeichen und am 11. Juli 2014 mit dem Ehrenring der Gemeinde Mittelberg geehrt.

Auch in der Walser Volkskultur hat er markante Spuren hinterlassen und sich als Heimatforscher große Verdienste erworben. In mehreren Veröffentlichungen bekundete er, dass ihm seine Walser Heimat ein großes Anliegen war und auch die Walser Geschichte, die Sagenwelt, die Bauernkultur der Walser, Walser Häuser oder alte Wegverbindungen beschäftigten ihn unentwegt.

Mittelsteinzeit

Seit dem Fund eines Steinzeitgerätes aus der Mittelsteinzeit auf Schneiderküren im Jahre 1998 wurde er zur treibenden Kraft der archäologischen Forschungen im Kleinwalsertal, die bis heute andauern und war stets ein kompetenter und geschätzter Ratgeber für die Gemeinde. Bei der Gründung des Vereins „Landschaftsschutz Kleinwalsertal“ im Jahre 1978 war er von Anfang an federführend dabei. Als großer Naturliebhaber und Naturkenner waren ihm Natur- und Landschaftsschutz und die Pflege der Kulturlandschaft ein Herzensanliegen. Als kritischer Denker hat er Fehlentwicklungen, vor allem im Tourismusbereich und der Verbauung der Natur, öffentlich aufgezeigt. Er war ein Anwalt der Natur. Dabei vertrat er eine klare Linie und fand Anerkennung darin, dass er selbst nie eigennützig handelte und das, was er sagte, auch lebte. Die Vereinszeitschrift „bi önsch“ (1978 bis 1999) bereicherte er durch zahlreiche markige Karikaturen und treffende Textbeiträge, die bis heute nachwirken. Geboren wurde Detlef Willand 1935 in Heidenheim an der Brenz. Seine Mutter arbeitete in einem Kinderheim, später leitete sie selbst das Kinderheim Haldenhöhe am Eingang zum Wäldele. Auf die Schulzeit folgte eine Lehre als Holzschnitzer bei Pretzels in Riezlern. Holz war auf jeden Fall eine Konstante in seinem Leben.

Der nächste Schritt war der Besuch der „Fachschule für Holzbildhauer Garmisch-Partenkirchen“. Das war 1955, nach zwei Jahren zog er nach München und arbeitete dort am Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Residenz und des Cuvillier-Theaters mit. 1961 baute er eine eigene kleine Bildhauerwerkstatt neben der Haldenhöhe und begann zu arbeiten. Nachdem diese durch einen Brand zerstört wurde, baute er das Haus neu, so wie es heute dasteht. Detlef Willand heiratete 1966 Hannelore Simrock aus Frankfurt. Der Ehe entstammen zwei Töchter und drei Enkelkinder. Um sich und die Familie zu ernähren, eröffneten Detlef und Hannelore Willand ein Antiquitätengeschäft in Hirschegg und später in Oberstdorf.

Nebenher entstanden damals schon Holzschnitte und 1977, nach der ersten großen Einzelausstellung in der Städtischen Galerie Albstadt erfolgte der Schritt zum hauptberuflich freischaffenden Künstler. Zahlreiche Ausstellungen und Bücher folgten. Seine Themen waren Mythologie, Religion und Philosophie, aber auch und mit zunehmendem Alter immer mehr Volks- und Heimatkunde.

Auch Gewässer beschäftigten ihn, vor allem das Meer. Auf vielen Segeltörns erkundete er die griechischen Inseln und die türkische Küste. Viele Male reisten er und die Familie nach Kreta.

Sein Schaffen ist auch im öffentlichen Raum im Kleinwalsertal deutlich sichtbar, so der Altar für Berggottesdienste auf dem Walmendinger Horn oder der Dorfbrunnen in Hirschegg. Beispiele für wesentliche Veröffentlichungen sind „Alte Sprichwörter“, „Die Antworten der Rabenfrau“, „Kleine Geschichte der Walser im Kleinen Walsertal“ und „Alpbücher im Kleinwalsertal, 1541 bis 1914“.

Noch drei Tage vor seinem Tod verfasste er ein Vorwort zu seinem nächsten Buch.