Ortsumfahrung Lorüns: Warum das Montafon unter Zeitdruck steht

Vorarlberg / 27.01.2022 • 13:55 Uhr / 8 Minuten Lesezeit
Ortsumfahrung Lorüns: Warum das Montafon unter Zeitdruck steht

Das SUP-Verfahren läuft bereits. Der Knoten Ost bei der Alma-Kreuzung könnte vorgezogen werden, um die Schranke beim Bahnübergang zu verhindern. Doch die eigentliche Ortsumfahrung für Lorüns könnte noch Jahre dauern.

Lorüns Seit vielen Jahrzehnten wünschen sich die Lorünser eine Ortsumfahrung, nie hat es geklappt. Nun könnte dieser Wunsch aber tatsächlich in Erfüllung gehen. Abhängig ist die Umsetzung vom Land Vorarlberg, da es sich hierbei um eine Landesstraße handelt. Gibt dieses grünes Licht, könnte man weiter verfahren. Dabei steht Lorüns und damit das Land unter Zeitdruck. Denn ab 2024 muss die Alma-Kreuzung beschrankt sein. Das will aber keiner, weder die Gemeinde noch das ganze Tal und erst recht nicht die Touristen und Pendler.

Sicherheit geht vor

So soll die Ortsumfahrung künftig aussehen. Die neue Landesstraße wird zwischen Ill und den Bahngleisen verlaufen. <span class="copyright">VN/Steurer/Gemeinde Lorüns</span>
So soll die Ortsumfahrung künftig aussehen. Die neue Landesstraße wird zwischen Ill und den Bahngleisen verlaufen. VN/Steurer/Gemeinde Lorüns

Die Schranke kommt wie das Amen im Gebet. Laut einem behördlichen Bescheid muss sie bis 2024 installiert worden sein – und das aus gutem Grund. Der tägliche Verkehr ins Montafon hinein und wieder hinaus ist höher als der Verkehr auf der S16 im Klostertal. Im Schnitt fahren auf der L188 rund 15.000 Fahrzeuge täglich, zu Spitzenzeiten 20.000 Fahrzeuge. Zum Vergleich: Auf der S16 fahren durchschnittlich „nur“ 12.650 Fahrzeuge. Keine Frage, der beschrankte Bahnübergang trägt maßgeblich zur Verkehrssicherheit bei, passieren doch an der Alma-Kreuzung immer mal wieder zum Teil schwere Unfälle. Bis jetzt steht beim Bahnübergang nur eine Ampelanlage, die Gleise sind schwer einsehbar, noch dazu dürfen Zug und Auto 80 km/h fahren. Dass etwas gemacht werden muss, steht außer Frage. Das betonen auch der Schrunser Bürgermeister und Standesrepräsentant Jürgen Kuster und der Lorünser Bürgermeister Andreas Batlogg. Sie wollen für ein sicheres Queren der Bahngleise sorgen, nur eben nicht mit einer Schranke, sondern mit einer Unterführung.


„Eine Schranke ist keine gute Lösung und eine ungute Situation für Pendler wie Touristen“, sagt Jürgen Kuster. Die Situation würde sich aufgrund der Taktverdichtung der Züge auf 70 Stück täglich noch einmal verschärfen. „Dann geht alle 15 Minuten die Schranke runter“, so Kuster. „Das ist für den Verkehrsfluss eine Katastrophe.“ Staus sind dann vorprogrammiert, zumal mit einer Schranke die Wartezeiten um das Doppelte erhöht werden. Außerdem würde eine Schranke zwischen einer und eineinhalb Millionen Euro kosten. Noch dazu fallen jährliche Wartungen an. „Bevor wir das Geld für eine Schranke ausgeben, was eine Verschwendung wäre, bauen wir lieber eine Unterführung“, meint Jürgen Kuster.

„Eine Schranke ist keine gute Lösung und eine ungute Situation für Pendler wie Touristen.“

Jürgen Kuster, Standesrepräsentant

Der Stand Montafon und die Gemeinden haben bereits ein einstimmiges Schreiben an das Land verfasst. Auch die Montafoner Bergbahnen sprechen sich für die Unterführung und gegen eine Schranke aus. Jetzt muss nur noch das Land „in die Gänge kommen“, sagt Kuster. Die Kosten der günstigeren Variante (die Alternative wäre ein teures Tunnelprojekt gewesen) teilen sich zur Gänze Bahn und Land.

Bis 2025 kein Budget

Ewig Zeit bleibt nicht mehr, das Projekt Ortsumfahrung auf Schiene zu bringen. Spätestens bis 2024 muss das Teilstück bei der Alma-Kreuzung umgebaut sein. Eine Unterführung für den landwirtschaftlichen Verkehr gibt es dort bereits und könnte adaptiert werden. Die Gemeinde Lorüns hat die Ortsumfahrung bereits einstimmig in der Gemeindevertretung beschlossen. Da es sich hierbei um eine Landesstraße handelt, ist das Land Vorarlberg nun am Zug. Es muss die finanziellen Mittel zur Verfügung stellen. Und da ist auch schon der Haken an der Geschichte: Aufgrund des Stadttunnels Feldkirch und diversen anderen Projekten ist das Budget des Landes bis 2025 ausgeschöpft. Mit dem Bau der Ortsumfahrung, die mehr als 50 Millionen Euro kosten wird, ist also frühestens 2025 zu rechnen.

Die Unterführung bei der Alma-Kreuzung wird für den Knoten Ost adaptiert. <span class="copyright">VN/JUN</span>
Die Unterführung bei der Alma-Kreuzung wird für den Knoten Ost adaptiert. VN/JUN

Da es zeitlich und finanziell nicht möglich ist, die gesamte Ortsumfahrung bis 2024 fertigzustellen, wäre es schon damit getan, wenigstens den Teilabschnitt bei der Alma-Kreuzung, also den Knoten Ost, vorzuziehen und umzusetzen. Doch das geht nur, wenn das Land das Gesamtprojekt noch dieses Jahr genehmigt. Die Landesräte Johannes Rauch und Marco Tittler hätten bereits ihre Unterstützung signalisiert, freut sich Andreas Batlogg. Geplant ist neben der bestehenden Unterführung eine Schleife, die vorübergehend alle Fahrer benutzen müssten, später aber nur für Lorünser gedacht ist. Mittlerweile ist auch die neue Variante einer näheren Ortsanbindung im Westen eingeplant. Die jetzige L188 würde später zur Fahrradstraße herabgestuft werden.

Langwieriges UVP-Verfahren

Noch ist nicht klar, ob die Ortsumfahrung UVP-pflichtig (Umweltverträglichkeitsprüfung) ist oder nicht. Dies werde momentan geprüft. Das SUP-Verfahren (Strategische Umweltprüfung) ist derweil bereits in Auftrag gegeben worden und wird bis September erledigt sein. Die Art des Verfahrens ist maßgeblich für die Geschwindigkeit der Baubewilligung. Braucht es ein UVP-Verfahren, können gleich mehrere Jahre ins Land gehen. Mit den Jahren werden nämlich auch die Baukosten steigen. Florian Jäger, Büro des Landesrates Marco Tittler, rechnet mit einer Steigerung von drei Prozent pro Verfahrensjahr. Bis Ende 2022 muss das Land über den von der SUP empfohlenen Trassenkorridor entschieden haben, damit man bis 2024 den Knoten Ost ausbauen kann.

Der Lorünser Bürgermeister Andreas Batlogg. <span class="copyright">VN/JUN</span>
Der Lorünser Bürgermeister Andreas Batlogg. VN/JUN

Das Land sieht die Notwendigkeit einer schnellen Lösung und Umsetzung des Projektes. Die Teillösung, erst einmal den östlichen Abschnitt bei der Alma-Kreuzung in Angriff zu nehmen, werde momentan vom Straßenbauamt geprüft. Eine Ausnahmeregelung könnte es hierfür durchaus geben, da dieser Bereich nur geringfügige Adaptierungen braucht. Mit dieser vorgezogenen Umsetzung des ersten Bauabschnitts könnte die Schranke verhindert werden. Zu diesem Zeitpunkt könne allerdings aufgrund fehlender Informationen hinsichtlich verfahrensrechtlicher Vorgaben sowie der Finanzierung noch keine Aussage über den zeitlichen Ablauf des Gesamtprojekts getroffen werden, so Jäger.
Das Vorziehen des Anschlussknotens Lorüns Ost für 2024 werde seitens des Standes Montafon und der Gemeinde Lorüns nur unter der Bedingung des unmittelbaren Weiterbaus zugestimmt, betonen Jürgen Kuster und Andreas Batlogg. Das „Provisorium Knoten Ost“ könne maximal für die Restbauzeit bis 2026 als Hauptzufahrt ins Tal dienen. VN-JUN