Zug um Zug Migranten an der Grenze

Vorarlberg / 26.01.2022 • 19:57 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Jeden Tag steht die Grenzwache an den Bahnhöfen.

Jeden Tag steht die Grenzwache an den Bahnhöfen.

Wanderbewegung über Vorarlberg und St. Gallen nach Frankreich hält an. Kontrollen in Österreich rein verzögernd.

Buchs Allein am Mittwochmorgen fangen die Schweizer Grenzwächter knapp 40 Migranten am Bahnhof Buchs ab. Ihr nächster Halt nach einem Coronascreening: Das mit Jahresbeginn eröffnete Provisorische Bearbeitungszentrum (POB). Hier werden die Migranten erkennungstechnisch erfasst, Asylstatus und Fahndungen geprüft. Mit anwesenden oder zugeschalteten Dolmetschern können bis zu acht Flüchtlinge parallel befragt werden, das Evangelische Hilfswerk nimmt sich den Unbegleiteten Minderjährigen an.

Prognostiziert war, dass die Migrationsbewegung über die Schweiz nach Frankreich in den Wintermonaten zurückgeht. Das Gegenteil ist der Fall, betont die Kantonspolizei St. Gallen. Täglich werden 30 bis 40 Migranten aufgegriffen. Nach der Erfassung werden die Flüchtlinge auf drei Schlafstellen aufgeteilt – und sind nach kürzester Zeit wieder unterwegs nach Frankreich.

Kaum einer bleibt

Das Gros machen weiterhin Flüchtlinge aus Afghanistan mit laufendem Asylverfahren aus. Diese müssen per Dublinverfahren in das zuständige Land, meist Österreich zurückgeführt werden. Dies dauert bis zu acht Wochen, derweil können sie nicht festgehalten werden. Dies geht nur bei Migranten ohne Asylwunsch oder -verfahren. Hier finden sich immer mehr Menschen aus dem Maghreb, Tendenz steigend. Von 682 im Jänner aufgegriffenen Migranten konnten 22 nach Österreich zurückgeführt werden. 36 suchten Asyl an.

Die Flüchtlinge bauen lieber auf Gerüchte, dass sie in Frankreich oder Großbritannien die besten Chancen hätten. Zentrumsleiter Simon Bless betont dennoch den Vorteil des POB: Die Reisenden sind nun vollständig erfasst, Dublinverfahren zumindest eingeleitet. Bei einem neuerlichen Aufgriff beschleunigt dies die Abschiebung.

Die Kontrollen auf der österreichischen Seite begrüßt Bless, aber: „Die Einreise in die Schweiz wird damit nicht verhindert, sondern nur verzögert.“ Denn die österreichischen Behörden schicken die aufgegriffenen Migranten zwar retour, begleiten sie jedoch nicht. Somit hindert sie niemand daran, bei nächster Gelegenheit wieder umzudrehen und weiterzureisen.

„Die Einreise wird durch die Kontrollen in Österreich nicht verhindert, lediglich verzögert.“

Vor allem die Afghanen lassen alles ruhig über sich ergehen.

Vor allem die Afghanen lassen alles ruhig über sich ergehen.

Jeder wird mit Foto und Fingerabdruck erfasst.

Jeder wird mit Foto und Fingerabdruck erfasst.

Im POB wird für jeden Migrant ein Verfahren eröffnet.

Im POB wird für jeden Migrant ein Verfahren eröffnet.

Die Migranten nutzen vor allem die Nachtzüge. Allein am Mittwoch fanden die Schweizer Grenzwächter knapp 40 Flüchtlinge im Zug aus Österreich. VN/Paulitsch/Rauch
Die Migranten nutzen vor allem die Nachtzüge. Allein am Mittwoch fanden die Schweizer Grenzwächter knapp 40 Flüchtlinge im Zug aus Österreich. VN/Paulitsch/Rauch

Grenzsituation St. Gallen

4563 Migranten waren es in der zweiten Jahreshälfte 2021.

 

1314 im Dezember, davon 1044 Afghanen. Jeder zweite ist minderjährig.

 

682 wurden im Jänner aufgegriffen, 638 mit laufendem Asylverfahren.