Baumsterben verschärft Lage im Kampf gegen Naturgefahren

Wildbach- und Lawinenverbauung investiert 2022 über 18 Millionen Euro in Schutzprojekte.
Bregenz Unterhalb des Gebhardsbergs bei Bregenz besteht Gefahr in Verzug. „Absterbende Eschen können von allein umfallen“, beschreibt Gerald Jäger, Gebietsbauleiter der Wildbach- und Lawinenverbauung.
Demnach braucht es noch nicht einmal eine kräftige Windböe. Die Bäume bedrohen Straßeninfrastruktur und Gebäude. Seit Tagen arbeitet ein Team von erfahrenen Baumfällspezialisten im schwierigen Gelände. 100 Bäume müssen weg, der Jungbestand dabei geschont werden und schließlich eine Ersatzpflanzung erfolgen. Im Kampf gegen Naturgefahren geht eine wichtige Waffe verloren – und das im ganzen Land. Das Baumsterben macht den Verantwortlichen zu schaffen.

Erst das Ulmensterben und jetzt die Eschen. Wichtige Baumarten gehen verloren. „Die Eschen wirken stabilisierend auf den Boden und entziehen ihm bei Starkregenereignissen viel Wasser“, schildert Jäger. Jetzt müsse man auf andere Baumarten ausweichen. Ein langwieriges Vorhaben. Forstwirtschaftliche Maßnahmen für einen stabilen Schutzwald dauern Jahrzehnte. Gefahr droht auch, wo einst mit Fichten-Monokulturen schnell aufgeforstet wurde. Der vermehrte Borkenkäferbefall durch Trockenheit und Temperaturanstieg bereitet Grund zur Sorge. Der natürliche Lawinenschutz in höher gelegenen Regionen könnte verlorengehen. Die Folgen des Klimawandels sind absehbar.

Mit dem Klimawandel würden auch Wetterextreme zunehmen, so der Experte. Im Winter könne das oberhalb von 1400 Metern zu einer deutlichen Zunahme der Lawinengefahr führen. Im Tal wiederum drohen lokale Hochwasserereignisse.

Bund und Land greifen beim Schutz vor Naturgefahren tief in die Taschen. „Beim Budget wurde auch heuer kein Sparstift angesetzt“, sagt der Vorarlberg-Verantwortliche der Wildbach- und Lawinenverbaung, Gerald Jäger. Über 18 Millionen Euro sind budgetiert. 55 Stammmitarbeiter und 22 Saisonarbeitskräfte werken an gut 70 Einzelprojekten im ganzen Land. Sowohl bei der Lawinensicherheit als auch beim Hochwasserschutz habe man einen hohen Verbauungsgrad erreicht.
Im Vorjahr verschont geblieben
Zwei kleinere Starkregenereignisse in Dornbirn und St. Gallenkirch, große Hochwasser und Lawinen blieben im Vorjahr aber aus. „Wir sind im Gegensatz zu anderen Bundesländern wie Osttirol, Salzburg oder Steiermark verschont geblieben“, so Jäger. Das sei aber freilich eine Momentaufnahme. Die Natur bleibt unberechenbar. Trotz eines hohen Schutzgrades gelte es, die Vorsorge weiter voranzutreiben. Es stehen auch Renovierungen an. Viele der Lawinenverbauungen, die nach der Katastrophe von Blons errichtet wurden, sind in die Jahre gekommen und müssen in den nächsten Jahren saniert werden.